Die Verschwörer von Kalare
Grotte unter sich, als er über eine Bogenbrücke eilte. Verzweifelt rief sie nach Bächlein und bat den Elementar, er möge die Emotionen, die in immer weiteren Wogen über ihr zusammenschlugen, ins Wasser ableiten. Wenn sie sich schon nicht dagegen wehren konnte, dann könnte sie die Wirkung vielleicht wenigstens abmildern.
Der Druck ließ nach, allerdings kostete es sie viel Anstrengung. Wenigstens erinnerte sie sich nun wieder an ihren Namen und konnte sich umschauen, um zu beobachten, was eigentlich vor sich ging.
Aufregung, Hochstimmung und Kampflust strömten plötzlich auf sie ein und vermittelten ihr ein Gefühl, als stehe sie zu dicht an einem Schmiedefeuer. Sie blickte auf und sah Verwirrung; Gäste und Diener strömten zu den Ausgängen, darunter auch eine Reihe von Männern in den sauberen weißen Tuniken der Dienerschaft, die sich mit berufsmäßiger Berechnung eilig und zielstrebig bewegten.
Und dann sah sie, wie ein Mann hinter Mandus trat, den Flottentribun aus Rhodos, ihn an den Haaren packte, den Kopf zurückriss und ihm mit einer geübten Bewegung die Kehle aufschlitzte.
Die Aufregung um sie herum brachte Isana dazu, wieder aufzusehen. Auf dem Sims oben standen drei Männer kurz vorm Sprung. Alle waren in weiße Tuniken gekleidet und hielten kurze, brutal wirkende Schwerter in den Händen. Alle trugen glänzende stählerne Ringe um den Hals.
Vor lauter Schreck konnte sie ihr Elementarwirken nicht fortsetzen, und sie stürzte in einen Ozean aus Verwirrung und Furcht.
»Bernard!«, schrie sie.
Die drei Meuchelmörder sprangen los.
13
Ohne Isanas Warnung hätte Amara vermutlich nicht überlebt.
Sie suchte gerade den Bereich vor sich ab und hielt Ausschau nach den beiden Männern, von denen sie und Bernard nach dem Vortrag im Amphitheater beschattet worden waren. Ein schriller Schreckensschrei lenkte Amaras Blick zur anderen Seite der Grotte, wo sie beobachtete, wie Flottentribun Mandus mit aufgeschlitzter Kehle auf die Knie fiel und sterbend zur Seite kippte.
Als Isana ihre Warnung ausstieß, hatte Amara den Attentätern den Rücken zugewandt. Sie fuhr herum und schaffte es, dem Hieb des vordersten auszuweichen. Zwei der Mörder befanden sich im Sprung auf Bernard und Isana, und mit seiner Schwester auf dem Arm konnte sich ihr Mann nicht verteidigen.
Amara rief Cirrus, und der Elementar rauschte auf ihren Ruf hin in die Grotte. Sie schleuderte den beiden Männern eine heftige Böe entgegen und traf sie noch mitten im Sprung. Einer ging über den Rand der Brücke und landete im Wasser. Dem anderen gelang es, den Ast eines Baumes zu packen und sich neben Bernard auf den Boden zu schwingen. Der Attentäter wandte sich mit dem Schwert in der Hand Amaras Gemahl zu, doch Amaras Einmischung hatte ihn die entscheidenden Sekunden gekostet, die den Angriff zum sicheren Erfolg geführt hätten.
»Giraldi!«, brüllte Bernard. Er drehte sich um und warf Isana dem ergrauten Soldaten gewissermaßen in die Arme. Dann ergriff der Graf von Calderon einen der schweren Holzstühle, schwang ihn in Richtung des Angreifers und trieb diesen gegen die Felswand der Grotte.
Amara drehte sich um, streckte die Hand aus und drängte den Angreifer mit einer Windböe zurück, doch der Mann schleuderte
ihr Salz aus der Gürteltasche entgegen, und Amara spürte, wie Cirrus bei der Berührung mit dem Salz voller Schmerz stockte. Ihr Elementar war vorübergehend außer Gefecht gesetzt.
Der durchschnittliche Stecher, wie man Meuchelmörder landläufig bezeichnete, hielt für gewöhnlich kein Salz bereit, was bedeutete, dass der Mann es eindeutig auf Amara persönlich abgesehen hatte.
Der Attentäter näherte sich schnell wie ein Berufskämpfer und stach zweimal mit der Klinge zu. Beim ersten Mal konnte sie leicht ausweichen, doch der zweite Hieb schnitt über ihre Hüfte und hinterließ eine brennende Wunde.
»Runter!«, brüllte Bernard. Amara warf sich zu Boden, während Bernard den schweren Holzstuhl fliegen ließ. Der traf den Angreifer mit einem dumpfen Krachen, das offensichtlich von gebrochenen Knochen herrührte, und drückte den Mann an den Stamm eines Baumes.
Der Attentäter konnte sich losreißen, packte sich nun seinerseits den Stuhl und warf ihn hinaus in das Becken. Obwohl sein Brustkorb durch den Treffer entsetzlich verunstaltet aussah, verzog der Kerl keine Miene - und hinter den weißen, starr blickenden Augen lauerte ein eigenartiges Lächeln.
Schockiert beobachtete Amara, wie der Attentäter das
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