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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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sieht angegriffen aus«, meinte Siegfried endlich. »Ich habe gestern den Bruder Apotheker sagen hören, wenn sein Angreifer nur ein bisschen fester zugeschlagen hätte, dann …«

    »Das hat er aber nicht«, fuhr Anno ihn an. »Wäre dieser Angreifer nicht solch ein Stümper gewesen und hätte es nicht verpatzt, dann müssten wir uns jetzt den Kopf nicht mehr darüber zerbrechen, wie Adalberts Einfluss am besten beizukommen ist.« Er bezähmte seinen Unmut und sagte mehr zu sich selbst: »Wenigstens eines scheint mir sicher: Der Kämmerer wird den Angreifer kaum aufspüren. Pothinus ist ein selbstgefälliger Trottel.«
    »Ihr seid nicht auf dem Laufenden, Eminenz«, bemerkte Rudolf trocken. »Nicht der Kämmerer führt die Untersuchung wegen des Überfalls auf Adalbert von Bremen, sondern der Burggraf von Worms.«
    »Was? Wieso erfahre ich das erst jetzt?«
    »Das ist kein Geheimnis, und Ihr hättet eigentlich schon längst davon hören müssen. Auf dem Bankett zu Michaeli war von nichts anderem die Rede.«
    Anno schien nicht zuzuhören. »Und Bischof Adalbero war einfältig genug, das anzuordnen?«
    »Mein Bruder hatte keine Wahl«, erwiderte Rudolf. »Der König hat es so verlangt.«
    »Burggraf oder Kämmerer, was spielt das schon für eine Rolle?«, meinte Siegfried mit einem Achselzucken.
    »Das weiß ich noch nicht.« Anno kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Wie hatte ihm das nur entgehen können? Wäre er nicht so damit beschäftigt gewesen, Heinrichs lächerliche neue Vorliebe für Männer niederen Standes im Auge zu behalten, dann … Gleichwohl, die Neuigkeit gefiel ihm nicht und musste sorgfältig bedacht werden. Er erhob sich.
    Rudolf sah ihn neugierig an. »Was habt Ihr vor?«
    »Es wird höchste Zeit, dass ich noch ein offenes Wort mit Bischof Adalbero wechsle«, erklärte Anno und rauschte mit flatternder Robe aus der Halle.

KAPITEL 6
    Penelope hatte sich neben dem Platz des Burggrafen zusammengerollt und schmiegte ihren runden Rücken eng an Bandolfs mächtigen Oberschenkel. Ihre Pfoten lagen ausgestreckt über einem Stück Pergament, das dem Burggrafen unbemerkt heruntergefallen war. Die Glocken hatten noch nicht zur Terz geläutet, und Bandolf brütete über einer Liste der Abgaben aus seinen Lehen, die er zu Michaeli erhalten hatte. Prosperius hatte ihm die Aufstellung am vergangenen Abend zur Prüfung vorgelegt. Bandolf, dem die Begeisterung für derlei Arbeiten völlig abging, war nicht recht bei der Sache, und seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Er spielte mit dem Tintenfass und der Feder und schob das Pergament unschlüssig auf der Tischplatte hin und her. Schließlich warf er die Feder auf den Tisch und lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen zurück. Penelope, offenbar gestört durch seine heftige Bewegung, krallte ihre Pfote in seinen Schenkel. Abwesend streckte Bandolf die Hand aus und strich über das weiche Fell der Katze. Penelope reckte sich, spreizte ihre Pfoten und schnurrte. Ein angenehmes Geräusch, das ihn kurz von seinen Sorgen ablenkte.
    Vier Tage waren vergangen, seit der Erzbischof von Bremen auf dem Pfalzhof überfallen worden war. Und nichts, rein gar nichts, war geschehen, das Licht in diese Angelegenheit hätte bringen können. Prosperius, der sich in der Nacht von Michaeli unter das feiernde Volk gemischt hatte, war erst wieder beim ersten Hahnenschrei zurückgekehrt. Vollgestopft mit fettem Fleisch, Bier und einer Menge
Klatsch und Gerüchten berichtete er dem Burggrafen mit schwerer Zunge, dass er niemanden hatte auftreiben können, der wusste, wer sich an dem Erzbischof vergriffen hatte. Keiner schien etwas gehört und niemand wollte etwas gesehen haben.
    Bandolf strich sich nachdenklich über seinen Bart, und Penelope setzte sich auf. Es schien, als würde die Katze ihn mit mildem Vorwurf anblicken.
    »Es ist ja nicht so, als hätte ich auf der faulen Haut gelegen«, rechtfertigte er sich laut. Die Katze blinzelte, und Bandolf fühlte sich veranlasst fortzufahren. »Ich habe die Hörigen des Bischofs, die Dienstleute, jeden Knecht und jede Magd befragt, die sich für gewöhnlich in der Nähe vom Pfalzhof aufhalten. Ich habe persönlich die Domherren und jeden Gehilfen aus dem Kapitelhaus und der Pfalz ausgehorcht, und alles, was es mir eingebracht hat, war ein missbilligendes Blöken vom Vogt des Bischofs und vom Sauertopf Pothinus. Als Nächstes wird mir nichts anderes übrigbleiben, als das Gefolge des Königs zu befragen. Kannst du dir vorstellen,

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