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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Bäckerlehrling sich noch nicht über Jahr und Tag in Worms aufgehalten hätte?«
    »Dann wäre der Bursche noch immer ein Unfreier, und ich würde ihn auf dem schnellsten Weg zum Mansteiner bringen lassen.«
    »Und nur, weil Niklas mehr als ein Jahr und einen Tag in der Stadt ist, ist er jetzt ein freier Mann?«
    »So ist das Gesetz des Königs«, bestätigte Bandolf.
    »Und wie verhält sich das mit der Kirche?«, wollte Prosperius wissen.
    »Was meinst du damit?«
    »Nun, Herr, wenn es sich um den Hörigen eines Klosters handeln würde, der davongelaufen wäre? Wenn so einer
über Jahr und Tag in der Stadt gearbeitet hätte, wäre er hernach dann auch ein freier Mann?«
    Bandolf warf seinem jungen Schreiber einen scharfen Blick zu, doch Prosperius hielt sein schmales Gesicht über das Pergament gebeugt.
    »Warum willst du das wissen?«, fragte der Burggraf misstrauisch.
    Hatte Prosperius ihn belogen? War er gar selbst ein Höriger, der seinem Kloster entlaufen war? Sogleich verwarf er den Gedanken wieder. Prosperius konnte lesen und schreiben. Wo sonst hätte er das lernen können, wenn nicht als Novize in einem Kloster? Für einen Moment schweiften die Gedanken des Burggrafen ab, und er dachte an die Zeit zurück, als er selbst seine Buchstaben gelernt hatte. Er lächelte, als er an seine ersten jämmerlichen Versuche dachte, die Zeichen in seine Wachstafel zu ritzen.
    Dann riss ihn ein Bote des Bischofs, der ungehört in die Halle getreten war, aus seinen Gedanken, und sein Lächeln verschwand.
     
    Während sie die Anhöhe zum Pfalzhof hinaufstiegen, hüllte sich der Burggraf in brütendes Schweigen. Der Bischof würde wissen wollen, was er über den Angriff auf den Erzbischof von Bremen herausgefunden hatte, und Bandolf war sich nicht schlüssig, was er ihm sagen sollte. Ihm fehlten noch immer einige wichtige Steinchen für sein Mosaik.
    In der Aula Minor nahm Bischof Adalbero just sein Morgenmahl zu sich. Umringt von Geistlichen, Höflingen und anderen Speichelleckern, die stets die Halle des Bischofs bevölkerten, thronte Adalbero auf seinem Stuhl am Kopf der Tafel. Vor ihm dampfte eine Schüssel mit würzigem Brei, in der einen Hand hielt er eine Kaninchenkeule und in der anderen ein Stück Käse. Bruder Osbert, der Cellerar des Domstifts, wachte persönlich darüber, dass es dem Bischof an
nichts fehlte. Zu seiner Linken schlang Siegfried, der Erzbischof von Mainz, seinen Brei hinunter, und zu seiner Rechten erläuterte Rudolf, der Herzog von Schwaben, seinem Nachbarn die Vorzüge eines Wanderfalken auf der Jagd. Am unteren Ende der Tafel entdeckte der Burggraf die rundliche Gestalt von Bruder Pothinus, der dem Dekan über seinen Löffel hinweg giftige Blicke zuwarf.
    Während Prosperius im Hintergrund der Halle wartete und sich unter diejenigen mischte, denen die Ehre, am Tisch des Bischofs zu speisen, nicht zuteil geworden war, drängte sich Bandolf nach vorne. Der Bischof ignorierte seine Anwesenheit, und der Burggraf musste zähneknirschend warten, bis die Tafel aufgehoben wurde. Erst dann geruhte Adalbero, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Als schwitzende Hörige den Bischof mitsamt seinem Stuhl in eine Kammer neben der Halle trugen, befahl ihm Adalbero zu folgen. Rudolf von Schwaben gesellte sich zu ihnen und schloss die Tür, nachdem die Hörigen ihre kostbare Last abgestellt und den Raum verlassen hatten.
    Während Bandolf Adalbero seine Referenz erwies, ließ sich Rudolf, dessen schlanke Gestalt im Gegensatz zu der Leibesmasse seines Bruders stand, mit einem Weinpokal in der Hand auf einem gepolsterten Schemel nieder.
    »Bisher habt Ihr mir einen Bericht über Eure Fortschritte vorenthalten, Burggraf«, tadelte der Bischof mit sanfter Stimme und einem schmalen Lächeln in seinem feisten Gesicht. »Es ist schon geraume Zeit vergangen, seit der Erzbischof von Bremen überfallen wurde, und ich wünsche zu erfahren, ob Ihr den feigen Dieb inzwischen dingfest gemacht habt. Der König wartet auf Ergebnisse.«
    »Ich kann dem König noch nichts Endgültiges berichten«, sagte Bandolf. »Aber eines kann ich mit Bestimmtheit sagen: Der Angriff auf Adalbert von Bremen war gewiss keine Dieberei, sondern ein Anschlag auf das Leben Seiner
Eminenz. Zudem scheint der Überfall in Zusammenhang mit dem Mord an dem Edelmann Ludger von Blochen zu stehen.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Rudolfs Hand, die den Weinbecher an die Lippen führte, verharrte und der Herzog ihm unter halb gesenkten Lidern einen

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