Die Verschwörer von Kalare
kostbaren, wunderbar geschnitzten Holzbank nieder. »Verständlich.« Er sah Bernard an. »Deine Schwester, die …« Er blinzelte, als könnte er das nächste Wort nicht glauben. »… Wehrhöfer in . Sie ist eine begabte Wasserwirkerin, nicht?«
»Ja«, antwortete Bernard.
»Wie geht es ihr?«
»Sie ist erschöpft und schläft«, sagte Bernard. »Schon bevor die Sterne sich veränderten, hatte sie einen anstrengenden Tag hinter sich.«
»Diese Panik war äußerst schmerzhaft für diejenigen, die für solche Dinge empfänglich sind. Wenn es etwas gibt, womit ich ihr helfen kann, lass es mich wissen«, bot Cereus an.
Bernard neigte den Kopf. »Danke, Hoheit. Dass du uns eine
sichere Unterkunft überlassen hast, war schon überaus großzügig von dir. Sie kann sich jetzt ausruhen.«
Cereus blickte Giraldi stirnrunzelnd an. »Ist das Bier? Echtes, ehrliches Bier?«
Giraldi rülpste.
»Krähen und Donner«, sagte Cereus. »Hast du für mich auch einen Krug, Soldat?« Natürlich hatte Giraldi einen. Cereus nippte daran, seufzte ausgiebig und lehnte sich auf seiner Bank zurück. »Wisst ihr«, erklärte er, »meine Tochter lässt einen alten Mann nicht einmal sein wohlverdientes Becherchen trinken. Sie behauptet, es sei nicht gut für das Herz.«
»An irgendetwas muss man doch sterben«, meinte Giraldi. »Also kann man genauso gut ein paar Schluck trinken, während man darauf wartet.«
»Richtig«, erwiderte Cereus. »Das Mädchen hat ein Herz aus Gold, aber diese kleine Wahrheit begreift sie einfach nicht.« Er blickte über die Schulter zu den Mauern mit Zinnen und Wehrgängen, die am Rande des Gartens aufragten. Plötzlich zeigten sich tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn. Amara beobachtete ihn, während er vorsichtig an dem Bier nippte und auf das Eintreffen der anderen wartete. Das dauerte nicht lange. Nach einer halben Stunde hatte sich der kleine Garten des Hohen Fürsten Cereus mit Gästen gefüllt. »Nun«, sagte er und blickte sich mit einem abwesenden Gesichtsausdruck um. »Ich denke, wir sollten anfangen.« Und er erhob sich.
Er stieg mit entschuldigender Miene auf die Bank und klopfte mit einem Ring an den inzwischen leeren Bierkrug. »Meine Herren, meine Damen. Willkommen. Ich wünschte, ich dürfte euch aus einem fröhlicheren Anlass begrüßen.« Er lächelte schwach und deutete auf Amara. »Ich habe euch heute im Namen des Ersten Fürsten und seiner Kursorin Gräfin Amara hergebeten. Gräfin.«
Der Fürst stieg mit sichtbarer Erleichterung von der Bank.
Amara verneigte sich in Richtung von Cereus, nahm eine
kleine Münze aus der Tasche, ließ sie in den Teich fallen und murmelte: »Amaranth-Wasser, eile dich und bring Nachricht zu deinem Herrn.«
Die Oberfläche des Wassers kräuselte sich um die Stelle herum, wo die Münze versunken war, und begann sich zu bewegen. Dann erhob sich das Wasser, stieg auf und formte sich zur Gestalt eines großen, schlanken Mannes, der sich in der Spätzeit seiner Blütejahre befinden mochte. Langsam zeichneten sich in der Tunika und der Hose Farben ab und vertieften sich zum Blau und Rot des Hauses Gaius. Das Haar nahm einen grauweißen Ton an, der nicht zum Alter zu passen schien, denn der Mann konnte nicht viel älter als vierzig Jahre sein.
Amara verbeugte sich. »Fürst, wir sind bereit.«
Das Bildnis des Ersten Fürsten wandte sich Amara zu und nickte. »Ja, bitte. Fürst Atticus und Fürst Placidus« - er deutete auf zwei weitere Wassergestalten, die sich rechts und links neben ihm formten - »haben sich zu uns gesellt.«
Amara drehte sich zu den Anwesenden im Garten um. »Meine Herren und Damen, ich weiß, die vergangenen Stunden haben große Verwirrung gestiftet und Angst ausgelöst. Der Erste Fürst hat mich angewiesen, euch alles mitzuteilen, was wir über die Ereignisse in Erfahrung bringen konnten.
Bislang wissen wir noch nicht, um wen es sich bei den Attentätern handelt, die uns gestern Abend überfallen haben«, erklärte Amara, »doch uns ist bekannt, dass beinahe alle Mitglieder der Dianischen Liga angegriffen wurden, außerdem Lehrkörper und Dienerschaft der Collegia Tactica sowie die Hauptleute und Tribune der Ersten Ceresianischen und eine Reihe Offiziere, die ein Symposium an der Collegia besucht haben.
Die Attentäter haben mit tödlicher Effizienz zugeschlagen. Wir beklagen als Opfer die Hohe Fürstin von Rhodos, die Hohe Fürstin von Phrygia, den Senator Parmos sowie sechsundsiebzig weitere Cives, die von den Attentätern als
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