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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Mund ganz nahe an ihr Gesicht, und sie konnte seine letzte Mahlzeit riechen -, »dann gnade dir Gott. Dann werde ich dafür sorgen, dass du alles verlierst.«
Er meinte es ernst. Daran bestand nicht der leiseste Zweifel. Garsende spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich und ihre Beine plötzlich schwach wurden. Ihre Gedanken jagten. Mühsam riss sie sich zusammen und konnte die spontane Weigerung, die ihr auf den Lippen lag, eben noch zurückhalten.
    Heilige Maria, Mutter Gottes, steh mir bei. Energisch löste sie sich aus seinem Griff. »Ich will sehen, was ich tun kann«, sagte sie, und ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren spröde.
    Rainald verschränkte seine Arme vor der Brust und nickte in Hermias Richtung, doch die Heilerin schüttelte den Kopf. »Ich muss Euch bitten, draußen zu warten, während ich Eure Schwester untersuche.« Rainald warf ihr einen scharfen Blick zu, doch dann beugte er sich und ging hinaus.
    Garsende wandte sich an Hermia, die zusammengesunken auf ihrer Bank kauerte, auf ihre schön geschwungenen Lippen biss und ihr ängstlich entgegenblickte. Ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Ist der Wunsch Eures Bruders denn auch der Eure?«, fragte sie leise. Hermia nickte kaum merklich, und Garsende verfluchte sich für ihre dumme Frage. Was blieb Hermia auch anderes übrig, als sich den Wünschen ihres Bruders zu beugen? Sie seufzte, setzte sich dem jungen Mädchen gegenüber und nahm ihre Hand, während ihr Blick prüfend über Hermias Körper glitt. Doch der Umhang verbarg ihren Leib.
    Behutsam sagte Garsende: »Keine Sorge, ich werde Euch keine Schmerzen zufügen.« Hermia rührte sich nicht.
    »Ihr werdet für heute diesen Raum ganz unbeschadet verlassen«, versprach die Heilerin, und endlich schien ein Hauch Farbe in Hermias Wangen zurückzukehren. Die Hand, die schlaff in der ihren lag, zuckte kaum merklich.
Garsende sprach weiter. »Wie oft ist Eure Reinigung schon ausgeblieben?«
    »Dreimal«, hauchte das Mädchen. »Und der Kindsvater? Kann er nicht …?« Die falsche Frage. Hermia schüttelte heftig den Kopf, und ihre Tränen flossen aufs Neue. Garsende ließ sie weinen, murmelte beruhigende Worte und strich dem Mädchen über Haar und Schulter, bis das Weinen in einen schluchzenden Schluckauf überging. Dann stand sie auf.
    Flink goss sie Wein in einen Becher, maß aus einem Töpfchen ein Gran Mohn, aus einem anderen ein Quäntchen Baldrian ab, mengte es dem Wein bei und drückte den Becher Hermia in die Hand. »Trinkt das. Der Wein wird Euch guttun.« Und während das Mädchen den Becher mit durstigen Schlucken leerte, hoffte Garsende, dass Rainald drau ßen vor der Tür nicht die Geduld verlieren und sie die nötige Zeit haben würde, einen Ausweg aus ihrer vertrackten Lage zu finden.
     
    »Für den Augenblick kann ich noch überhaupt nichts tun«, erklärte Garsende, nachdem sie ihre Untersuchung beendet hatte und Hermia nach draußen begleitete, wo Rainald ungeduldig auf und ab lief. Sie hoffte, dass ihre Stimme fest genug klang und er ihren Worten Glauben schenken würde. »Da ist eine Entzündung in Hermias Leib, die ihre Körpersäfte nicht richtig fließen lässt, und wenn ich nun dort eingreifen würde, könnte es schweren Schaden für Eure Schwester bedeuten, wenn nicht gar ihren Tod.«
    »Ob sie lebt oder stirbt, liegt in Gottes Hand.«
    Doch Garsende ließ sich nicht beirren. »Es schadet nicht, noch eine Weile zu warten.« Hinter ihrem Rücken kreuzte sie ihre Finger. Der Allmächtige musste einfach ein Einsehen haben und ihr verzeihen, dass sie so unverfroren log. »Ich gebe Euch ein Pulver mit, das Eure Schwester bis zum
Tag des Heiligen Gallus nehmen muss. Bis dahin wird die entzündliche Stelle verschwunden sein, und ich könnte tun, was Ihr verlangt, ohne dass Eure Schwester Schaden nimmt.«
    »Bis zum Sankt-Gallus-Tag?«, rief Rainald. »Bis dahin wird doch alle Welt wissen, dass Hermia von Dachenrod einen Bastard unter ihrem Herzen trägt. Nein, Weib, den Aufschub dulde ich nicht.«
    »Ihr wollt Euch doch vor Gott nicht noch mehr versündigen und das Leben Eurer Schwester leichtfertig aufs Spiel setzen?«, versetzte Garsende, bemüht, ihren wachsenden Zorn zu unterdrücken.
    Rainald warf seiner Schwester einen Blick zu, die mit gesenktem Kopf neben ihm stand und sich nicht rührte. Sein Kiefer mahlte.
    »Na schön, Weib«, sagte er endlich. »Bis zum Sankt-Gallus-Tag. Und keinen Tag länger.«
    Er packte Hermia am Arm und führte sie auf den Pfad, der im

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