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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Gedanken. Nachdem sie gestern zusammen mit dem Burggrafen in der Hafergasse gewesen war, bezweifelte sie, dass sie heute dort willkommen wäre.
    Ich werde nach Hause gehen und mich nicht einmischen, beschloss sie mit einem Gefühl von Erleichterung. Sie nickte, wie um ihren Entschluss zu bekräftigen. Dann erst bemerkte sie, dass ihre Füße sie schon ohne ihr Zutun in die Hafergasse geführt hatten und das Tor zu Ludgers Haus nur noch ein paar Schritte entfernt war. Garsende blieb stehen. Ihr guter Vorsatz geriet ins Wanken. Während sie noch
unschlüssig auf ihrer Unterlippe nagte, rauschte Pater Emeram, den Kopf gesenkt und offenbar in Eile, an ihr vorbei und klopfte ans Tor zum Hause von Blochen. Die Pforte im Tor wurde für den Priester geöffnet. Ohne nachzudenken, huschte Garsende hinter ihm her.
     
    Prosperius stand, ungeduldig auf seinen Beinen wippend, an der Tür der Aula Minor, als Bandolf die Halle durchquerte. »Ach, Ihr wisst es schon?«, seufzte er nach einem kurzen Blick auf das zornweiße Gesicht und die versteinerte Miene seines Herrn.
    »Was soll ich wissen?«, fragte Bandolf, der in Gedanken noch bei dem unerquicklichen Gespräch mit dem Bischof war, und schob seinen Schreiber zur Tür hinaus.
    »Von Bruder Goswin natürlich.«
    »Was ist mit Bruder Goswin?«
    Prosperius riss die Augen auf und schüttelte verwundert den Kopf. »Ich dachte, das wüsstet Ihr.«
    »Herrgott, du machst mich ganz irre«, knurrte der Burggraf und verdrehte die Augen. »Also heraus damit. Was hast du zu sagen?«
    »Der Bruder Scholasticus ist niedergeschlagen worden«, verkündete Prosperius mit wichtiger Miene. »Alle Welt spricht davon.«
    Bandolf blieb abrupt stehen und packte seinen jungen Schreiber am Ärmel. »Ist dem Bruder etwas zugestoßen?«, fragte er hastig.
    »Offenbar hat ihm jemand eins über den Schädel gezogen. Man hatte den Bruder zur Prim vermisst, und der Kämmerer hat ein paar Brüder losgeschickt, um ihn zu suchen. Sie fanden ihn bewusstlos im Scriptorium liegen. Soviel ich weiß, ist Bruder Goswin jetzt auf der Krankenstube. Es heißt, es stehe sehr schlecht um ihn.«
    »Verdammnis, wie konnte das geschehen? Was hatte
Goswin denn mitten in der Nacht im Scriptorium zu tun?«, rief Bandolf besorgt. Prosperius legte den Kopf schief. »Das weiß niemand genau. Die Brüder vermuten, dass es ein Fremder war, der Schriften aus der Bibliothek stehlen wollte. Bruder Goswin muss ihn dabei überrascht haben. Dann hat der Dieb ihn niedergeschlagen und ist geflohen.«
    Bandolf runzelte die Stirn. »Ist etwas aus der Bibliothek abhandengekommen?«, wollte er wissen.
    »Die Brüder sagen, dass nichts zu fehlen scheint. Sie haben Glück gehabt«, erklärte der junge Schreiber fröhlich.
    »Bruder Goswin offenbar weniger«, bemerkte der Burggraf. Er starrte finster vor sich hin, während sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. Was hatte Bruder Goswin so spät in der Nacht noch im Scriptorium zu schaffen gehabt? Hatte er Geräusche gehört, als der Dieb sich ins Kapitelhaus geschlichen hatte, und war er aufgestanden, um die Ursache festzustellen? Wie war ein Fremder überhaupt dorthin gelangt? Oblag es nicht dem Bruder Thesaurarius, die Gebäude zur Nacht zu verschließen?
    »Sieh zu, was du darüber noch in Erfahrung bringen kannst«, befahl er seinem Schreiber und hastete dann über den Domplatz davon.
     
    Der Geruch von abgestandener Luft, Urin, Erbrochenem und starken Kräutern schlug dem Burggrafen entgegen, als er die Krankenstube des Domstifts betrat. Mit einem bangen Gefühl im Magen suchte Bandolf die Reihen der mit Stroh aufgeschütteten Schlafplätze nach seinem Freund ab. Es war noch nicht Winter, und Bruder Goswin teilte das von den übrigen Räumen des Kapitelhauses abgesonderte Hospiz nur mit einigen alten Brüdern, die hier ihre letzten Tage fristeten, und einem jüngeren Bruder. Dessen rechtes Bein war mit Holzstöcken geschient worden, und offenbar langweilte er sich von Herzen. Er rief dem Burggrafen einen erfreuten
Gruß zu und war sichtlich enttäuscht, dass Bandolf ihm nur zunickte und an seinem Lager vorbeieilte.
    Der Bruder Scholasticus lag gegenüber der Tür am anderen Ende des Raums und schien zu schlafen. Als der Burggraf an seine Bettstatt trat, holte er erschrocken Luft. Goswins bartstoppeliges Gesicht war fahl und wirkte eingefallen. Seine Lider waren geschwollen und blutunterlaufen, und um den Kopf trug er einen dicken Verband. Offenbar hatte Goswin ihn gehört, denn er

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