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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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und Garsende konnte die geschlossene Tür zur Halle erkennen, ebenso die Treppe, die zu den Schlafkammern im oberen Stockwerk führte. Ihr Herz klopfte womöglich noch lauter, als sie die kurze Distanz bis zur Treppe zurücklegte und die ersten drei Stufen erklomm. Das Quietschen einer Tür ließ sie mitten in der Bewegung verharren. Sie hielt den Atem an. Licht fiel von oben auf die Treppe, und Garsende hörte Schritte. Pater Emerams Stimme war deutlich zu hören:
    »Wie traurig, dass die junge Frau schon so kurz nach dem Tod ihres Gatten heimgegangen ist.«
    Garsende spürte förmlich, wie das Blut aus ihren Wangen wich, als sie sich hastig umdrehte, die Stufen hinab und hinter die Treppe floh, wo sie sich, so gut es ging, zusammenkauerte. Dann erst wagte sie, wieder Luft zu holen.
    »Ja, sehr traurig«, bestätigte Elgards Stimme von oben. »Doch Fastrada war völlig verzweifelt über den Tod meines Sohnes. Als Ludger von uns ging, nahm er Fastradas Herz mit sich ins Grab.«

    »Unsinn«, tönte die alte Teudeline. »Fastrada hat sich selbst hineingesteigert und sich in merkwürdige Ideen verrannt. All ihr Gerede über Ludger, der sie des Nachts heimgesucht hätte, über den Teufel, der sich am Herz der Mutter labe, und ihr Gefasel über den Schatten des Todes, der über ihrem Haupt schwebt. So etwas ist schlecht für die Verdauung und bringt die Körpersäfte durcheinander.«
    Die Stimmen kamen nicht näher. Elgard, Teudeline und der Priester schienen auf dem Treppenabsatz oben stehengeblieben zu sein.
    »Warum glaubte die arme Frau denn, der Schatten des Todes hinge über ihrem Haupt?«, fragte Pater Emeram verwundert.
    »Sie redete nur wirr daher«, sagte Elgard schnell.
    »Welch arme geplagte Seele«, hörte die Heilerin Pater Emeram mitleidig sagen.
    Stufen knarrten, und Garsende duckte sich noch tiefer in den Hohlraum hinter der Treppe. Sie spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten, als sie Elgard im Schein ihrer Lampe durch die Stufen hindurch herunterkommen sah. Kurz darauf folgte der Pater, und zum Schluss die alte Teudeline.
    »Habt Ihr den Burggrafen schon vom Tod der Witwe unterrichtet?«, wollte Pater Emeram wissen, während Elgard die Tür zur Halle öffnete. Sie wandte sich zu ihm um, und einen entsetzlichen Augenblick lang dachte Garsende, Elgard hätte sie entdeckt. Doch Ludgers Mutter hatte ihre Augen auf den Priester gerichtet und maß ihn mit einem kalten Blick.
    »Ich wüsste nicht, was den Burggrafen Fastradas Tod anginge«, antwortete sie in einem Ton, der jegliche Widerrede ausschloss.
    Die Tür der Halle schloss sich hinter den dreien.
    Es dauerte eine Weile, bis Garsende sich von dem Schrecken
erholt hatte und sich aufrichten konnte. Sie war drauf und dran, auf der Stelle kehrtzumachen und dieses Haus auf dem schnellsten Weg wieder zu verlassen. Soll sich der Burggraf doch darum kümmern. Was schert es mich, wie Ludgers Witwe gestorben ist, dachte sie mit einem Anflug von Wut über die missliche Lage, in die sie sich selbst hineinmanövriert hatte. Tief im Herzen wusste sie aber, dass es sie doch scherte. Sie hatte Fastrada nicht gemocht, dennoch war Ludgers Gattin ihr Schützling gewesen. Garsende hatte ihr offenbar nicht helfen können. War sie es ihr da nicht schuldig, sich wenigstens um ihren Tod zu bekümmern?
    ›Und dann hätte ich den Schrecken ja auch völlig umsonst ausgestanden‹, machte sie sich selbst Mut.
    Unschlüssig wartete sie noch einen Moment, lauschte angespannt, dann wagte sie sich aus ihrem Versteck hervor und hastete die Treppe hinauf, so schnell sie es im Dunkeln vermochte. Oben angelangt, öffnete sie vorsichtig die Tür zu Fastradas Kammer und trat ein.
    Der Holzverschlag des kleinen Fensters war geschlossen, aber ein paar Talglampen erhellten den Raum, und zwei Kerzen, die man am Kopfende von Fastradas Bettstatt aufgestellt hatte, warfen Licht auf das fahle Gesicht der Toten. Fastrada war allein. Niemand hielt Totenwache, wie Garsende im Stillen befürchtet hatte.
    Die Heilerin gedachte Fastradas Seele mit einem stummen Gebet, bekreuzigte sich, dann beugte sie sich über die tote junge Frau.
    Fastrada lag ausgestreckt auf ihrer Bettstatt, die Hände gefaltet, und ein schwacher Geruch nach Lavendel, mit dem man den Leichnam offenbar abgerieben hatte, stieg ihr in die Nase. Die Augen der Toten waren geschlossen. Dunkle Wimpern beschatteten ihre bleichen, bläulich schimmernden Wangen. Man hatte Fastradas Lippen mit Zinnobersalbe rot geschminkt,

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