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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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eigentümlichen Blick zuwarf.
    »Das solltet Ihr erklären«, forderte er.
    Der Burggraf wandte sich zu ihm um. »Es gab offenbar einen Augenzeugen, Euer Gnaden.«
    »Einen Augenzeugen? Tatsächlich?«, fragte der Bischof zweifelnd. Rudolf hob eine Augenbraue und nickte dem Burggrafen fortzufahren.
    »In der Nacht, als Seine Eminenz angegriffen wurde, hielt sich der Gerber Schnorr auf dem Pfalzhof auf«, erläuterte Bandolf. »Es ist wahrscheinlich, dass er die Tat gesehen und den Attentäter erkannt hat. Am folgenden Tag wurde der Gerber nämlich dabei beobachtet, wie er Ludger ein Stück Stoff aus der Dalmatika des Erzbischofs zeigte. Der Angreifer hatte Adalberts Gewand zerrissen, als er mit ihm rang, und hat das Stück Stoff offenbar bei seiner Flucht verloren. Der Gerber muss es gefunden und aufgehoben haben. Möglicherweise als Beweis für das, was er gesehen hat.«
    »Selbst wenn dem so war und der Gerber die Tat beobachtet hat, wie kommt Ihr darauf, dass Ludgers Tod mit dem Überfall zusammenhängt?«, wollte Rudolf wissen, der den Burggrafen nicht aus den Augen ließ.
    »Ich vermute, dass der Gerber Ludger mitgeteilt hat, wer Adalberts Angreifer gewesen ist. Warum sonst hätte er ihm das Stück Stoff gezeigt? Und das wiederum könnte dazu geführt haben, dass der Attentäter sich von Ludger bedroht fühlte und ihn umbrachte, bevor er sein Wissen weitergeben konnte.«
    Der Herzog genehmigte sich einen langen Schluck aus
seinem Pokal, dann bemerkte er spöttisch: »Es könnte … Es wäre … Ihr vermutet …? Gibt es in dieser Angelegenheit auch etwas, das Ihr wisst?«
    Bevor Bandolf sich rechtfertigen konnte, mischte Adalbero sich mit seiner trägen Stimme ein. »Warum schafft Ihr uns nicht besagten Gerber herbei, damit er hier Rede und Antwort stehen kann?«, fragte er und griff in die Schale mit süßen Spezereien, die wie immer neben seinem Stuhl stand.
    Bandolf holte tief Luft. »Der Gerber ist tot, Eminenz. Er wurde erwürgt«, gab er widerstrebend zu.
    »So, der Gerber ist also tot, und alles, was Ihr sonst für Eure Behauptungen vorbringen könnt, sind absonderliche Vermutungen?« Der Bischof leckte sich über die Lippen und gestattete sich ein süßliches Lächeln. »Ich fürchte, das wird den König nicht zufriedenstellen.«
    Bandolf zog irritiert die Brauen zusammen. Hatte er sich nicht klar ausgedrückt? Ein jeder musste doch sehen, dass es da Zusammenhänge gab! »Ihr müsst zugeben, Eminenz …«, begann er, doch der Bischof unterbrach ihn.
    »Genug jetzt. Ich will nichts mehr davon hören. Ihr verrennt Euch in wirre Vermutungen und verliert dabei den Blick auf das Offensichtliche. Worms ist voll von Schnapphähnen und Beutelschneidern. Ihr werdet den Richtigen schon herauspicken, und damit lasst es genug sein.«
    Bandolf setzte verärgert zu einer scharfen Erwiderung an. Aber ein unbestimmtes Gefühl mahnte ihn plötzlich zur Vorsicht, und er klappte den Mund wieder zu. Bischof Adalbero starrte ihn schweigend an, dann nickte er, offenbar zufriedengestellt, und malte ein flüchtiges Kreuz in die Luft. »Ihr dürft Euch empfehlen, Burggraf.«
    Bandolf biss die Zähne zusammen, damit ihm nicht doch noch eine zynische Bemerkung entschlüpfte, und verbeugte sich vor den beiden Männern.

    Er war schon an der Tür, als ihn Rudolf zurückhielt. »Das Stück Stoff aus Adalberts Dalmatika?«
    Der Burggraf drehte sich um. »Euer Gnaden?«
    »Ist es bei der Leiche des Gerbers gefunden worden?« Der Herzog fuhr mit dem Finger über den Rand seines Pokals und schaute ihn nicht an.
    »Nein«, antwortete Bandolf. »Der Mörder hat es wohl an sich genommen und vernichtet.«
    Rudolf nahm seine Antwort schweigend zur Kenntnis, doch als Bandolf den Raum verließ, glaubte er ihn murmeln zu hören: »Vielleicht auch nicht.«
     
    Vorsichtig nahm Garsende den kleinen Jaspis aus Ortruds schlaffer Hand und legte ihn zurück in ihren Beutel. Sie hatte ihr den Stein zum Schutz gegen die bösen Luftgeister in die Hand gedrückt, als sie noch glaubte, dass Mutter und Kind die Nacht womöglich nicht überleben würden.
    Ulfert, der Hufschmied, hatte sie gestern in sein Haus geholt, kurz bevor die Stadttore geschlossen wurden. Sein junges Weib schrie schon seit Stunden vor Schmerzen, und das Kind wollte nicht kommen. Seine Mutter hatte verlangt, dass ein Priester käme. Der Teufel hielte das Kind fest und müsse weggebetet werden, sagte sie, doch sein Weib verlangte jammernd nach Garsende, und Ulfert hatte ihr zu guter

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