Die Verschwoerung der Fuersten
Deckung zu locken?«
»Wenn ich es nicht versuche, wird niemand je zur Rechenschaft gezogen werden.« Bandolf strich nachdenklich über seinen Bart. »Ich gebe zu, mir ist auch nicht wohl dabei, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Es gibt ein schwaches Glied in dieser Kette, und das werde ich mir zunutze machen.«
»Und wie wollt Ihr das anstellen?«
Bandolf schaute sich in der Krankenstube um, doch niemand schien sich für die Plauderei der beiden Männer zu interessieren. »Ich glaube, ich weiß, wo sich ein Beweis finden lässt«, antwortete er mit gesenkter Stimme. »Auf Heinrichs Veranlassung werden sich morgen alle Beteiligten auf dem Abschiedsbankett des Königs in der Pfalz einfinden. Das gibt meinem Hauptmann die Gelegenheit, nach dem Beweis zu suchen. Hat er gefunden, was ich brauche, werde ich es vorlegen und abwarten, welche Wirkung sich zeigt.«
»Und wenn sich keine zeigt?«
Bandolf zuckte nur mit den Schultern. Eine Weile schwiegen die beiden Männer und hingen ihren Gedanken nach, dann sagte Bandolf: »Ein Steinchen für das Mosaik fehlt mir noch. Und das ist der plötzliche Tod von Ludgers Weib.«
»Ihr glaubt nicht daran, dass der Kummer sie in den Tod getrieben hat?«, fragte Goswin überrascht.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Bandolf zögernd. »Garsende ist überzeugt davon, dass sie an einem Gift gestorben ist, kann es aber nicht mit letzter Sicherheit sagen.«
»Die Kräuterdrude?« Goswin runzelte skeptisch die Stirn. »Warum fragt Ihr nicht den Bruder Apotheker? Er mag ein sturer Kerl sein, aber wie ich schon sagte, versteht er sein Handwerk. Könnt Ihr von einer Drude dasselbe sagen?«
»Die Heilerin hat mir keinen Grund gegeben, ihre Fähigkeiten anzuzweifeln. Sie ist ein verständiges Weib, und ich vertraue ihrem Urteil«, hörte Bandolf sich überraschend eine Lanze für Garsende brechen. Er lächelte verlegen. »Nehmt es mir nicht übel, Bruder, aber seitdem die Gebetskette aus dem Kapitelhaus gestohlen wurde, bin ich mir nicht sicher, wem ich unter Euren Brüdern noch trauen kann. Ich würde ungern den Falschen fragen.«
»Mir will scheinen, Ihr seid allzu vertrauensselig dem Kräuterweib gegenüber. Lasst Euch nicht durch Tändelei und süße Worte blenden, und denkt an die Worte des heiligen Augustinus«, mahnte Goswin, dessen Stirnrunzeln sich vertieft hatte.
Bandolf lachte. »Süße Worte kann man Garsende schwerlich nachsagen. Im Gegenteil ist ihre spitze Zunge ausgesprochen ärgerlich.«
»Wenn Ihr das sagt. Doch haltet Ihr Euren Argwohn meinen Brüdern gegenüber nicht für ein wenig übertrieben?«
»Nein.«
Bruder Goswin seufzte. »Es fällt mir schwer, meinen Mitbrüdern zu misstrauen«, gestand er. »Habt Ihr denn einen Verdacht?«
»Verdacht ist wohl nicht das richtige Wort. Eher Fragen, auf die ich keine Antwort finde.«
»Fragen? Welche Art von Fragen?«
Bandolf räusperte sich: »Stiehlt Bruder Osbert noch andere Dinge außer dem Wein des Bischofs?«
»Ach, davon wisst Ihr?«, staunte Goswin.
»Ganz Worms weiß davon«, grinste Bandolf, wurde aber gleich wieder ernst. »Warum wollte mir Bruder Pothinus nicht sagen, was er an der Stelle, wo Adalbert von Bremen überfallen worden ist, gefunden hat?«, fuhr er fort. »Was war in dem Kästchen, das Ludger im Kreuzgang überreicht worden ist? Und von wem hat er es erhalten? Wie weit würden Pothinus und Folbert gehen, um das Amt des Propstes zu bekommen? Wer konnte wissen, dass Ihr Euch im Scriptorium befandet, als Ihr niedergeschlagen wurdet? Solche Fragen.«
Goswin lachte. »Da habe ich gleich noch eine weitere Frage, über die Ihr Euch in Mußestunden den Kopf zerbrechen könnt: Wieso behauptet Bruder Folbert, er hätte eine Botschaft von mir für Euch, die ich ihm nicht aufgetragen habe? Und, weil Ihr gerade davon sprecht«, rief er triumphierend, »habe ich auch eine Antwort für Euch. Mir ist nämlich wieder eingefallen, was es mit diesem Kästchen für Ludger auf sich hatte.«
Es war schon nach der Sext, als Bandolf das Hospiz verließ. Sein Bauch meldete unmissverständlich die Mittagsstunde, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als in seiner Halle über einem fetten Braten verweilen zu können. Und zur Not würde es auch ein Eintopf tun, dachte er verdrossen. Stattdessen würde er dem Hauptmann seiner Stadtwache und seinem Schreiber in allen Einzelheiten erklären müssen, was sie beide morgen um die Zeit des königlichen Banketts zu tun hatten.
»Warum musste sich Adalbert
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