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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Henkel. Doch dann entschied sie leise aufseufzend, dass der alte Krug es noch eine Weile tun musste. Den Speck würde sie vielleicht noch brauchen, wenn Weigand von Rieneck seine Drohung wahr machen und gegen sie klagen würde.
    Der Tag des heiligen Lukas rückte unaufhaltsam näher, und sie hatte noch immer keinen Bürgen. Als sie dem Burggrafen von ihren Schwierigkeiten berichtet und ihm dargelegt hatte, wie wenig der junge Graf im Recht war, hatte er zwar schweigend genickt, ihr jedoch weder beigepflichtet noch widersprochen. Und um ihn ganz offen um seinen Beistand zu bitten, dafür schien Garsende ihr jüngstes Einvernehmen noch immer auf zu dünnem Boden zu stehen. Hartnäckige Männer wie er pflegten auch dickschädelig zu sein. Sie mussten vorsichtig angegangen werden, sonst erreichte man womöglich gar nichts. Der Meinung war auch seine Gattin, und Matthäa musste es wohl wissen.
    Garsende lächelte mit Wärme. Die Burggräfin war die erste Frau von Stand, die ihr mit freundschaftlicher Offenheit begegnet war. Offenbar hatte der Verlust ihres ungeborenen Kindes eine gewisse Leere in Matthäa hinterlassen, die auszufüllen sie sich sehnte. Sie schien einer Kameradin zu bedürfen, so wie Garsende, deren selbst gewählte Einsamkeit doch hin und wieder schwer zu ertragen war.
    Mit einem Mal fand Garsende, dass es eine absurde Idee gewesen war, sich in die Belange des Burggrafen einzumischen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Dass ich ihm
Ludgers Mörder vor die Stiefel legen würde? Sie sah sich über Rainalds hochgewachsene Gestalt werfen und musste lachen. Die Vorstellung war einfach zu närrisch.
    Eine Stimme rief ihren Namen und unterbrach ihre Gedanken. Herdis, die junge Magd der Familie von Blochen, schob sich durchs Gedränge und winkte ihr eifrig zu.
    »Seid Ihr auf dem Weg in die Hafergasse?«, fragte Herdis atemlos, als sie die Heilerin erreicht hatte.
    »Nein. Warum fragst du?«
    »Ich dachte, Ihr kämt vielleicht wegen der armen Witwe«, sagte Herdis mit glänzenden Augen.
    »Du meinst Fastrada?«, fragte Garsende. »Was ist mit ihr? Hat sich ihr Befinden verschlechtert?«
    »Na, das weiß wohl niemand recht, ob‘s ihr schlecht oder gut geht, jetzt wo sie tot ist«, platzte die junge Magd heraus.
    »Fastrada ist tot?«, flüsterte Garsende ungläubig. »So plötzlich?« Sie biss sich auf die Lippen. »Hat sie gar selbst …?« Sie beendete ihren Satz nicht.
    Herdis schlug hastig ein Kreuz. »Nicht doch, wo denkt Ihr hin. Frau Elgard sagt, sie wäre in der Nacht friedlich gegangen. War wohl zu viel für sie, der Gatte tot, der Mord und alles.« Sie schaute Garsende neugierig an, augenscheinlich erpicht darauf, die aufregende Neuigkeit ausgiebig zu erörtern.
    Doch die Heilerin antwortete nicht. Nach einer Weile begann Herdis auf ihren Füßen zu trippeln, und als sich das Schweigen hinzog, schien sie endlich zu merken, dass Garsende mit ihren Gedanken woanders war. Widerstrebend meinte sie: »Je nun, ich muss weiter.«
    Garsende bedachte sie mit einem abwesenden Nicken. Fastrada war tot. Wie konnte das sein? Garsende hatte sie doch am vorigen Tag noch gesehen. Gewiss, sie war zu bleich und über die Maßen erregt gewesen, aber doch nicht
vom Tod gezeichnet? Die Heilerin schüttelte den Kopf. Zwar war Fastrada unglücklich gewesen und hatte sich nach ihrem liederlichen Gatten verzehrt, doch hatte sie keines jener unheilvollen Zeichen von Hinfälligkeit erkennen lassen, wie sie Garsende nur allzu vertraut waren.
    Hatte die Witwe selbst Hand an sich gelegt, verzweifelt wie sie gewesen war? Wieder schüttelte Garsende den Kopf.
    »In den Nächten, wenn mein Gemahl nicht bei mir ist, überfällt mich stets die Furcht, ich könnte ohne Beichte sterben und müsste für alle Ewigkeiten im Fegefeuer schmoren. Der Gedanke quält mich so sehr, dass der Schlaf mich flieht«, hatte Fastrada gesagt, als sie die Heilerin wegen des Schlafmittels aufgesucht hatte.
    Ein Verdacht, so sauer wie ein übler Magensaft, schoss in Garsende hoch. Sie wurde blass.
    Ob der Burggraf schon davon wusste? Kurz erwog sie, zu seinem Haus zu laufen und mit ihm zu sprechen, verwarf den Gedanken aber wieder. Was konnte der Burggraf schon unternehmen? Er würde die Familie befragen, und ob er dort die Wahrheit erfahren würde, schien ihr fraglich. Und wenn sie selbst im Hause von Blochen vorsprechen würde, um ihr Beileid zu bekunden? Vielleicht ließ man sie nach der Toten sehen? Garsende schüttelte den Kopf und verwarf auch diesen

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