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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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abzuringen.
    Es musste dem Dieb um das Perlenband gegangen sein. Davon war Bandolf überzeugt. Doch was war so wichtig an der Gebetskette, dass sie Goswin fast das Leben gekostet hatte? Wie war Ludger an die Kette gekommen, und wer konnte sich des Nachts ins Kapitelhaus schleichen, um sie zu stehlen? Die Schlussfolgerung lag nahe, dass es einer der Dombrüder gewesen war, denn wer konnte sonst noch beobachtet
haben, wie Goswin noch einmal aufgestanden und ins Scriptorium gegangen war? Aber wer war es gewesen, und wieso musste die Gebetskette verschwinden?
    Von den Dombrüdern war es kein großer Gedankenschritt zu Pater Emeram. Weder das eigenartige Verhalten, das der Priester an den Tag legte, noch die düsteren Äußerungen, die er in der Halle des Burggrafen gemacht hatte, ergaben für Bandolf irgendeinen Sinn. Etwas trieb den Priester um, und er wollte wissen, was es war. Seufzend stand der Burggraf auf. Sein Mittagsmahl würde warten müssen.
     
    Bandolf traf Pater Emeram vor seiner Kirche an, wo er einem Gehilfen Anweisungen erteilte. Als Pater Emeram den Burggrafen auf sich zukommen sah, überzog eine heftige Röte sein blasses Gesicht, und er machte Anstalten, sich ins Innere der Kapelle zurückzuziehen. Bandolf beschleunigte seine Schritte und erwischte den Priester gerade noch, bevor er ihm die Pforte vor der Nase zuschlagen konnte.
    »Es sieht so aus, als wäre ich Euch nicht willkommen, Pater«, stellte er fest, nachdem er dem Altar am anderen Ende der Kapelle mit einer Kniebeuge seine Referenz erwiesen hatte. »Gibt es einen bestimmten Grund dafür?«
    »Ich bin sehr beschäftigt«, behauptete Emeram mit gesenktem Kopf.
    Der Burggraf musterte ihn nachdenklich. »Ihr seid ein schlechter Lügner, Pater«, sagte er.
    Der Priester schüttelte den Kopf und schwieg.
    Unmutig warf Bandolf die Arme hoch. »Was ist nur los mit Euch?«, rief er. »Seit Ihr Ludgers Leiche gefunden habt, seht Ihr aus wie der leibhaftige Tod. Ihr macht mir dunkle Andeutungen, die kein Christenmensch verstehen kann, und schleicht herum wie das Fleisch gewordene schlechte Gewissen. Dafür muss es doch einen Grund geben. Und den will ich hier und jetzt erfahren!«

    Pater Emeram wich Bandolfs forschendem Blick aus und gab immer noch keine Antwort.
    »Habt Ihr Ludger von Blochen umgebracht?«
    Pater Emeram fuhr auf und starrte den Burggrafen entsetzt an. »Ich? Ihr glaubt, ich hätte …? Um Christi willen, nein! Warum hätte ich so etwas tun sollen?«
    »Dann sagt mir endlich, was Euch bedrückt«, forderte Bandolf und griff nach dem Arm des Priesters. Alle Farbe war aus Emerams Gesicht gewichen, und mit traurigem Blick schaute er zu dem schlichten Holzkreuz mit dem gepeinigten Leib des Herrn über dem Altar. Er biss sich auf die blutleeren Lippen. Dann endlich nickte er.
    »Nun gut, Burggraf, ich werde Euch sagen, was mich bis ans Ende meiner Tage verfolgen wird. Aber nicht hier. Ich will diesen geheiligten Ort nicht mit meiner Sünde beflecken.«
    Die beiden Männer schlenderten über den Kirchhof, und während der Priester mit brüchiger Stimme von Bankett, Bischof und Beichte flüsterte, verfinsterte sich Bandolfs Gesicht immer mehr. Wie hatte er sich nur so irren können?

KAPITEL 17
    B andolf fröstelte. Er hatte sich schlaflos hin und her gewälzt, und dabei war seine Felldecke bis über die Knie hochgerutscht. Ungeduldig zerrte er daran, bis sie seine Füße wieder bedeckte, dann warf er sich auf die andere Seite. Matthäas regelmäßiger Atem stockte. Sie seufzte in die Dunkelheit.
    »Das ist das dritte Mal heute Nacht, dass Ihr mich weckt. Was ist los mit Euch? Habt Ihr Hummeln verschluckt?«, fragte sie schläfrig.
    »Ich kann nicht schlafen«, brummte ihr Gatte.
    »Das ist offensichtlich.«
    »Hmm.«
    »Bedrückt Euch etwas?«
    Einen kurzen Moment lang erwog Bandolf, ihr seine Gedanken anzuvertrauen, entschied sich aber schnell dagegen. Was Pater Emeram ihm erzählt hatte, war nicht die Art von Gutenachtgeschichte, die er seiner Frau erzählen wollte. In der Dunkelheit suchte er nach ihrem Gesicht, küsste ihre Brauen und flüsterte: »Es ist nichts, mein Herz. Schlaft weiter.«
    »Ich könnte Euch einen Becher Wein wärmen und ein wenig Hopfen untermischen. Das würde Euch sicher zur Ruhe bringen.« Matthäa gähnte, noch während sie sprach.
    »Schlaft weiter«, wiederholte Bandolf, und wenig später hörte er wieder ihr regelmäßiges Atmen.
    Während der Burggraf dem Schlaf seiner Gattin nachlauschte, glitten seine

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