Die Verschwoerung der Fuersten
hatten. Der König selbst glänzte durch Abwesenheit. Er hatte sich schon bei Sonnenaufgang aus dem Staub gemacht und war mit einem kleinen Gefolge unternehmungslustiger junger Ritter zur Jagd aufgebrochen.
Allmählich leerte sich die kleine Halle. Nur die beiden Erzbischöfe, Anno von Köln und Siegfried von Mainz, und Rudolf, der Herzog von Schwaben, blieben an der Tafel sitzen. In befehlsgewohntem Ton scheuchte Rudolf auch die Hörigen hinaus, die sich anschickten, die übriggebliebenen Speisen abzuräumen.
Kaum hatte der Letzte den Raum verlassen, rief Siegfried empört: »Habt Ihr gehört? Habt Ihr das gehört?«
»Ich bin ja nicht taub«, knurrte Anno von Köln. Unter den grauen Augenbrauen, die widerborstig wie bei einem alten Dachs abstanden und seinem hageren Gesicht einen Ausdruck düsterer Askese verliehen, glühten seine Augen vor Groll. Wieder einmal war es seinem Rivalen gelungen, über seinen Kopf hinweg eine wichtige Entscheidung zu fällen.
Drei Jahre war es her, seit Anno den Streich gewagt und den König, der damals noch keine zwölf Lenze zählte, unter den Augen seiner machtlosen Mutter entführt hatte. Widerstandslos händigte Kaiserin Agnes ihm die Reichsinsignien aus und übertrug ihm die Vormundschaft über ihren Sohn. Ein wunderbares Jahr lang hielt Anno von Köln die Macht im Reich nahezu allein in seinen Händen. Bis Adalbert, der Erzbischof von Bremen, sich als zweiter Vormund des Königs in seine Herrschaft drängte. Heinrich hatte schnell Gefallen an dem einnehmenden Wesen und dem prunkvollen Gehabe des Bremer Erzbischofs gefunden, und seither war Adalberts Einfluss auf den jungen König ständig gewachsen, während Anno nur noch selten Gehör bei ihm fand. Und seit Heinrich zu Ostern dieses Jahres mündig gesprochen worden war, hatte sich Annos Lage bei Hof noch mehr verschlechtert.
»Es gäbe Unruhen in Sachsen, und die Slawen würden sich an der unteren Elbe rühren«, zeterte Siegfried weiter. »Und das wagt der König uns als Begründung anzubieten? Herr im Himmel! Die Slawen rühren sich jedes Jahr an der Elbe. Und Unruhen in Sachsen gibt es immer. Das sind doch nur Ausflüchte. Wem will er denn damit Sand in die Augen streuen?«
Anno musterte ihn mit einem sparsamen Lächeln. Siegfried hatte seinen Aufstieg zum Erzbischof von Mainz nur ihm zu verdanken und war durch Annos Großzügigkeit reich und fett geworden. Seine Habsucht war sprichwörtlich, doch hatte der Zuwachs an Macht bedauerlicherweise keinen Zuwachs an Klugheit bei ihm bewirkt.
»Das war doch abzusehen«, meinte Rudolf. Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich und schlenderte zum Fensterverschlag hinüber, der weit offen stand. Er schloss ihn, bevor er fortfuhr: »Solange Adalbert von Bremen noch das Ruder in der Hand hat, wird er nicht zulassen, dass König Heinrich nach Rom zieht. Papst Alexander würde von
Heinrich verlangen, dass er ihn auf dem Heiligen Stuhl endgültig bestätigt und seine Reformpläne anerkennt, bevor er ihm die Kaiserkrone aufs Haupt setzt. Und das wiederum würde Adalberts eigene Pläne empfindlich stören. Adalbert wird alles tun, um das zu verhindern.« Rudolf zuckte mit den Schultern. »Seine Machenschaften scheinen sich durch nichts unterbinden zu lassen.«
Annos abschätzender Blick huschte zu Rudolf hinüber. Hinter dem einnehmenden Äußeren des Herzogs von Schwaben verbargen sich Verstand und Ehrgeiz, und die Art, wie er sich sein Herzogtum und die Verwaltung über das Königreich Burgund gesichert hatte, ließ auch ein gerüttelt Maß an Skrupellosigkeit vermuten. Rudolf hegte eine tiefe Abneigung gegen Adalberts Eigendünkel und Machtgier, und so war es Anno nicht schwergefallen, ihn auf seine Seite zu ziehen.
Anno runzelte die Stirn. Die letzten Ereignisse bei Hof hatten seine beiden Verbündeten unruhig werden lassen. Nun galt es, sie bei der Stange zu halten.
Eindringlich beugte er sich vor. »Wollt Ihr es Euch nun wirklich unter Adalberts Albe bequem machen und abwarten, bis er den Rest des Reiches an sich gerissen hat, so wie er just darauf aus ist, Lorsch und Corvey an sich zu reißen?«, fragte er. Ein Hauch von Verachtung schwang in seiner Stimme mit. »Wollt Ihr zusehen, wie der Rest Eures Einflusses auf den König schwindet? Dann ist es aus mit Land und Pfründen für Euch und die Euren.«
»Nicht zu vergessen auch mit Euren Pfründen«, erwiderte Rudolf spöttisch und offenbar unbeeindruckt.
Die drei Fürsten tauschten einen langen Blick.
»Adalbert
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