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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Letzt nachgegeben.
    Es war eine lange Nacht gewesen und anstrengend auch für Garsende. Während Ortrud sich in den nicht enden wollenden Wehen wand und irgendwann zu erschöpft zum Schreien war, hatte Ulferts alte Mutter unablässig gebetet, die Heilerin mit kalt verachtenden Blicken taxiert und ihr jede Hilfe verweigert.
    Doch jetzt war alles überstanden. Das neue Menschlein lag friedlich im Arm seiner Mutter, die endlich schlafen durfte. Ortrud war jung und stark. Sie hatte gute Aussichten,
die schwere Geburt zu überleben. Eine Nachbarin und die Magd räumten die blutigen Laken weg, während die Alte dafür sorgte, dass die Nachgeburt sorgfältig hinter dem Haus vergraben wurde, damit nicht etwa einer übler Dämon durch sie angelockt werden würde.
    Garsende zupfte das Leinen zurecht, in das sie das Kind eingewickelt hatte, während der Kleine sie unverwandt anschaute. Sein winziges Händchen griff nach ihrem Finger. Die Heilerin lächelte und schickte ein stummes Dankesgebet an die Mutter Gottes und an alle guten Geister, die ihr in dieser Nacht beigestanden hatten.
    Ein Räuspern ließ Garsende aufschauen. »Was bin ich dir für deine Dienste schuldig?«, fragte Ulfert. Unter seinem rußverschmierten Gesicht blitzte ein zufriedenes Grinsen.
    Garsende erhob sich und streckte gähnend ihre Glieder. »Gib mir ein ordentlich bemessenes Stück von deiner Speckseite, und ich bin‘s zufrieden«, sagte sie und streckte ihm ihre Hand entgegen.
    Ulfert schlug ein.
     
    Eine von Wolken beschattete Herbstsonne warf trübes Morgenlicht auf die Gassen, als Garsende die Hütte des Hufschmieds verließ. Bis zur Mittelgasse folgte die Heilerin dem Lauf des Eisbachs, dann schlug sie die Richtung zum Markt ein.
    Seit dem ersten Hahnenschrei war Leben in der Stadt. Händler priesen ihr Tuchwerk, Schmiedewaren und andere handwerkliche Erzeugnisse an, Pachtbauern und Gutshörige von den Gehöften der Umgebung ihr Getreide und frisch geerntetes Obst. Jedermann versuchte, mit seinem Geschrei das Gebrüll des Nachbarn zu übertönen. Edeldamen und Höflinge, die von der Morgenmesse kamen und nun über den Marktplatz streiften, ergötzten sich am Anblick
eines Strauchdiebs, der von den Bütteln des Burggrafen längs über den Marktplatz geprügelt wurde. Offenbar hatte er den Marktfrieden gestört und wurde gleich an Ort und Stelle bestraft. Mitleidig schaute Garsende dem Spektakel hinterher. Der Bursche war sicher noch jünger und dürrer als der magere, junge Schreiber des Burggrafen und hatte vermutlich nur Hunger gehabt.
    Eine Magd, deren herausgeputzte Herrin sich vornehm im Hintergrund hielt, stritt mit einer Bauersfrau um den Preis eines Huhns, und ein Bursche, der sich mit einem Fass auf der Schulter durch die Menge drängte, bot frischen Met an. Unter dem Marktkreuz schilderte ein Wandermönch düster das baldige Erscheinen des Herrn, der alle Gottlosen samt und sonders in die Hölle verdammen würde.
    Garsende schlenderte am Stand eines Gürtelmachers vorbei, der einem Höfling einen seiner Gürtel um den ausladenden Bauch schlang. »Einen besseren Gürtel werdet Ihr in ganz Worms nicht finden, Herr«, erklärte der Gürtelmacher und strich liebevoll über die Ziselierung der silbernen Gürtelschnalle. »Seht nur, wie fein die Schnalle gearbeitet ist. Mit dieser prächtigen Schnalle werdet Ihr bei Hof Aufsehen erregen!« Während der Höfling noch versuchte, über seinen feisten Wanst hinweg das angepriesene Kleinod zu begutachten, drängte sich ein Büttel zwischen dem Stand und einer Magd hindurch und rempelte dabei den Gürtelmacher an. Der Mann stolperte, fiel auf die Knie, und sein Gesicht prallte gegen den dicken Bauch des Höflings. Wutschnaubend richtete sich der Gürtelmacher auf und schimpfte dem Büttel hinterher. Dann wandte er sich an seinen Kunden. »Entschuldigt Herr, aber ich …« Der Höfling starrte ihn an, grinste und begann dann lauthals zu lachen. »Du kannst selber bei Hof Aufsehen erregen. Als Hanswurst«, rief er und zeigte mit dem Finger auf die Wange des Gürtelmachers, auf der sich die Abdrücke der
Gürtelschnalle so deutlich abzeichneten, als wären sie aufgemalt.
    Auch Garsende lächelte, während sie weiterging, zog der Gürtelmacher doch eine köstlich verdutzte Grimasse. Am Stand eines Kannengießers blieb sie stehen und erwog, ihr großzügig bemessenes Stück Speck vom Hufschmied in einen neuen Krug anzulegen. Ihrem Zinnkrug, den schon ihre Großmutter benutzt hatte, fehlte bereits ein

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