Die Verschwörer von Kalare
aus
Kalare, die sich als Gaelle getarnt hatte, als sie bei den Kursoren in der Hauptstadt gedient hatte, mitten unter Kalares Feinden.
Die Frau blickte Amara in die Augen. Sie hatte ein freundliches, aber schlichtes und jetzt sehr blasses Gesicht. Ein Bein war unter ihrem Körper in unnatürlichem Winkel verdreht.
Und sie weinte.
»Bitte«, flüsterte sie Amara eindringlich zu. »Gräfin, bitte töte mich.«
14
Die Ereignisse entwickelten sich in einer solchen Geschwindigkeit, dass sich Amara hinterher nur noch an verzweifelte Nachrichten, gebrüllte Befehle und eine wilde Jagd von einem Gebäude zum anderen erinnern konnte, während sich die Stadt Ceres inmitten der Panik für die Schlacht wappnete.
In den dunkelsten Stunden der Nacht fand der Höhepunkt dieser Vorbereitungen bei einer Besprechung im Garten des Hohen Fürsten Cereus innerhalb der Mauern seiner Festung statt, dem letzten Bollwerk von Ceres und dem sichersten Ort der Stadt.
Amara traf als Erste ein, mit Bernard und Giraldi im Gefolge. Bernard hatte sich eigensinnig aus der Wanne eines Heilers erhoben und sich geweigert, sie auch nur eine Minute lang ohne Schutz zu lassen. Giraldi behauptete, er müsse ebenfalls dabei sein, um seinen Grafen zu beschützen, doch Amara ließ sich davon nicht täuschen. Die Männer hatten beschlossen, dass sie eine Eskorte brauchte, und wollten sich nicht abwimmeln lassen.
Ein ergrauter alter Haushofmeister führte sie in den Garten, eine schlichte Anlage mit Blumen und Bäumen, wie man sie auf jedem Wehrhof im Reich finden mochte; der Hohe Fürst Cereus pflegte ihn eigenhändig. Der Garten war um einen kreisrunden Teich angelegt, dessen Oberfläche die Farben der Elementarlampen spiegelte, ebenso wie das dumpfe rote Licht der Sterne.
Diener brachten Speisen, und nun erinnerte sich auch Amaras Bauch daran, dass der Angriff stattgefunden hatte, ehe sie etwas hatte essen können. Giraldi forderte sie und ihren Gemahl auf, sich zu setzen, dann brachte er ihnen das Essen und stand bei ihnen, als würde er auf seine Enkel aufpassen. Er selbst nahm erst Platz, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie aßen, und nun griff auch er zu und nahm sich ein Stück Käse, ein kleines Brot und einen Krug Bier.
Kurz darauf erschien Fürst Cereus. Innerhalb der Civitas des Reiches war Cereus Macius eine Rarität - ein silbergrauer, älterer Herr. Entweder fehlte es ihm an der Gabe, sich den äußerlichen Anschein der Jugend zu bewahren, oder er hatte sich niemals darum bemüht. Gerüchten zufolge waren Cereus’ Wasserkräfte ein wenig verkümmert, allerdings konnte Amara nicht feststellen, ob dieses Gerede auf Tatsachen beruhte oder erst durch seine Erscheinung entstanden war.
Cereus war von mittlerer Größe und schlanker Gestalt, und er hatte ein langes, mürrisches Gesicht und kräftige Stummelfinger. Rechts und links von ihm gingen zwei Männer mit harten Mienen, deren Hände auf Schwertgriffen lagen. Als sie Bernard und Giraldi sahen, zögerten sie und kniffen die Augen zusammen. Bernard und Giraldi musterten die beiden ebenfalls mit ähnlicher Gelassenheit.
»Ich frage mich, Gräfin Amara«, sagte Cereus fröhlich, »ob sie sich erst einmal am Allerwertesten beschnuppern sollen, damit sie Freundschaft schließen können, oder ob wir sie lieber in unterschiedlichen Ecken anbinden, damit es keinen Streit gibt.«
»Hoheit.« Amara lächelte, erhob sich und verneigte sich tief. »Sie haben nur die besten Absichten.«
Cereus schloss ihre Hände in seine und lächelte ebenfalls. »Vielleicht hast du recht. Meine Herren, wenn es heute Nacht zu Kämpfen kommen sollte, wäre es mir lieb, wenn sie nicht in meinem Garten stattfinden. Ja?«
Die beiden Leibwächter nickten und traten einen halben Schritt zurück, nicht mehr. Giraldi grinste und machte sich wieder über sein Essen her. Bernard lächelte und verneigte sich vor Cereus. »Gewiss, Hoheit.«
»Graf Calderon«, sagte Cereus. »Willkommen. Wenngleich ich fürchte, dein Besuch in meiner Stadt findet zu einer höchst unglücklichen Zeit statt.«
»Ich bin hier, Hoheit«, antwortete Bernard fest, »und möchte dir alle Hilfe anbieten, die ich leisten kann.«
»Danke«, erwiderte Cereus, nicht ohne eine gewisse Ironie. »Gräfin, werden die anderen ebenfalls kommen?«
»Ja, Hoheit«, sagte sie. »Aber es könnte länger dauern. Die meisten Überlebenden befinden sich nach der Panik in der Stadt in einem Schockzustand.«
Cereus knurrte und ließ sich steif auf einer
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