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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Elgard ihr das Schmuckstück nicht wegnehmen konnte?«, bot Garsende an. Dann seufzte sie. »Ach, ich weiß nicht.«
    Bandolf zog die Brauen zusammen. Ihre Worte kitzelten sein Gedächtnis; eine verschwommene Erinnerung, ein vager Gedanke geisterte durch seinen Kopf, der sich seinem Zugriff bedauerlicherweise verweigerte.
    Schließlich schüttelte er den Gedanken ab und griff nach dem zusammengeknüllten Pergament. »Und was hat es damit auf sich?«
    »Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist«, meinte Garsende. »Auf der Truhe lag ein Andachtsbuch, das offenbar Fastrada gehörte. Als ich es in die Hand nahm, öffnete sich das Buch von selbst an einer Stelle, wo man ein Blatt herausgerissen hat. Das Pergament fand ich dann unter der Truhe. Es hatte sich dort verklemmt. Womöglich ist es die fehlende Seite.« Sie lächelte ein wenig gequält. »Als Novizin habe ich mein Latein gelernt, aber das ist lange her, und ich bin nicht geübt darin.«
    Als Bandolf das Blatt glättete, stand sie auf und schaute ihm neugierig über die Schulter.
    »Barbarei, ein Kunstwerk wie dieses so achtlos zu behandeln«, brummte der Burggraf leise, während er die mit leuchtenden Farben ausgeschmückte Initiale und die sorgsam gemalten Buchstaben bewunderte, die von der Fingerfertigkeit des Kopisten zeugten.
    »Heilige Maria, du schmerzhafteste Mutter, die du deinen Sohn von Mördern umgeben zum Tode führen sahst und mit ihm hinwanktest, den Kelch des Leidens bis zum Tode auszutrinken«, übersetzte er. Dann hob er den Kopf und schaute die Heilerin ratlos an.
    Garsende bekreuzigte sich. »Das ist ein Vers aus einem
Gebet an die Muttergottes, aber ich weiß auch nicht, was das zu bedeuten hat«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage.
    »Falls es sich tatsächlich um die fehlende Seite aus Fastradas Andachtsbuch handelt, wieso hat sie das Blatt herausgerissen? Man zerstört doch nicht grundlos ein kostbares Buch«, grübelte der Burggraf laut.
    Garsende ließ sich auf ihren Schemel sinken und nagte auf ihrer Unterlippe. Bandolf musterte sie argwöhnisch. »Was hast du?«, fragte er, und als sie nicht antwortete: »Heraus damit, Weib. Woran denkst du?«
    »Vielleicht wollte Fastrada einen Fingerzeig hinterlassen«, sagte sie endlich.
    »Einen Fingerzeig? Worauf denn?« »Herrje, das weiß ich nicht«, rief Garsende ärgerlich. »Ich weiß nur, dass sie seit dem Tod ihres Gatten völlig aufgelöst war. Vielleicht wusste sie etwas? Vielleicht hat sie etwas gesehen, als sie in jener Nacht auf Ludger wartete und von ihrem Fenster aus auf den Hof schaute? Womöglich hat sie Rainald oder Detmar gesehen, als sie das Haus verließen, und sich ihren eigenen Reim darauf gemacht.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Der Teufel labt sich am Herz der Mutter, und der Schatten des Todes schwebt über ihr.«
    »Du redest wirres Zeug.«
    Ein trauriges Lächeln huschte über das Gesicht der Heilerin. »Fastrada sagte das. Zumindest behauptet das die alte Teudeline.«
    Ungeduldig trommelte Bandolf mit den Fingern auf der Tischplatte. »Das macht es nicht verständlicher.«
    »Nein«, gab sie zu. »Aber wenn Ludgers Gattin tatsächlich vergiftet wurde, dann …«
    »Vergiftet?«, fuhr Bandolf alarmiert auf. »Allmächtiger! Weißt du, was du da sagst, Weib? Wie kommst du darauf?«
    Garsende hob den Kopf und sah ihn offen an. »Ich bin mir
nicht sicher, aber Fastradas Augen waren unnatürlich groß und dunkel, und an ihren Lippen hing ein süßlicher Geruch. Ich konnte sehen, dass sie bläulich verfärbt waren«, erklärte sie. »Man hatte sich offenbar Mühe gegeben, die Verfärbung zu übermalen, aber ich sah es trotzdem.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Es könnte bedeuten, dass Fastrada vor ihrem Tod etwas zu sich genommen hat, das mit einem Gift versetzt war. Sie hat zwar nicht erbrochen – das hätte ich gerochen -, aber die Blaufärbung der Lippen und die vergrößerten Pupillen sind Anzeichen, die man nicht leichtfertig übersehen sollte.« Sie seufzte. »Es könnte Stechapfel oder Schafsbinde gewesen sein.«
    »Aber sicher bist du dir nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Angespannt beugte Bandolf sich vor. »Angenommen, es wäre so gewesen: Was wäre dann mit Fastrada geschehen?«
    »Bei Stechapfel und Schafsbinde ist die Wirkung sehr ähnlich«, erklärte Garsende. »Ihr Herz hätte heftig zu schlagen begonnen. Ihre Körpersäfte hätten sich erhitzt. Sie würde starken Durst gelitten haben, und Visionen hätten sie toll gemacht, bevor sie am Ende

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