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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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öffnete mühsam die Augen und verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. »Bruder Anselm hat mir versichert, dass Nachrichten über mein baldiges Ableben verfrüht wären«, krächzte er.
    Bandolf lächelte. »Ihr seht zum Fürchten aus, Bruder. Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Als wäre ich in eine Schänkenrauferei geraten.« Bruder Goswin versuchte sich aufzurichten, besann sich aber schnell eines Besseren und sank mit einem Stöhnen wieder zurück. »Mein Schädel brummt wie nach dem letzten Pfingstbankett.«
    Bandolf musterte ihn besorgt. »Ihr solltet Euch ausruhen«, sagte er. »Ich kann später wiederkommen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Ihr in guten Händen seid.«
    »Macht Ihr Witze?«, fragte Goswin verdrossen. »Bruder Anselm hat mich schon zweimal zur Ader gelassen und flößt mir zu jeder Hore, die ich versäume, einen übelriechenden Trank ein. Da wird mich ein kleiner Plausch mit Euch schon nicht umbringen.« Sein Gesicht verdüsterte sich noch mehr. »Außerdem muss ich Euch etwas sagen. Das Perlenband ist verschwunden.«
    »Was?«, rief Bandolf ungläubig.
    »Es ist meine Schuld«, seufzte Goswin. »Hätte mich nicht der Ehrgeiz gepackt, das Geheimnis um die Kette noch in der Nacht zu lüften, dann wäre sie jetzt sicher noch in meinem Besitz.«

    »Unsinn, das könnt Ihr nicht wissen«, erklärte Bandolf und runzelte die Stirn. »Was ist denn überhaupt passiert?«
    Der Bruder Scholasticus schloss die Augen und schien nachzudenken. Er schwieg so lange, dass Bandolf schon glaubte, er sei eingeschlafen. Endlich schlug Goswin die Augen wieder auf und blinzelte den Burggrafen mit seinen geschwollenen Lidern an. »Den ganzen gestrigen Tag habe ich damit verbracht, die Linien auf den Perlen zu entziffern, aber es wollte mir nicht gelingen. Je mehr ich suchte, umso weniger schienen mir die Zeichen ins Arabische zu passen«, begann er. »Meine Kenntnisse über diese Schrift sind leider nur gering, müsst Ihr wissen. Wie auch immer, ich war noch keinen Schritt weitergekommen, als ich mich schlafen legte. Aber die Kette ließ mir keine Ruhe. Mir kam der Gedanke, es könne sich vielleicht um eine weniger bekannte Abart dieser Schrift handeln, also stand ich wieder auf und schlich mich ins Scriptorium. Das Perlenband nahm ich mit. Ich hatte noch eine Handschrift auf meinem Schreibpult liegen, mit der ich die Linien vergleichen wollte. Und schließlich wurde ich fündig.«
    »Ihr konntet die Schrift entziffern?«, rief Bandolf aufgeregt.
    Goswin lächelte. »Es handelte sich überhaupt nicht um eine Schrift. Die Linien auf den Perlen waren nichts weiter als eine Verzierung. Sie kamen mir nur deshalb so vertraut vor, weil ich diese Art von Ornamentik schon in arabischen Schriften gesehen hatte.«
    »Eine Verzierung also? Dann scheint es sich wohl doch um ein Schmuckstück zu handeln«, meinte Bandolf enttäuscht.
    »Nein«, sagte Bruder Goswin bestimmt. »Das Band ist eine heidnische Gebetskette.«
    »Eine Gebetskette?«
    »Die Ungläubigen verwenden solche Perlenbänder, um
die Anzahl der Namen ihres Gottes nicht zu vergessen«, erklärte Goswin.
    Bandolf lachte. »Wie viele Namen kann dieser Gott denn haben, dass man Hilfe braucht, um sie sich zu merken?«
    »Neunundneunzig Namen – neunundneunzig Perlen.«
    »Teufel noch eins«, murmelte Bandolf beeindruckt.
    Bruder Goswin grinste, wurde aber schnell wieder ernst. »Ich hatte gerade mit dem Zählen der Perlen begonnen, um meine Erkenntnis nachzuprüfen, als mich ein Schlag auf den Kopf traf«, berichtete er.
    »Konntet Ihr sehen, wer Euch niedergeschlagen hat?«
    Goswin schüttelte den Kopf und ließ der unbedachten Bewegung sogleich ein Aufstöhnen folgen. »Ich habe nicht einmal bemerkt, dass außer mir noch jemand da war«, seufzte er.
    »Und das Perlenband? Die Gebetskette?«
    »Man hatte mich schon hierhergebracht, als ich wieder zu mir kam. Ich bat den Gehilfen von Bruder Anselm, ins Scriptorium zu gehen und mir die Kette zu bringen. Aber sie war nicht mehr dort. Anselms Gehilfe suchte den ganzen Platz ab und fragte auch meine Mitbrüder, die sich schon dort eingefunden hatten, nach der Kette. Aber niemand scheint zu wissen, wo sie geblieben ist.«
    »Hmm«, machte Bandolf. »Also hat sie jemand entwendet.«
    Bruder Goswin nickte schwach. »Ich hatte sie in meiner Hand, als ich niedergeschlagen wurde. Weder im Scriptorium noch in der Bibliothek scheint etwas zu fehlen. Es ist alles noch da, bis auf die Gebetskette«, bemerkte er

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