Die Verschwörer von Kalare
hören?«
Bernard erhob sich mühsam. Sein Gesicht war blass, und man sah ihm die Schmerzen an. Er schaute sich um, und da sich von überall weitere Angreifer näherten, schnappte er sich einen neuen
Stuhl. Doch er keuchte, als er ihn aufhob, und Amara bemerkte nun die Stichwunde in seinem Rücken.
»Kannst du fliegen?«, fragte er leise. Er schloss kurz die Augen, und der Stuhl in seiner Hand schlängelte und bog sich so beweglich wie eine Weidengerte. Die verschiedenen Stücke des Stuhls verlängerten sich und verflochten sich zu einer langen Keule, die so schwer war, dass ein Erdwirker mit seiner Kraft sie sicherlich mit tödlicher Wirkung schwingen konnte. »Kannst du fliegen?«, fragte er sie abermals.
»Ich lasse dich nicht hier zurück.«
Er warf ihr einen Blick zu. »Kannst du meine Schwester nach draußen tragen?«
Amara schnitt eine Grimasse. »Ich glaube nicht. Cirrus ist verletzt. Ich glaube, ich könnte nicht einmal allein hinausfliegen, geschweige denn mit ihr.«
»Ich habe sie, Bernard«, sagte Giraldi. »Aber du solltest sie nehmen. Ich halte euch den Rücken frei, während ihr euch nach draußen durchschlagt.«
Bernard schüttelte den Kopf. »Wir bleiben zusammen. Hat jemand von euch schon einmal Männer auf diese Weise kämpfen sehen?«
»Nein«, sagte Amara.
»Nein, Herr.«
»Es sind viele«, meinte Bernard. Tatsächlich kam nun ein halbes Dutzend dieser Kämpfer auf sie zu und war bereits nahe genug, um sie im nächsten Augenblick anzugreifen. Mindestens ein Dutzend weitere versperrten ihnen den Fluchtweg und gingen ebenfalls langsam auf sie zu, so dass sie vermutlich zeitgleich mit den anderen angreifen würden. Oben in den anderen Stockwerken oder auf einem der Balkone war Feuer ausgebrochen. Eine Rauchwolke trieb durch die Luft und verhüllte die Sterne oben.
»Ja«, stimmte Amara zu. Sie ärgerte sich, weil ihre Stimme vor Angst zitterte, aber sie konnte es nicht verhindern. »Wer auch immer die sind.«
Bernard wandte Amara den Rücken zu und stellte sich den Männern, die von weiter hinten kamen. »Ich hetze Brutus auf sie«, sagte er leise. »Versuch, sie niederzutrampeln. Dann rennen wir zwischen ihnen hindurch.«
Der Plan bot wenig Hoffnung auf Erfolg. Brutus war entsetzlich stark, aber nicht besonders flink, und in solch engen Räumlichkeiten war sein Nutzen begrenzt. Und nicht nur das: Den Elementar selbstständig kämpfen zu lassen würde Bernard den Löwenanteil der Kraft rauben, die der Elementar ihm geben konnte. Diese Männer, wer immer sie auch sein mochten, waren gute Kämpfer und in ihrem Wahnsinn zu allem entschlossen. Bernard und die anderen würden es niemals bis zur Tür schaffen.
Aber was blieb ihnen sonst übrig? Die einzige Alternative bestand darin, Rücken an Rücken so lange zu kämpfen, bis sie alle erschlagen wurden. Bernards Plan versprach wenigstens eine winzige Chance, obwohl Amara wusste, es ging nicht darum, ob sie sterben würden, sondern nur noch darum, auf welche Weise.
»Bereit?«, fragte er.
Amara knirschte mit den Zähnen. »Ich liebe dich.«
Er gab dieses tiefe, zufriedene Brummen von sich, wie so oft, nachdem er sie geküsst hatte, und sie wusste, dass er gerade sein kämpferisches Grinsen aufgesetzt hatte. »Ich dich auch.«
Er holte tief Luft, und gerade, als die Männer oben sich zum Sprung bereit machten, stieß er einen Schrei aus: »Brutus!«
Abermals erhob sich der große Steinhund aus der Erde. Er stürmte auf die Gruppe zu, die über den Felssims kam, und bellte. Seine gewaltige Stimme klang wie das tiefe Knirschen von Steinen, die unter großer Spannung aneinandermalmen. Der erste Attentäter hob die Waffe, doch der Steinhund senkte einfach den Kopf und rammte dem Mann die Schulter in die Brust. Schaumiges Blut floss in einem Schwall aus dem Mund des Mannes. Brutus schwang den großen Kopf herum und schleuderte den Kerl gegen zwei seiner Mordgesellen.
Einer schrie auf, stürzte über den Rand und landete mit dem Rücken auf einem Steinabsatz, der nur wenige Zoll über das Wasser ragte. Er gab ein kurzes Keuchen von sich und sackte im Becken zusammen. Der andere geriet ins Taumeln; Brutus ließ seine Pfoten wie große Hämmer auf ihm landen und zermalmte ihn unter sich.
Bernard rannte hinter seinem Elementar her, und Amara folgte ihm ebenfalls. Die Männer oben auf den Balkonen hinter ihnen hatten kurz innegehalten, als Bernard schrie, dann sprangen sie mit übernatürlicher Anmut herunter, unbeeindruckt von Schmerz oder
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