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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schützen willst, musst du aufhören, zimperlich zu sein, und eben eine schwierige Entscheidung treffen .« Ihre Augen funkelten. »Das ist der Preis der Macht, Kursorin.«

    Amara wandte den Blick von der Fürstin ab und starrte die Gefangene an.
    »Ich erledige das Reden«, sagte sie schließlich sehr leise. »Ich gebe dir ein Zeichen, sobald du dich ihr zeigen sollst.«
    Die Fürstin von Aquitania legte den Kopf schief und nickte. »Also gut.«
    Amara drehte sich um und kehrte zu der Gefangenen zurück. »Rook«, sagte sie leise, »oder soll ich dich lieber Gaelle nennen?«
    »Wie du willst. Beide Namen gehören nicht mir.«
    »Dann also Rook«, sagte Amara.
    »Hast du das Messer vergessen?«, fragte die Gefangene. Es klang nur ein wenig spöttisch.
    »Kein Messer«, sagte Amara. »Kalarus hat zwei Frauen entführt. Du weißt, um wen es sich handelt.«
    Rook erwiderte nichts, doch die Art, wie sie schwieg, machte Amara deutlich, dass sie Bescheid wusste.
    »Ich will von dir hören, wohin er sie verschleppt hat«, fuhr Amara fort. »Ich will von dir hören, wie sie bewacht werden. Ich will von dir hören, wie man sie befreien und mit ihnen fliehen kann.«
    Rooks Lippen entfloh ein kurzes Keuchen, das nackte Gespenst eines Lachens.
    »Bist du bereit, es mir zu verraten?«, fragte Amara.
    Rook starrte sie höhnisch an.
    »Also gut«, meinte Amara. Sie winkte mit einer Hand. »In dem Fall verlasse ich dich jetzt.«
    Die Fürstin von Aquitania trat in den Kreis aus Feuer - und doch war es nicht die Fürstin von Aquitania. Ihre Gestalt hatte sich verändert, war kürzer und stämmiger geworden, und ihr Kleid saß ihr jetzt schlecht am Leib. Ihre Gesichtszüge hatten sich ebenfalls verwandelt, Haut und Haar - sie war ein vollkommenes Spiegelbild von Rook.
    Die Gefangene riss den Kopf hoch, und ihre Miene verzerrte sich vor Entsetzen.

    »Ich mache einen kleinen Spaziergang«, fuhr Amara fort. »Draußen, in aller Öffentlichkeit. Mit ihr. Wo alle in der Stadt sie sehen können. Wo die Spione von Kalarus uns zusammen sehen werden.«
    Rooks Miene schwankte zwischen Angst und Schmerz, und sie starrte die Fürstin an, als könne sie den Blick nie wieder von ihr abwenden. »Nein. Oh, Elementare. Nein! Töte mich! Bring es einfach zu Ende.«
    »Warum?«, fragte Amara. »Warum sollte ich?«
    »Wenn ich tot bin, hat sie keinen Wert mehr für ihn. Vielleicht lässt er sie einfach laufen.« Ihre Stimme ging in einem stockenden Schluchzen unter, und wieder weinte sie. »Sie ist doch erst fünf. Bitte, sie ist noch ein kleines Kind.«
    Amara holte tief Luft. »Wie heißt sie denn, Rook?«
    Die Frau sackte plötzlich in den Ketten zusammen und schluchzte abermals. »Mascha«, krächzte sie. »Mascha.«
    Amara schob sich vor, packte Rook im Haar und zog ihren Kopf hoch, obwohl die Gefangene die nun geschwollenen Augen fast geschlossen hatte. »Wo ist das Kind?«
    »In Kalare«, schluchzte die Spionin. »Er lässt sie in einem Zimmer neben seinen eigenen Gemächern wohnen. Damit ich nicht vergesse, was er ihr jederzeit antun kann.«
    Die Kursorin musste sich anstrengen, damit sie nicht nachgab, und ihre Stimme hallte von den Steinmauern wider. »Halten sich dort auch die Entführten auf?«
    Rook schüttelte den Kopf, doch nur schwach, und offensichtlich log sie. »Nein«, flüsterte sie. »Nein, nein, nein.«
    Doch Amara blickte ihr entschlossen in die Augen. »Weißt du, wo sie sind? Weißt du, wie ich zu ihnen gelangen kann?«
    Stille senkte sich über den Raum, nur unterbrochen von Rooks Schluchzen. »Ja«, antwortete sie schließlich. »Ich weiß es. Aber ich kann es dir nicht sagen. Wenn du die Geiseln befreist, wird er Mascha umbringen.« Sie schauderte. »Gräfin, bitte, es ist ihre einzige Chance. Töte mich. Ich darf sie nicht im Stich lassen.«

    Amara ließ Rooks Haar los und trat zurück. Sie fühlte sich entsetzlich. »Bernard«, sagte sie leise und deutete mit dem Kopf auf einen Eimer in der Ecke. »Gib ihr etwas Wasser.«
    Der Graf kam der Bitte mit abwesender, besorgter Miene nach. Rook ließ durch nichts erkennen, dass sie ihn wahrnahm, und am Ende hob er ihren Kopf an und goss ihr etwas Wasser zwischen die Lippen. Dann erst trank sie wie von Sinnen mit der Hast eines eingesperrten Tieres.
    Amara wischte sich heftig die Hand ab, mit der sie die Spionin angefasst hatte. Dann ging sie nach draußen und holte sich die Schlüssel für die Handschellen der Gefangenen von dem wachhabenden Legionare . Als sie die Zelle wieder

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