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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Schwarze getroffen. Artemis betrachtete seine schmalen Finger. Gestern Morgen waren es noch Pianistenfinger mit manikürten Nägeln, heute hätten sie einem Bauarbeiter gehören können.
    Holly klopfte Artemis auf die Schulter. »Okay«, sagte sie. »Machen wir uns auf den Weg. Sobald wir die Sache in Erdland hinter uns haben, kümmern wir uns wieder um die Rettung deines Vaters.« Sie bemerkte eine Veränderung in Artemis' Gesicht. Es sah fast so aus, als wüssten seine Züge nicht, wie sie darauf reagieren sollten. Plötzlich wurde ihr bewusst, was sie gesagt hatte. Für sie war es nur eine beiläufige Ermunterung gewesen, wie ein Officer sie jeden Tag gebrauchte. Artemis jedoch war anscheinend nicht daran gewöhnt, Mitglied eines Teams zu sein. »Glaub bloß nicht, ich wollte mich bei dir lieb Kind machen oder so. Aber wenn ich jemandem mein Wort gebe, dann halte ich es auch.«
    Artemis beschloss, nicht darauf einzugehen. Er hatte erst vor zu kurzer Zeit einen Haken von ihr abgekriegt.
     
    * * *
     
    Sie verließen das Shuttle über eine ausklappbare Treppe. Artemis trat hinunter auf den Boden und bewegte sich vorsichtig über die spitzen Steine und den Bauschutt, den Mulch Diggums und sein Cousin ein Jahrhundert zuvor dort liegen gelassen hatten. Die Höhle war erleuchtet vom sternähnlichen Funkeln phosphoreszierender Felseinschlüsse. »Das ist ja das reinste geologische Wunder«, rief Artemis unwillkürlich aus. »In dieser Tiefe müsste uns der Druck eigentlich zerquetschen, aber das ist nicht der Fall.« Er ging in die Hocke, um einen Pilz zu betrachten, der aus einer verrosteten Farbdose spross. »Hier gibt es sogar Leben.«
    Mulch zerrte die Überreste eines Hammers zwischen zwei Felsblöcken hervor. »Ach, hier ist der also gelandet. Wir haben ein bisschen zu viel Sprengstoff genommen, als wir die Schächte für die Säulen angelegt haben. Dabei ist wohl ein Teil unseres Abfalls... äh... verteilt worden.«
    Holly war entsetzt. Umweltverschmutzung ist allen Angehörigen des Erdvolks eigentlich ein Gräuel. »Mulch, Sie haben hier so viele Gesetze gebrochen, dass meine Finger nicht mal ausreichen, um sie aufzuzählen. Wenn wir Ihnen die zwei Tage Vorsprung gewähren, sollten Sie sich lieber beeilen, denn ich werde mich höchstpersönlich an Ihre Fersen heften.«
    »Da ist der Eingang«, sagte der Zwerg, ohne auf die Drohung einzugehen. Wenn man so viele zu hören bekam wie er, perlten sie irgendwann einfach an einem ab.
    In einen der Pfeiler hatte jemand ein Loch gebohrt. Zärtlich strich Mulch über den Rand. »Diamant-Lasercutter, nuklearbetrieben. Mit dem Schätzchen kommt man überall durch.«
    »Oh, an das Ding erinnere ich mich«, sagte Root. »Damit hätten Sie mich fast mal enthauptet.«
    Mulch seufzte. »Die guten alten Zeiten, was, Julius?«
    Roots Antwort war ein schwungvoller Tritt in den Hintern. »Schluss mit dem Gefasel, Gefangener, und ab in die Erde.«
    Holly hielt die Hand in die Öffnung. »Ich spüre einen ganz leichten Luftzug. Hohlräume im Lehm. Aber so scheint das Druckfeld der Stadt den Luftdruck in dieser Höhle im Lauf der Jahre nach und nach angeglichen zu haben. Deshalb sind wir jetzt auch nicht platt wie Mantarochen.«
    »Verstehe«, kam es gleichzeitig aus Butlers und Roots Mund. Die reinste Lüge.
    Mulch Diggums knöpfte sich die Poklappe auf. »Ich grabe mich nach oben und warte da auf Sie. Räumen Sie so viel Abfall wie möglich beiseite. Ich verteile die verarbeitete Erde, so gut es geht, damit sich die Röhre nicht hinter mir gleich wieder verschließt.«
    Artemis stöhnte. Die Vorstellung, durch Mulchs Ausstoß zu kriechen, war beinahe unerträglich. Das Einzige, was ihn vorantrieb, war der Gedanke an seinen Vater.
    Mulch baute sich vor der Öffnung auf. »Zurücktreten«, warnte er und hakte seinen Kiefer aus.
    Butler wich eilends zur Seite; er hatte nicht vor, sich noch einmal von Zwergengas niederstrecken zu lassen.
    Mulch steckte seinen Oberkörper bis zur Hüfte in den Titanpfeiler. Innerhalb von Sekunden war er verschwunden. Die Röhre begann unter seltsamen, unappetitlichen Geräuschen zu erbeben. Erdbrocken knallten gegen die Metallwände, und aus dem Loch spritzte ein unablässiger Strom von komprimierter Luft und Schutt.
    »Unglaublich«, staunte Artemis. »Was man mit zehn von denen alles machen könnte. Fort Knox wäre in null Komma nichts geknackt.«
    »Wagen Sie es ja nicht«, warnte ihn Root. Dann wandte er sich an Butler. »Was haben wir noch an

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