Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
Vom Netzwerk:
hinterherschaute. Prosperius, dessen Glaube an Reliquien schon in frühester Jugend durch reichlich abenteuerliche Geschichten seines fantasiebegabten Novizenmeisters gewürzt worden war, warf seinem Herrn einen schockierten Blick zu.
     
    Die Stelle, an der Adalbert von Bremen überfallen worden war, wies keinerlei brauchbare Spuren auf. Der Burggraf stand breitbeinig über dem niedergedrückten Gras und ließ seine Augen aufmerksam über den Boden und die nähere Umgebung schweifen. Sein Gesicht verfinsterte sich von Minute zu Minute. »Der Teufel soll den Bischof holen«, knurrte er. »Hier gibt es nicht den geringsten Hinweis auf einen Dieb oder auf sonst jemanden.« Er drehte sich um und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Behausungen der Eigenleute des Bischofs und die Häuser der Handwerker, die sich an den Rand des Marktplatzes schmiegten.
    »Wenn der Angreifer nicht zufällig hier vorbeigekommen ist, dann muss er durch die Diebsgasse oder durch die Hohlgasse gekommen sein und sich hinter den Quartieren der Hörigen auf die Lauer gelegt haben.«
    »Oder er kam über die Mauer vom Kirchhof«, warf Prosperius ein. »Ihr wisst doch, was für ein Gesindel sich nachts dort zuweilen trifft.«
    Bandolf nickte. »Ja«, sagte er grübelnd. »Einer dieser Halunken könnte vom Friedhof aus über die Mauer geklettert und von dort aus zwischen dem Ostchor und den Häusern auf den Platz gelangt sein. Und was dann? Dann hat er Adalbert von Bremen über den Platz spazieren sehen und sich gedacht, ein Erzbischof gäbe wohl eine fette Beute ab?« Der Burggraf schnaubte. »Wenn es sich so verhalten hat und ich erwische den Kerl, dann lasse ich ihn zweimal baumeln.
Einmal für seine Unverfrorenheit und ein zweites Mal wegen seiner Dummheit.«
    Prosperius grinste. »Wieso nicht auch ein drittes Mal wegen des Ärgers, den er Euch macht?«
    »Na schön«, sagte Bandolf ohne große Hoffnung. »Dann lass uns bis zur Friedhofsmauer gehen und sehen, ob es dort einen Hinweis gibt.«
    Doch außer einer fliegenumsummten Pfütze mit Erbrochenem, in die Prosperius beinahe hineingetreten wäre, gab es auch dort nichts Auffälliges zu sehen. Die steinerne Mauer begrenzte von den beiden Osttürmen des Doms bis zur Andreasgasse hinunter den Kirchhof der Taufkirche St. Johannes. Zur Andreasgasse hin gab es eine Pforte, die nachts verschlossen wurde. Dicht an die Südfassade des Doms geschmiegt, konnte man das noch nicht ganz fertig gestellte, zehneckige Baptisterium mit seinem hohen Glockenturm sehen. Bandolf überlegte, ob es sich lohnen würde, den Kirchhof selbst zu begutachten, entschied sich aber dagegen. Vielleicht würde er zwischen den Holzkreuzen und Steinplatten der Gräber noch Spuren eines nächtlichen Gelages vorfinden, aber er bezweifelte, dass sie ihm Aufschluss über die Person liefern würden, die den Erzbischof von Bremen überfallen hatte.
    »So hat das keinen Sinn«, rief er plötzlich ungehalten und schlug mit der Faust gegen den rotbraunen Backstein der Mauer. »Hier kommen wir nicht weiter, und ich muss auf dem Markt nach dem Rechten sehen. Nur weil ein Rheinfeldener Pfaffe meinen Kopf gerne auf einem Silbertablett serviert bekommen würde, kann ich nicht alle meine Pflichten vernachlässigen.«
    Mittlerweile war der halbe Vormittag vorbei, und ihm knurrte der Magen. Wenn er Hunger hatte, wurde er übellaunig, und wenn er übellaunig war, konnte er nicht denken.
    »Zeit, sich den Magen zu füllen, Prosperius«, verkündete
er, und die Züge seines jungen, stets hungrigen Schreibers hellten sich auf.
    »Geh nach Hause, und sag meinem Weib, dass ich beim Wirt am Markt speisen werde. Danach will ich Bruder Goswin im Kapitelhaus einen Besuch abstatten. Der Scholasticus kann mir vielleicht das eine oder andere über den Erzbischof von Bremen berichten. Vielleicht sehe ich dann klarer.« In Vorfreude auf eine dicke Scheibe weißen Brots mit Braten und dunkler, würziger Tunke und einen ordentlichen Schluck Bier rieb er sich den Bauch.
    Prosperius, offenbar ebenfalls beflügelt vom Gedanken an eine große Schüssel Brei, die er der sonst so strengen Filiberta stets mühelos abschwatzen konnte, wandte sich zum Gehen. Aber Bandolf war mit seinen Anweisungen noch nicht fertig. »Nimm den Weg über die Hohlgasse zum Markt«, befahl er. »Beim Marktkreuz findest du einen Bauern mit Namen Boso. Ich habe ihn heute Nacht mit einem Knüppel in der Hand erwischt.«
    »Dann nehme ich einen Büttel mit, der ihn zum Marktgericht

Weitere Kostenlose Bücher