Die Verschwörung
Sprache ebenfalls beherrschte. Er hatte sie Ende der Achtziger während eines fünfjährigen Einsatzes bei einer Spionageeinheit gelernt. Seine Aussprache war allerdings nicht ganz so perfekt wie die seines jungen Herrn.
»Nein, ich weiß, was es bedeutet«, erwiderte Artemis. »Sdrawstwui, syn - Hallo, Sohn.«
Butler steuerte den Bentley auf die Schnellstraße. Beide schwiegen eine ganze Weile. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. »Glauben Sie, er ist es, Artemis? Könnte der Mann Ihr Vater sein?«
Artemis ließ das Video rückwärts laufen und hielt es bei dem Gesicht des geheimnisvollen Mannes an. Er berührte den Bildschirm, was regenbogenfarbene Störungen hervorrief. »Ich glaube schon. Aber die Bildqualität ist sehr schlecht. Ganz sicher bin ich mir nicht.«
Butler wusste, welche Gefühle gerade in seinem jungen Schützling toben mussten. Auch er hatte jemanden an Bord der Fowl Star verloren. Sein Onkel, der Major, hatte Artemis' Vater auf jener schicksalhaften Reise begleitet. Unglücklicherweise waren die sterblichen Überreste des Majors in der Leichenhalle von Tscherski aufgetaucht.
Artemis gewann seine Fassung zurück. »Dem muss ich nachgehen, Butler.«
»Ich nehme an, Sie wissen, was als Nächstes folgen wird?«
»Ja. Eine Lösegeldforderung. Das hier ist nur der Köder, um mich neugierig zu machen. Ich werde einen Teil des Feengolds eintauschen müssen. Kontaktieren Sie umgehend Lars in Zürich.«
Butler wechselte auf die Überholspur. »Master Artemis, dies ist eine Entführung, und ich verfüge über einige Erfahrung auf diesem Gebiet.«
Das überraschte Artemis nicht. Butlers Laufbahn war vor der Geburt seines Schützlings, vorsichtig ausgedrückt, recht abwechslungsreich gewesen.
»Die übliche Taktik von Entführern besteht darin, sämtliche Zeugen zu beseitigen. Danach versuchen sie für gewöhnlich, sich gegenseitig zu eliminieren, damit sie das Lösegeld nicht teilen müssen.«
»Was wollen Sie mir damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass die Zahlung von Lösegeld keine Garantie für die Sicherheit Ihres Vaters bedeutet. Wenn der Mann überhaupt Ihr Vater ist. Es kann gut sein, dass die Entführer sich Ihr Geld schnappen und uns dann alle umbringen.«
Artemis betrachtete den Bildschirm. »Sie haben vollkommen Recht. Ich werde mir einen Plan ausdenken müssen.«
Butler schluckte. Er erinnerte sich nur zu gut an den letzten Plan, der sie alle fast das Leben gekostet und den Planeten in einen Krieg der Arten gestürzt hätte. Butler war kein Mann, der sich leicht erschrecken ließ, aber das Funkeln in Artemis Fowls Augen genügte, um ihm einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Shuttlehafen E1, Tara, Irland
Captain Holly Short hatte beschlossen, eine doppelte Schicht zu arbeiten und sich direkt zur Oberfläche zu begeben. Sie machte nur kurz Pause, um sich einen Energieriegel und einen Vitaminshake zu genehmigen, dann nahm sie die erste freie Kapsel nach Irland.
Einer der Beamten oben in der Ankunftshalle schien es sich allerdings in den Kopf gesetzt zu haben, ihr das Leben schwer zu machen: Der Chef der Sicherheitsabteilung war sauer, weil Captain Short nicht nur den gesamten Verkehr in Schacht E1 lahm gelegt hatte, um per Expresskapsel nach Tara zu fliegen, sondern obendrein noch verlangte, dass man ihr für den Rückweg ein komplettes Shuttle zur Verfügung stellte.
»Warum prüfen Sie's nicht noch mal in Ihrem Computer nach«, zischte Holly ihn durch die Zähne an. »Ich bin sicher, die Genehmigung vom Polizeipräsidium ist inzwischen eingetroffen.«
Der widerspenstige Gnom blickte auf seinen Palmtop. »Tut mir Leid, Ma'am, aber da ist nichts.«
»Hören Sie, Mister...«
»Commandant Terryl.«
»Commandant Terryl. Ich habe einen wichtigen Auftrag. Es geht um die nationale Sicherheit. Die Ankunftshalle muss für die nächsten Stunden gesperrt werden, und zwar vollständig.«
Terryl tat so, als würde ihn gleich der Schlag treffen. »Die nächsten paar Stunden?! Sind Sie noch zu retten, junge Frau? Ich erwarte allein drei Shuttles aus Atlantis. Was soll ich denen denn erzählen? Euer Ausflug ist wegen irgend so einer Geheimaktion der ZUP gestrichen? Wir haben Hochsaison. Ich kann den Laden nicht einfach dichtmachen. Auf gar keinen Fall.«
Holly zuckte die Achseln. »Was denken Sie, wie Ihre Touristen sich erst beim Anblick der beiden Menschenwesen freuen werden, die ich nach unten bringen soll. Das gibt einen Aufstand, so viel kann ich Ihnen
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