Die Verschwörung
der Mafija aushändigen müssen, sobald diese davon Wind bekommen hätte.«
Artemis nickte. »Das habe ich mir gedacht. Also werden wir ein Schiff nehmen müssen, und das dauert mindestens eine Woche. Für den Transport könnten wir wirklich Hilfe gebrauchen, Irgendwas, mit dem die Mafija nicht rechnet. Wie sieht's mit den Papieren aus?«
»Kein Problem. Ich dachte mir, wir geben uns als Einheimische aus. Das ist unauffälliger. Ich habe Pässe und Visa.«
»Ja. Welche Tarnung nehmen wir?«
»Wie wäre es mit Stefan Baschkir und seinem Onkel Konstantin?«
»Wunderbar. Das Schachgenie und sein Kindermädchen.« Sie hatten diese Tarnung schon bei früheren Suchaktionen verwendet. Einmal hatte ein Grenzbeamter, der selbst Schach-Großmeister war, ihre Geschichte angezweifelt, bis Artemis ihn in sechs Zügen geschlagen hatte. Die Strategie war seither als ›Baschkir-Variante‹ bekannt.
»Wann können wir fahren?«
»Im Prinzip sofort. Madam Fowl und Juliet sind diese Woche in Nizza. Uns bleiben also acht Tage. Der Schule können wir eine Mail schicken. Uns wird schon was einfallen.«
»Die in St. Bartleby's werden froh sein, mich eine Weile los zu sein.«
»Wir können von Fowl Manor direkt zum Flughafen aufbrechen, der Lear-Jet steht schon bereit. Bis Skandinavien ist Fliegen auch kein Problem, und dort nehmen wir dann ein Schiff. Ich brauche nur noch ein paar Sachen aus dem Herrenhaus.«
Artemis konnte sich schon denken, was für »Sachen« das waren. Scharfe und explosive.
»Gut. Je schneller, desto besser. Wir müssen diese Leute finden, bevor sie mitbekommen, dass wir sie suchen. Das mit den E-Mails können wir unterwegs erledigen.«
Butler bog in die Ausfahrt nach Fowl Manor. »Hören Sie, Artemis«, sagte er mit einem erneuten Blick in den Rückspiegel, »wir nehmen es mit der russischen Mafija auf. Ich habe mit diesen Leuten schon zu tun gehabt. Die fackeln nicht lange. Wenn wir uns mit diesen Gangstern anlegen, wird Blut fließen. Wahrscheinlich unseres.«
Artemis nickte geistesabwesend und betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Er brauchte einen Plan. Etwas Gewagtes, Geniales. Etwas, das noch niemand zuvor versucht hatte. Doch darüber machte Artemis sich keine allzu großen Sorgen. Bisher hatte sein Gehirn ihn noch nie im Stich gelassen.
Shuttlehafen Tara
Der Shuttlehafen der Unterirdischen in Tara war eine eindrucksvolle Konstruktion. Ein Terminal von zehntausend Kubikmetern, verborgen unter einem zugewucherten Hügel mitten auf dem Bauernhof der McGraneys.
Seit Jahrhunderten respektierten die McGraneys die Grenzen der Feenburg, und ebenso lange schon standen sie unter einem außergewöhnlich guten Stern. Krankheiten heilten auf mysteriöse Weise über Nacht, auf ihrem Grundstück fanden sich mit erstaunlicher Regelmäßigkeit kostbare Kunstgegenstände, und der Rinderwahn schien einen großen Bogen um ihre Herde zu machen.
Nachdem Holly endlich ihr Visum bekommen hatte, verließ sie den Sicherheitsbereich und schlüpfte durch die holographische Tarntür. Sie hatte es geschafft, für diese Reise eine Koboi-Double-Dex-Ausrüstung zu ergattern, die mit einer satellitengesteuerten Solarbatterie ausgerüstet war und ein revolutionäres Design aufwies. Sie bestand aus zwei Flügelpaaren, einem großen für den Gleitflug und einem kleineren zum Manövrieren. Holly war schon seit langem scharf darauf, die Double-Dex auszuprobieren, aber bisher waren nur wenige Exemplare aus dem Labor von Koboi geliefert worden, und Foaly rückte sie nur widerwillig heraus, da er sie nicht selbst entworfen hatte. Purer Neid. Holly hatte seine Abwesenheit in der Technikzentrale ausgenutzt und sich eine Ausrüstung aus dem Regal geschnappt.
Schwungvoll stieg sie auf fünfzehn Meter Flughöhe und sog die ungefilterte Oberflächenluft in ihre Lungen. Obwohl die Luft stark verschmutzt war, schmeckte sie immer noch süßer als die wiederaufbereitete Luft in den Tunneln. Ein paar Minuten gab Holly sich ganz dem Genuss hin, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Aufgabe: die Entführung von Artemis Fowl.
Sie würde es nicht in Fowl Manor versuchen, so viel stand fest. Rechtlich gesehen bewegte sie sich auf sehr dünnem Eis, wenn sie ohne Einladung ein Haus betrat - auch wenn Fowl sie durch die Entführung letztes Jahr ja sozusagen eingeladen hatte. Aber kaum ein Anwalt würde das als Grundlage für eine Verteidigung akzeptieren. Außerdem war das Herrenhaus eine regelrechte Festung, an der
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