Die Verschwoerung der Fuersten
Zecherei in der Nacht zuvor. Aber er war trotzdem guter Dinge.« Sie runzelte die Stirn und brach dann plötzlich in Tränen aus. »Immer hat er gesagt, es würde besser werden und er würde bekommen, was ihm zustände. Noch gestern hat er‘s gesagt.
Ach, und dann lässt er sich den Hals umdrehen, und ich steh da mit den Kindern und weiß nicht, wie das Begräbnis bezahlen. Er muss doch anständig unter die Erde«, jammerte sie.
Unter dem missbilligenden Blick seines Schreibers kramte Bandolf einen Hälbling aus seiner Börse, den er der Witwe Gutrun in die schwieligen Hände drückte, und verabschiedete sich.
»Ich finde, der König hat den Gumbertsjungen zu hart bestraft«, bemerkte Prosperius mit undeutlicher Stimme. Sein schmaler Körper schwankte, als säße er auf einem Maultier. »Das Wort des alten Gumbert hat Gewicht in der Stadt. Da wäre es doch klug vom König gewesen, sich gut mit ihm zu stellen.«
»Unsinn«, brummte der Burggraf. »Der Bursche hat mutwillig die Töpfe der Bauersfrau zerschlagen und ist dabei erwischt worden. Der Leumund des Weibes war bestens, und sie hatte zwei Zeugen und einen guten Bürgen.« Auch Bandolfs Stimme klang nicht mehr allzu sicher, und seine Augen glänzten. Er hoffte, der Weg von der Bischofspfalz bis zu seinem Heim würde genügen, um den weinseligen Nebel in seinem Kopf wieder etwas zu lichten. »Ich denke, ein Ferkel und zwei Sack Roggen sind als Buße angemessen.« Er grinste breit. »Wie ich Gumbert kenne, wird er sich jedes einzelne Getreidekorn von seinem Sprössling zurückerstatten lassen, und in nächster Zukunft wird der junge Schnösel anderes zu tun haben, als müßig mit seinen Kumpanen zu saufen und Unfug anzustellen.«
Prosperius wackelte skeptisch mit dem Kopf.
Sie bogen in die Brotgasse ein und wichen einem Karren aus, der bis obenhin mit Holz beladen war und gefährlich schwankte.
»Der Zorn eines Krämers auf den König macht mir kein
Kopfzerbrechen. Im Grunde weiß er nämlich genau, dass das Urteil gerecht war«, meinte Bandolf. »Was mir Sorgen macht, waren die versteckten Anspielungen, die man mir heute in Gesellschaft des Hofes zugeflüstert hat.«
In der Regel stand Bandolf, als Burggraf mit dem Blutbann belehnt und Stellvertreter des Königs, dem Gerichtstag zu Michaeli vor. Doch dieses Jahr war Heinrich selbst mit großem Gefolge beim Richtplatz vor der Pfalz erschienen und hatte das Gepränge offensichtlich ebenso genossen wie die Wormser Bürger, die zum ersten Mal miterlebten, dass ihr junger König Gericht hielt. Danach besuchten Heinrich und sein Hofstaat die Messe im Dom, und anschließend hatte man sich in der Bischofspfalz zu einem Festmahl versammelt.
Bei seiner Rückkehr vom Bankett des Königs war Bandolf vor der Marktschänke auf seinen Schreiber gestoßen, der Michaeli offensichtlich schon auf seine Weise gefeiert hatte.
»Was für Anspielungen meint Ihr denn, Herr?«, fragte Prosperius. Er rieb sich die Augen und schnäuzte sich dann lautstark in den Ärmel seines Kittels.
Bandolf runzelte die Stirn. »Es waren weniger die Worte als der Tonfall und die vielsagenden Blicke, die man mir dabei zugeworfen hat, verstehst du?« Prosperius schüttelte den Kopf.
»Nimm den Schwabenherzog Rudolf als Beispiel«, erklärte Bandolf. »Er hat mich nach der Messe beiseitegenommen und gefragt, ob ich den Beutelschneider schon gefunden hätte, der Adalbert von Bremen überfallen hat. Als ich verneinte, meinte er, der Überfall habe die Gemüter bei Hof sehr erregt, und es solle nicht zu meinem Schaden sein, wenn ich sobald wie möglich einen Schuldigen beibringen würde.«
»Und was ist nun daran verkehrt?«
»Hast du mir nicht zugehört?«, rief der Burggraf verärgert.
»Er sprach von einem Schuldigen. Nicht von dem Schuldigen.«
Prosperius gluckste. »Hört Ihr da nicht zu viel hinein, Herr?«
»Durchaus möglich. Aber Bischof Adalbero hat mich kurz darauf dasselbe gefragt. Er wiederum gab mir zu verstehen, dass meine Tage als Burggraf gezählt wären, wenn ich nicht bald einen Schnapphahn vorzuweisen hätte. Und zwar noch bevor der König Worms wieder verlässt. Als Bruder des Herzogs von Schwaben hat der fette Adalbero genügend Einfluss bei Hof, um seine Drohung wahr machen zu können. Nichts würde ihn mehr freuen, als wenn ich versagte«, knurrte Bandolf düster. »Andere, wie der Herzog von Bayern, ließen Bemerkungen über die besorgniserregenden Zustände in den Gassen der königlichen Städte fallen, in denen
Weitere Kostenlose Bücher