Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
Vom Netzwerk:
das kranke Kind benachrichtigt?«
    »Egmund hat mich selbst geholt.«
    Bandolf nickte und merkte sich vor, den Tuchschläger ebenfalls zu fragen, ob er vielleicht etwas gesehen oder gehört hatte.
     
    Das morsche Holzkreuz, zu dessen Füßen der zugedeckte Tote lag, befand sich etwa fünfundzwanzig Schritte vom Beinhaus entfernt in der Nähe der Mauer, die den Kirchhof zur Andreasgasse hin abgrenzte. Die meisten der Gräber, die hier abseits der Kapelle lagen, waren schon älter, und viele waren auch nicht mehr als solche zu erkennen. Die
steinige Erde um das Kreuz war trocken und fest, nur hie und da sprossen noch ein paar Büschel Gras, Löwenzahn und Klee.
    Als Bandolf, Prosperius und der Priester die Stelle erreichten, unterbrachen Pothinus und der Dekan ihren Disput. Pothinus starrte den Burggrafen, der die Umstehenden mit einem Nicken begrüßte, ungnädig an, und Folbert, ein großer kräftiger Mann, trat mit unbewegter Miene einen Schritt zurück, um Bandolf passieren zu lassen.
    »Was für ein Jammer, dass Ihr Euch umsonst hierherbemüht habt«, näselte der Kämmerer. »Ich habe den guten Pater wegen seiner Voreiligkeit bereits gescholten. Ihr seht ja selbst, der Tote befindet sich im bischöflichen Bezirk, und die Angelegenheit obliegt meiner Aufmerksamkeit.«
    »Das mag so sein. Dennoch ist dieser Todesfall meine Sache«, brummte Bandolf ungehalten. Er war es langsam leid, um jeden Vorfall mit dem eitlen Kämmerer streiten zu müssen. Gleichzeitig schalt er sich einen Narren und fragte sich, warum er den toten Ludger nicht einfach Pothinus‘Obhut überließ. Hatte er mit dem Angriff auf Adalbert von Bremen nicht schon genug Sorgen am Hals? Trotzdem fuhr er schneidend fort: »Bei Ludger von Blochen handelt es sich um einen Mann von Stand, der Eigen in der Stadt besitzt. Wie Ihr zugeben müsst, fällt der Tote somit in meinen Bereich.«
    Pothinus verzog wütend das Gesicht, stritt Bandolfs Worte jedoch nicht ab. Stattdessen bemerkte er spitz: »Wie ich höre, seid Ihr mit der Suche nach einem gewissen Beutelschneider noch nicht weit gediehen?«
    »Wie erfreulich, dass Ihr so gute Ohren habt, Kämmerer«, konterte Bandolf.
    Osbert grinste. Wipert hüstelte und schlug dann schnell die Augen nieder, als der Dekan ihm einen missbilligenden Blick zuwarf.
    Pothinus richtete seine Augen auf den bewölkten Himmel
und sagte zu niemand Besonderem: »Die kläglichen Versuche des Burggrafen, das Diebesgesindel aus Worms zu vertreiben, scheinen mir jedenfalls nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Der Bischof sollte hier einschreiten. Und das wird er tun, wenn ich in dieser Angelegenheit etwas zu sagen habe.«
    »Was nicht der Fall ist«, bemerkte Folbert trocken. Pothinus warf dem Dekan einen ärgerlichen Blick zu und sagte zwischen zusammengebissenen Zähnen: »Das wird sich noch zeigen.«
    »Vielleicht könnte man die Wachen an den Stadttoren verstärken«, versuchte Wipert einzulenken. Der Thesaurarius war von schmächtigem Wuchs, und der trübsinnige Ausdruck in seinem schmalen Gesicht wurde noch verstärkt durch die lange Nase, die traurig über seinen dünnen Lippen hing.
    »Und was sollte das nützen?« Folbert richtete seine scharfen blauen Augen starr auf den Kämmerer. »Leider sieht man es keinem am Gesicht an, ob er ein Schurke ist oder nicht.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    Folbert tat so, als hätte er den Kämmerer nicht gehört, und zuckte nur mit den Schultern.
    Zornige Flecken bildeten sich auf Pothinus‘runden Wangen, und er rief hitzig: »Es ist die Aufgabe des Burggrafen, die Stadt von jedem Geschmeiß frei zu halten, das etwas derart Verabscheuungswürdiges tut.« Pathetisch wies er auf den zugedeckten Leichnam. »Und wenn der Mann des Königs versagt, dann muss ein Mann der Kirche einschreiten.« Er warf einen herausfordernden Blick auf den Burggrafen, der mit unbewegtem Gesicht darauf wartete, dass die beiden Zankhähne zu einem Ende kamen. »Der Bischof wird nicht erfreut sein, wenn er von dieser neuerlichen Schandtat erfährt.«

    »Und was, glaubt Ihr, sollte der Burggraf unternehmen?«, erkundigte sich Folbert.
    »Wenn ich Propst wäre, würde ich selbstverständlich dafür Sorge tragen, dass der Burggraf …«, begann Pothinus.
    Bandolf, der es leid war, dass in der dritten Person von ihm gesprochen wurde, räusperte sich. »Hier liegt ein Toter, meine Herren«, sagte er trocken. »Vielleicht solltet Ihr Euren Disput an einem anderen Ort austragen.«
    Pothinus schnaubte, drehte sich auf

Weitere Kostenlose Bücher