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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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nicht einmal Männer der Kirche mehr sicher vor den Übergriffen des Gesindels wären.«
    »Da ist der Erzbischof bei Hof wohl recht angesehen, wenn jedem so an der Ergreifung des Diebs gelegen ist«, mutmaßte der junge Schreiber.
    »Pah«, schnaubte Bandolf. »Mir dagegen will scheinen, den hohen Herren ist nur darum zu tun, dass der Vorfall so schnell wie möglich in Vergessenheit gerät.«
    Aus einem Durchlass stürmte eine Gruppe junger Burschen auf die Brotgasse. Sie trugen ihre besten Gewänder, hielten Kränze in den Händen und grölten ausgelassene Lieder. Offenbar wollten sie vor die Stadt, wo am Abend auf der Gemeindewiese Michaeli gefeiert werden würde. Es war ein alter Brauch, dass die jungen Männer das Fest damit eröffneten, die Mädchen ihrer Wahl mit einem Kranz zu küren.
    Prosperius sah der beschwingten Gruppe ein wenig wehmütig hinterher. »Und der König? Was meint der König dazu?«, fragte er schließlich.

    Bandolf schüttelte den Kopf. »Der Erzbischof von Köln klebte wie eine Klette an seinem Gewand, was Heinrich sichtlich unbehaglich war. Er schien mehr Vergnügen in der Gesellschaft seiner jungen Ritter zu finden und verteilte seine Gunst augenfällig unter den Männern niedrigen Standes. Die Herren von Laufen und Hohenhardt, von Blochen und Steinach waren entzückt über die Aufmerksamkeit, die der junge König ihnen schenkte. Anno maßregelte ihn deshalb ganz offen, und Heinrich verließ die Tafel ziemlich abrupt in miserabler Stimmung, noch bevor ich mit ihm sprechen konnte.«
    »Und der Erzbischof von Bremen?«, bohrte Prosperius weiter.
    »Seine Eminenz scheint noch ans Krankenlager gefesselt zu sein. Er war weder bei der Messe noch auf dem Bankett.«
    Eine Weile brütete der Burggraf dumpf vor sich hin, dann stieß er plötzlich zornig hervor: »Ich werde den Attentäter finden, Prosperius. Komme, was da wolle. Ich habe nicht die geringste Lust, mich zum Spielball der Herren am Hof machen zu lassen.«
    »Aber was, wenn es nun doch ein Dieb gewesen ist?«, wandte sein Schreiber ein, doch Bandolf wedelte wegwerfend mit der Hand. »Das glaube ich nicht. Kein Beutelschneider, dem ich bisher über den Weg gelaufen bin, wäre so dämlich, sich an den Habseligkeiten eines Kirchenfürsten zu vergreifen. So etwas ist den Herren selbst vorbehalten. Nein, wir müssen den Täter woanders suchen.«
    »Beim Wirt am Markt saßen heute Brüder aus Lorsch beisammen«, berichtete Prosperius. »Sie waren nicht gut auf Seine Eminenz von Bremen zu sprechen. Der Herrgott selbst hätte eingegriffen, meinten sie, damit Adalbert ihr Kloster in Frieden ließe. Vielleicht ist da ja mehr an ihrem Geschwätz?« Er legte den Kopf schief und sah den Burggrafen
treuherzig an. »Ich könnte mich doch ein wenig umhören. Die Brüder wissen einen guten Tropfen zu schätzen, und wenn Michaeli gefeiert wird und reichlich Wein und Bier fließen, wer weiß, was ein aufmerksamer Zuhörer da nicht alles aufschnappen könnte?«
    Bandolf warf dem jungen Burschen einen argwöhnischen Blick zu, und Prosperius bedachte ihn mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
    Schließlich nickte Bandolf. »Na schön. Aber sieh zu, dass du nicht selbst in Weinseligkeit verfällst. Wenn du betrunken auf der Gasse landest, wäre das keineswegs von Nutzen«, mahnte er. Prosperius versicherte eifrig, dass er sich um nichts in der Welt von seiner Aufgabe ablenken lassen würde und niemand am Abend so nüchtern bliebe wie er und dass der Burggraf sich gänzlich auf ihn verlassen könnte.
    »Ich will außerdem, dass du dich morgen in der Stadt einmal umhörst, was man über die Kräuterfrau Garsende zu sagen weiß«, beendete Bandolf seine Beteuerungen. »Erkundige dich nach ihrem Woher und ihrem Leumund.«
    Prosperius fragte erstaunt: »Was hat denn eine Kräuterfrau mit dem Erzbischof von Bremen zu schaffen?«
    »Das musst du nicht wissen«, beschied ihn Bandolf streng, und Prosperius seufzte enttäuscht.
    »Du musst dich auch bald beim Fischerwirt nach den Kumpanen des toten Schnorr erkundigen«, fuhr Bandolf fort. »Ich will wissen, wieso der Gerber seine Arbeit vor der Zeit im Stich gelassen hat und wo er gewesen ist. Vielleicht hat er sich mit seinem Mörder getroffen.«
    Sein Schreiber zog eine Grimasse. »Ist das denn noch so wichtig, Herr?«, fragte er. »Der Gerber wird sich betrunken haben. Dann gab es sicher einen Streit mit einem seiner Zechkumpane, und wenn nicht zufällig jemand gesehen hat, wie es passiert ist, und das Maul

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