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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Begriff, die Truhe wieder zurückschieben, als sie in der Höhlung ein Aufblinken bemerkte, und einen Lidschlag später hielt sie ein Stück Silber in der Hand, groß wie ein Fußnagel. Bevor sie ihren Fund jedoch in Augenschein nehmen konnte, schreckte ein knackendes Geräusch von draußen sie erneut auf. Erstarrt blieb sie stehen und lauschte. Schritte waren keine zu hören. Hastig steckte sie das Stück Silber in ihren Beutel und versuchte, die Truhe schnell an ihren Platz zurückzuschieben. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Himmel, das fehlte noch! Mit zitternden Fingern tastete sie den Boden der Truhe ab und erfühlte ein Stück Pergament, das sich zwischen Bohle und dem Boden der Truhe verklemmt hatte. Eilig zerrte sie daran herum, bis es sich gelöst hatte und sie das Möbel endlich an seinen Platz schieben konnte. Sie umklammerte das zusammengeknüllte Pergament mit ihrer Faust, als wäre es ein Talisman, hastete zur Tür und lauschte. Draußen schien alles ruhig zu sein. Leise öffnete sie die Tür und schloss sie hinter sich, lauschte wieder und tastete sich dann mit angehaltenem Atem die dunkle Treppe hinunter. Jetzt musste sie nur noch ungesehen an der Tür zur Halle vorbei, dann hatte sie es geschafft. Auch hier unten schien alles ruhig zu
sein. Garsende holte Luft und huschte zum Hauseingang. Einen lautes Knirschen in den Bohlen, just als sie die Tür zur Halle passierte, ließ sie fast aus der Haut fahren, aber glücklicherweise kam niemand aus der Halle gestürmt, um zu fragen, was zum Teufel sie hier machte. Mit einem tiefen Seufzen der Erleichterung öffnete Garsende die Tür zum Hof und blinzelte ins Tageslicht. Dann erstarrte sie.
     
    Kaum zwei Schritte vor ihr standen Sigurt von Siersberg und Rainald von Dachenrod, offensichtlich just im Begriff, ins Haus zu treten.
    Die beiden Männer schienen gezecht zu haben. Sie schwankten und stanken nach Schänke. Sigurts Stiefel waren bis zu seinen Beinlingen schlammbespritzt, seine Beinlinge zerknittert, und sein kostbar besticktes Hemd hing ohne seinen Gürtel wie ein Leinensack an ihm herunter. Rainald war kaum besser beieinander. Ein dümmliches Grinsen stand in seinem Gesicht, mit dem er die Heilerin zuerst verwundert, dann verärgert anschaute. Sein Hemd, nicht minder fein bestickt als das von Sigurt, hing unordentlich über seinem Schwertgürtel, und das Leder seines knöchelhohen Schuhwerks war unter dem Dreck kaum zu erkennen.
    »Jemand krank?«, erkundigte sich Sigurt undeutlich, während er sich nach vorne beugte, um sich an der Tür festhalten zu können. Sein weinschwerer Atem blies der Heilerin ins Gesicht.
    »Ich … ich wollte nur … meine Anteilnahme … Dann dachte ich aber, es wäre vielleicht besser, wenn ich später …«, stotterte Garsende überrumpelt.
    »Du steckst mit dem Busch … dem Burgkerl … dem Burggrafen, dem Kerl… unter einer Decke. Geh mir … Geh … mir aus den Augen«, lallte Rainald.
    Sigurt kam ihr noch näher, kniff die Augen zusammen und starrte ihr ins Gesicht.

    »Was zur Hölle …«, murmelte er, doch Garsende hatte sich wieder gefasst. Wortlos schlängelte sie sich an Sigurt vorbei, eilte über den Hof, und erst als sie die Pforte erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um und warf einen Blick zurück. Die beiden Männer standen noch immer unter der Tür und sahen ihr hinterher.
     
    Nachdenklich verließ Bandolf das Kapitelhaus durch die Pforte, die vom Kreuzgang auf den Domplatz führte. Er schlenderte an der Kellerei vorbei, betrat den Domplatz und schaute zu, wie ein kleiner Trupp von Hörigen Körbe mit frischen Äpfeln und späten Beeren vom Garten des Doms zur Kellerei schleppten. Vor dem Eingang zur Aula Minor und dem Durchgang zum Pfalzhof lauerten Höflinge und Geistliche auf den neuesten Klatsch, der ihren Müßiggang beleben mochte. Bandolfs Magen knurrte und mahnte ihn daran, dass es auf die Sext zuging und er seit dem Frühstück nichts Stärkendes mehr zu sich genommen hatte. Wenn das so weitergeht, wird Matthäa mein Hemd enger machen müssen, dachte er missmutig und gähnte herzhaft. Die letzte Nacht war kurz gewesen, und die Müdigkeit steckte ihm plötzlich in allen Knochen. In der Ecke zwischen Westchor und Bischofspfalz lag noch ein Stapel mit rotbraunen Sandsteinen, die von den letzten Ausbesserungsarbeiten am Dom übrig geblieben waren. Bandolf ließ sich darauf nieder, streckte seine Beine aus und versuchte, seinem müden Verstand ein paar brauchbare Gedanken

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