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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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um ein windschiefes Kreuz versammelt. Als Bandolf und Prosperius sich vorsichtig einen Weg durch das Gräberfeld bahnten, löste sich ein stattlicher Mann im Priesterrock daraus und kam ihnen eilig entgegen.
    »Gott sei‘s gedankt, dass Ihr endlich hier seid, Burggraf.« Emeram, der Priester von St. Johannes, war ein Mann, der für gewöhnlich Ruhe und Gelassenheit an den Tag legte. Doch heute zeigte der hochgewachsene Priester alle Anzeichen von Nervosität und Niedergeschlagenheit. Gelinde erstaunt nahm Bandolf die blasse Müdigkeit in seinem hageren Gesicht, die rot geränderten Augen und die schweren Lider wahr und fragte sich beiläufig, was dem Pater wohl so zugesetzt haben mochte.
    »Mein Lieber, Ihr habt also einen Gast auf Eurem Friedhof, der nicht hierhergehört«, rief Bandolf mit einem Augenzwinkern, aber die aufmunternde Geste ging an Emeram verloren.
    Der Priester schüttelte müde den Kopf. »Wohin geht es mit der Welt, wenn nicht einmal ein Gottesacker gegen Raub und Totschlag gefeit ist?«, fragte er. »Mein Kirchhof soll eine friedliche Heimstatt für die Dahingeschiedenen sein und kein Vorhof der Hölle.«
    Bandolf klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter. »Auch Jesus musste Spieler und Huren aus dem Tempel von Jerusalem vertreiben«, erinnerte er ihn mit einem schrägen Lächeln.
    »Die Welt mag sich ändern, aber die Menschen bleiben, scheint‘s, wie sie sind.« Emeram schüttelte seufzend den Kopf. »Da wird ein junger Mann von Stand einfach ausgeraubt und hinterrücks ermordet. Und das auf meinem Kirchhof.«
    Bandolf hob mit flauem Gefühl im Magen die Brauen.
»Ein Mann von Stand?« Er wechselte einen bedrückten Blick mit Prosperius. Das bedeutete nichts Gutes.
    »Darum habe ich auch nach Euch rufen lassen«, sagte Emeram. »Der Tote ist Ludger von Blochen.«
    Prosperius stieß überrascht den Atem aus, und Bandolf entfuhr ein halblautes: »Verflucht, auch das noch.« Laut fragte er: »Was, zum Henker, hatte ein Mann wie Ludger auf Eurem Kirchhof zu suchen?«
    »Ludgers Vater Odilo, Gott hab ihn selig, liegt bei meiner Kirche begraben«, antwortete Emeram mit einem Achselzucken und wies auf die mit beschrifteten Steinplatten abgedeckten Gräber an der Außenmauer seiner Kapelle. »Vielleicht wollte Ludger am Grab seines Vaters beten.« Es klang nicht sehr überzeugt.
    Prosperius entschlüpfte ein neidvoller Seufzer. Nahe der Kirche beim Altar und der wundertätigen Reliquie, die er beherbergte, begraben zu werden, das wünschte sich jedermann. Doch ein so bevorzugter Platz war stets nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten.
    »Und wer hat ihn gefunden?«, wollte Bandolf wissen.
    Er blickte zu der Stelle hinüber, wo die Dombrüder um das schiefe Holzkreuz herumstanden. Der Kämmerer Pothinus schien in einen heftigen Wortwechsel mit Folbert, dem Dekan des Domstifts, verwickelt zu sein. Osbert, der untersetzte Cellerar, verfolgte den Disput der beiden, und Wipert, der Thesaurarius, hatte sich mit verschränkten Armen neben einem zugedeckten Bündel platziert, als wolle er es bewachen. Auch Arbogast, der Sakristan, hatte sich der kleinen Gruppe zugesellt. Er stand etwas abseits, wippte rhythmisch auf seinen Füßen und wusste offenbar nicht so recht, was er eigentlich hier wollte.
    »Ich habe ihn gefunden«, antwortete Emeram. »Heute Nacht wurde ich in die Hütte des Tuchschlägers Egmund gerufen. Seine Frau war niedergekommen, doch das Kind
war schwächlich und musste schnell getauft werden. Als ich heute früh aus der Tuchergasse zurückkehrte, fand ich den toten Ludger.«
    »Wieso denkt Ihr, dass er ausgeraubt und ermordet wurde?«, hakte Bandolf nach. Emeram schaute ihn verständnislos an, und Bandolf half ihm auf die Sprünge. »Ihr sagtet, dass ein junger Mann von Stand auf dem Kirchhof ausgeraubt und hinterrücks ermordet wurde.«
    »Ach so«, sagte Emeram langsam und runzelte die Stirn. »Ludger trug keinen Mantel. Auch keinen Gürtel. Und keinen Schmuck.«
    »Und habt Ihr etwas gesehen, oder vielleicht gehört, als Ihr heute Nacht über den Kirchhof gegangen seid? Ist Euch irgendetwas aufgefallen?«
    »Nein, da war niemand«, antwortete der Priester. »Für einen Moment glaubte ich zwar, dort hinten«, er deutete vage in Richtung des Beinhauses, »ein Licht flackern zu sehen, aber ich muss mich getäuscht haben.«
    »Wieso?«, fragte Bandolf schnell.
    Emeram lächelte schwach. »Der Eindruck währte keinen Lidschlag lang, und es war wieder dunkel.«
    »Wer hat Euch denn über

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