Die Verschwoerung der Fuersten
Widerwillig brachte er seinen König im Querfeld in Sicherheit.
»Also opfert Ihr doch den Bischof, um Euch zu schützen«, stellte Rudolf befriedigt fest und fegte mit einem eigentümlichen Blick auf den jungen König dessen weißen Bischof vom Feld. Heinrich funkelte ihn wütend an, ballte die Hände zu Fäusten, und einen Moment lang befürchtete
Bandolf, der König würde sich auf Rudolf stürzen. Die Anwandlung verflog jedoch so schnell, wie sie gekommen war, und mit einem schiefen Grinsen wandte er sich wieder dem Schachbrett zu.
Der Rest der Partie war schnell beendet. Eine Weile starrte Heinrich noch grübelnd auf seine beiden verbliebenen Figuren, während Rudolf sich entspannt zurücklehnte, dann warf er seufzend den weißen König um.
»Das nächste Mal werde ich gewinnen«, verkündete er vergnügt und stand auf.
Rudolf von Schwaben erhob sich ebenfalls und deutete eine Verbeugung an. »Durchaus möglich, mein König.«
Heinrich nickte.
»Begleitet mich auf einen Spaziergang, Burggraf«, sagte er zu Bandolf und schlug mit beschwingten Schritten den Pfad zu den Obstbäumen ein, ohne Rudolf noch einen weiteren Blick zu schenken. Bandolf beeilte sich, ihm zu folgen.
Natürlich drängte Heinrich darauf, alles zu erfahren, was Bandolf wusste, bevor er tun wollte, worum sein Burggraf ihn bat. Es kostete Bandolf alle Mühe und Überredungskunst, seinen jungen, ungestümen Herrscher davon zu überzeugen, dass er sich bis zum Bankett am folgenden Abend gedulden müsse. Aber schließlich gelang es ihm, und Heinrich willigte ein, ihm seine Hilfe zu gewähren.
Zuletzt wollte der König wissen, ob er sonst noch etwas tun könnte. Bandolf schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein. Er drehte sich noch einmal um. »Doch, Hoheit. Da gäbe es noch eine Sache, wenn‘s Euch beliebt …«
Nach dem anstrengenden Gespräch mit Heinrich, das zwischen Beeten und Gebüsch im Garten, aber immerhin unter vier Augen stattgefunden hatte, fühlte sich Bandolf so erschöpft wie hungrig. Grünkernbrei, Brot und frischer
Apfelwein beim Wirt am Markt brachten ihn jedoch schnell wieder auf die Beine. Gut gelaunt verließ er die Wirtsstube und machte sich auf den Weg zum Hospiz, um sich nach Goswins Befinden zu erkundigen.
Die Augenlider des Bruder Scholasticus hatten sich mittlerweile schwarzblau gefärbt, und er sah aus, als sei er just seinem Grab entstiegen. Trotzdem schien er schon wieder ganz der Alte zu sein. Als Bandolf die Krankenstube betrat, hielt Goswin Bruder Anselm einen Vortrag über die Vorzüge einer Schrift, die ein Heide namens Avicenna verfasst hatte. Bruder Anselm lauschte Goswins Ausführungen mit unbewegter Miene, und als Goswin geendet hatte, hielt er ihm einen Becher unter die Nase.
Goswin seufzte. »Bruder Anselm will einfach nicht auf mich hören«, beschwerte er sich bei Bandolf. »Leib und Geist sind eins, und mit dem von Gott gegebenen Verstand kann man beides vereinen. So schreibt es der große Medicus Avicenna.« Er warf dem Bruder Apotheker einen herausfordernden Blick zu. »Und nicht, dass man diese Hülle der Seele ständig mit übelriechenden Säften traktieren soll. Hört Ihr meine Worte, Anselm?«
Bruder Anselm hob wortlos eine Augenbraue. Unwillig nahm Goswin den Becher aus seiner Hand und leerte ihn mit einer angewiderten Grimasse.
Anselm schüttelte den Kopf. »Die schlimmsten Kranken sind die, die alles besser zu wissen glauben, nur weil sie eine Schrift über Pflanzenkunde in der Hand hatten«, bemerkte er zu Bandolf, nahm Bruder Goswin den leeren Becher aus der Hand und ging.
»Ignorant!«, rief Goswin ihm erbost hinterher.
Lächelnd legte er sich zurück. »Dabei ist er ein guter Mann, der sein Handwerk versteht«, gab er widerwillig zu.
»Es scheint Euch besser zu gehen, wenn Ihr Euch schon wieder zanken könnt«, stellte Bandolf fest.
»Glaubt mir, der Schein trügt. Wenn ich noch lange hier liegen muss, sterbe ich an Langeweile. Anselm verweigert mir auch noch die kleinste Schrift zu lesen«, klagte Goswin. »Aber lassen wir das. Habt Ihr Neuigkeiten für mich?«
Bandolf lächelte. »Was den Überfall auf Euch betrifft, noch nicht. Aber ich hatte eine Audienz beim König.«
»Tatsächlich?« Goswins Miene hellte sich auf. »Erzählt mir davon.«
Als Bandolf geendet hatte, sagte Goswin besorgt: »Ihr geht ein großes Risiko ein, mein Lieber. Was, wenn Euer Plan fehlschlägt? Wenn es Euch misslingt, die Schuldigen aus ihrer
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