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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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ihn zuletzt gesehen?«
    Hermia schluchzte leise auf, und Rainald sprang von der Bank. »Eure Fragerei ist pure Zeitverschwendung«, rief er und legte seiner Schwester den Arm um die Schulter. »Der Mann wurde von einem gemeinen Halunken umgebracht. Sucht bei dem Gesindel und stellt dort Eure Fragen. Wenn der König erfährt, wie rücksichtslos Ihr hier mit uns umspringt, seid Ihr die längste Zeit Burggraf von Worms gewesen, das versichere ich Euch.«
    Bandolf hob eine Augenbraue und sah den erregten jungen Mann kalt an. Einschüchterungsversuche dieser Art hatte er schon des Öfteren gehört. Er seufzte. »Jemand hat den Stadtfrieden gebrochen und ein grausames Verbrechen begangen. Ob gemeiner Dieb oder nicht: Es ist meine Aufgabe
herauszufinden, wer das war. Ihr steht nicht über dem Gesetz des Königs. Und deswegen solltet Ihr meine Fragen auch beantworten.«
    Rainald stierte den Burggrafen wütend an, doch schließlich gab er achselzuckend nach und setzte sich wieder auf die Bank. »Nun gut, Burggraf«, knurrte er. »Stellt Eure Fragen, und dann lasst uns in Frieden.«
    »Wie hat Ludger den gestrigen Tag verbracht?«, fragte Bandolf noch einmal und versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, dass der junge Hitzkopf eingelenkt hatte.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erklärte Rainald bestimmt. Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und schaute zur Decke. »Ich sah ihn zum letzten Mal beim Abendbrot hier in der Halle. Was er danach gemacht hat, weiß ich nicht. Ich lag in meiner Kammer und habe geschlafen wie jeder anständige Christenmensch.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Bandolf, wie Garsende sich mit gerunzelter Stirn nach vorne beugte, doch Fastradas Stimme lenkte ihn ab.
    »Ludger kam nach dem Nachtmahl mit mir hinauf in unsere Kammer«, ließ sie überraschend vernehmen. Sie sprach leise und hielt ihren Blick starr auf den Zipfel ihres Ärmels gesenkt, den sie mit zittrigen Händen zu einer Wurst zusammendrehte. »Ich dachte, er würde …« Sie stockte und atmete tief ein. »Aber er holte nur seinen Mantel aus der Truhe. Dann ging er fort.«
    Mitleidig schaute Bandolf sie an und fragte: »Wisst Ihr, wohin er wollte?« Fastrada schüttelte den Kopf. »Ich habe die ganze Nacht auf ihn gewartet.« Ihre Stimme klang traurig und so leise, dass Bandolf sie kaum verstand. Plötzlich hob sie den Kopf, zeigte auf Rainalds Schwester, und ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse.
    »Fragt doch sie.«

    Aller Augen richteten sich auf Hermia, die verstört aufblickte. Ihre großen Augen huschten umher wie bei einem verängstigten Kaninchen. Fastrada rief anklagend: »Ja, ich habe Euch im Hof gesehen, kurz nachdem Ludger gegangen war. Fragt sie doch, was sie dort gemacht hat. Seid Ihr ihm nachgelaufen? Habt Ihr …«
    »Fastrada!«, rief Elgard scharf und starrte die junge Frau eisig an. Fastrada verstummte abrupt, erwiderte trotzig den Blick der Älteren, und Bandolf bemerkte, wie ein eigenartiges Lächeln über ihr verzerrtes Gesicht flog. Dann senkte sie den Kopf und ließ sich gefallen, dass Garsende ihr ein Tuch über die Schultern legte.
    »Aber ich war nur auf dem Abtritt«, flüsterte Hermia. »Nur auf dem Abtritt.«
    »Und dazu brauchtet Ihr einen Mantel und einen Schal um Euren Kopf?«, fragte Fastrada bissig.
    Hermia zuckte hilflos mit den Schultern und schaute den Burggrafen beschwörend an. »Die Nächte sind jetzt schon so kalt«, sagte sie.
    »Schon gut, Kindchen«, brummte die alte Teudeline und bedachte Bandolf mit einem bösen Blick. Der Burggraf, der einen neuerlichen Protest seitens Rainald erwartet hatte, schaute zu ihm hinüber, doch der Dachenroder nagte nur stirnrunzelnd an seinem Daumen und sah seine Schwester an.
    Als würde ich in einem Dachsbau herumstochern, dachte Bandolf und wandte sich noch einmal an die Witwe. »Woher wusstet Ihr denn, dass Hermia auf dem Hof war?«
    »In unserer Kammer gibt es ein Fenster. Von dort kann man den Hof einsehen«, sagte sie leise. »Und wenn man wartet und nicht schlafen kann …« Sie beendete den Satz nicht und warf einen, wie es schien, ängstlichen Blick auf Elgard, die wie eine Statue mitten in der Halle stand und den Blick mit unbewegtem Gesicht erwiderte.

    »Was hat Euer Gatte getragen, als er Eure Kammer verließ?«, wollte Bandolf wissen. An Fastradas Stelle antwortete Ludgers Mutter, ohne ihre Schwiegertochter aus den Augen zu lassen: »Er trug safranfarbene Beinlinge und ein grünes Hemd; dazu Schuhe aus

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