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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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sprechen.
    »Das war so, Herr: Ich bin heut früh der Erste bei den Gruben gewesen. Und wie ich so zu den Häuten geh«, er deutete auf eine Ansammlung von Gestängen unweit der Grube, an denen gespannte Häute in der Luft trockneten, »da seh ich jemanden über der Grube hängen. Und wie er da so hängt, denk ich, das ist Schnorr, der etwas aus der Grube herausholen will. Weil es doch seine Grube ist. Und weil er so komisch über dem Rand hängt. Doch dann merk ich, dass er sich nicht rührt, und geh rüber, um nachzusehen, was er da macht.« Hilfe suchend schaute er die anderen an,
und als niemand etwas sagte, zuckte er mit den Achseln. »Ich dachte, Schnorr wäre vielleicht noch vom Suff hinüber und würde in die Grube kotzen.«
    »Wär nicht das erste Mal gewesen, dass Schnorr in die Grube kotzt«, bemerkte einer der Männer, und zustimmendes Gelächter ertönte.
    »Heut kotzte er aber nicht«, schloss Brun lapidar. »Tot hing er kopfüber bis zum Bauchnabel in der Brühe. Erwürgt wie ein Kaninchen.«
    Der Burggraf zog nachdenklich die Brauen zusammen, während er die Kleidung des Toten abtastete. »War außer dir noch jemand da?«, fragte er. »Irgendwo bei den anderen Gruben vielleicht?«
    »Ich war der Erste heut«, wiederholte Brun. »Da war sonst niemand.«
    »Und ist dir vielleicht jemand entgegengekommen, als du zu den Gruben gegangen bist?«
    Der große Mann schüttelte den Kopf.
    »Na schön.« Bandolf warf noch einen letzten Blick auf den toten Gerber, dann stand er auf. Er trat ein paar Schritte beiseite, um die anderen Männer vom lähmenden Anblick der Leiche abzulenken. Noch einmal wandte er sich an den Gerbergehilfen. »Wann genau hast du ihn denn gefunden?«
    »Na, heut in der Früh. Die Glocke von St. Magnus hatt gerade zur Laudes geschellt.«
    Bandolf entließ ihn mit einem Nicken und schaute sich bei der Grube um. Dort, wo der Gerber über dem Grubenrand gelegen hatte, war der Boden fest und trocken. Ein Stapel säuberlich aufgeschichteter Häute lag vor der Grube, ebenso ein paar Werkzeuge, die zum Schaben und Schneiden gebraucht wurden, und daneben stand ein großer Wassereimer. Bandolf beugte sich über den Rand der Grube und starrte mit krauser Nase und angewidertem Gesicht in die stinkende Brühe. Als ihm die Augen von der scharfen Flüssigkeit
zu tränen begannen, zog er seinen Kopf wieder zurück und hatte nichts weiter gesehen als Häute, die in der Brühe schwammen.
    »Wer von euch war gestern der Letzte, der bei den Gruben war?«, fragte er die Männer, die ihn neugierig beobachteten.
    »Das war ich, Herr«, meldete sich der pockennarbige Junge, der Bandolf die Nachricht von Schnorrs Tod überbracht hatte. »Ich war der Letzte. Ich ging kurz vor Sonnenuntergang. Aber da ist Schnorr schon längst nicht mehr dagewesen.«
    »Bei Sonnenuntergang war Schnorr also schon fort«, stellte der Burggraf fest. »Wann ist er denn weggegangen?«
    Der Junge runzelte die Stirn. »Ja, das war komisch. Zur Mittagsstunde ist er noch da gewesen, aber zur Non‘hab ich ihn nicht mehr gesehen.« Fragend schaute Bandolf in die Runde. »Hat ihn sonst jemand nach der Sext noch gesehen?« Doch die Männer schüttelten einmütig den Kopf.
    »Ist es oft vorgekommen, dass Schnorr seine Arbeit schon nach dem Mittag verlassen hat?«, wollte Bandolf wissen.
    Einer der Gerber bemerkte bissig: »Wir können‘s uns nicht erlauben, den halben Tag auf der faulen Haut zu liegen wie die Großen. Und Schnorr schon gar nicht.« Die anderen nickten beifällig.
    Bandolf ignorierte den Ausbruch von Unmut und fragte weiter: »Hat er jemandem gesagt, wohin er wollte?«
    Die Männer sahen sich an und schüttelten dann die Köpfe. »Schnorr hat den ganzen Vormittag damit geprahlt, dass sein Schicksal sich bald wenden würde«, meinte einer der Männer mit einem Achselzucken. »Aber das war nichts Neues. Das hat er andauernd behauptet. Von uns hat jedenfalls keiner etwas auf sein Geschwätz gegeben.« Zustimmendes Gemurmel ertönte.
    »Schnorr hat sich mächtig was drauf eingebildet, dass er
ein Freier war«, bemerkte ein anderer und spuckte verächtlich aus. »Wir Übrigen gehören zum Bischof, aber Schnorr hat seine eigene Grube bestückt. Nicht, dass es ihm was genützt hätte. Er war nicht besser dran als wir. Eher noch schlechter.«
    »Und das, was es ihm eingebracht hat, hat er dann mit den Dirnen und im Suff schnell wieder verjubelt«, gab ein schmalbrüstiger Gehilfe zum Besten und grinste. »Wenn er abends ging, dann

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