Die Verschwoerung der Fuersten
ihn lustig. Und immerhin war er doch der Schreiber des Burggrafen.
»Was willst du von mir?«, fragte er und hoffte, seine Stimme würde gebieterischer klingen, als er sich fühlte.
»Meine Fischer und ich wollen eine Ordnung haben. Mit allem, was dazu gehört. So wie die Weber es hier in Worms schon lange haben«, erklärte Relef. »Wir haben unser Anliegen auch schon dem Bischof vorgetragen, aber der will‘s nicht zulassen.«
»Du meinst, du willst eine Fischerzunft gründen?«, hakte Prosperius vorsichtig nach.
Relef nickte, und über Prosperius‘Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln. Hier war sie, die Gelegenheit. »Und wie kommst du darauf, dass der Burggraf da etwas tun könnte?«, fragte er.
»Der Burggraf hat Einfluss in der Stadt. Vielleicht kann er den Bischof überreden.«
»Hmm«, meinte Prosperius. »Das wäre wohl möglich, aber …« Er schüttelte betrübt den Kopf.
»Was aber?«, rief Relef aufgebracht. »Meine Brüder haben genauso ein Recht, eine Zunft zu gründen, wie es die Weber haben. Und die haben ihre Ordnung schon seit fünf Jahren.«
»Das Privileg hat aber noch Bischof Arnold bestätigt«, erklärte Prosperius. »Mit Bischof Adalbero ist die Sache schwieriger.«
Der vierschrötige Olfert nickte weise mit dem Kopf. »Der neue Bischof ist ein alter Geizhals, das weiß hier jeder. Aber könnte der Burggraf nicht einfach mit dem König über die Sache sprechen?«
Relef beugte sich näher an Prosperius und raunte: »Es
soll dein Schaden nicht sein, wenn du den Burggrafen überzeugst.«
Prosperius lehnte sich zurück und versuchte, nicht allzu zufrieden dreinzuschauen. »Ja weißt du, der Burggraf hat viel um die Ohren. Da waren der Markt, der Gerichtstag, der Überfall auf den Erzbischof von Bremen. Und dann auch noch der heimtückische Mord an dem Gerber, der ihm keine Ruhe lässt. Soll ich meinen Herrn da wirklich noch mit den Wünschen der Fischer belästigen?« Er seufzte. »Wenn ihm natürlich jemand etwas über den toten Schnorr erzählen würde, das ihm weiterhilft …«
Relef runzelte die Stirn. Sein stoppeliges Kinn mahlte, und er dachte augenscheinlich nach.
»Was würde der Burggraf denn wissen wollen?«, fragte er endlich.
»Zum Beispiel, ob Schnorr am Tag vor Michaeli hier gewesen ist«, sagte Prosperius schnell.
»Also schön, Schnorr ist hier gewesen«, gab Relef zu. »Aber gestorben ist er hier nicht«, rief der Wirt sogleich dazwischen.
»Das hat auch niemand behauptet«, versetzte Bandolfs Schreiber. »Aber ich will wissen, mit wem er gezecht hat.«
»Woher soll ich das wissen? Am Tag vor Michaeli war mein Ausschank zum Bersten voll, und ich hatte alle Hände voll zu tun. Stimmt‘s nicht, Tochter?« Die junge Schankmagd nickte.
»Ich weiß aber, mit wem Schnorr gezecht hat«, warf Relef ein.
»Mit wem?«
Relef trank einen Schluck aus seinem Becher und wischte sich mit einem Ausdruck voller Genugtuung über den Mund. »Und du wirst auch nicht vergessen, mit dem Burggrafen über die Fischerzunft zu reden?«
Prosperius versicherte hastig, dass er sein Versprechen halten würde, und Relef grinste zufrieden.
»Schnorr ist am Nachmittag hier aufgetaucht«, berichtete er. »Er war ganz aufgedreht, hat noch lauter geprahlt als sonst, und sein Bier hat er mit Meinard getrunken.«
»Meinard? Wer ist das? Einer von deinen Fischern?«
»Ein Taugenichts, der im Saugässchen wohnt. Ein übler Schnapphahn, wenn du mich fragst«, sagte Relef verächtlich. »Schnorr war nicht wählerisch, wenn es ums Zechen ging, und mit Meinard ist er oft zusammengehockt.«
Prosperius vermerkte das. »Und wann ist Schnorr wieder gegangen?«
»Das weiß ich nicht genau. Ich denke, es war nach der Vesper, vielleicht gar nach der Komplet. Mit seinem Geschwätz ist er uns jedenfalls allen auf die Nerven gegangen.«
Neugierig geworden, beugte sich Prosperius vor. »Über was hat er denn geschwatzt?«
Relef zuckte mit den Schultern. »Nur lauter ungereimtes Zeug, wie üblich. Bald würde er seine Grube seinem Ältesten übergeben und müsste sich um sein Auskommen keine Sorgen mehr machen. Meinard fragte ihn, ob er in der vergangenen Nacht auf dem Kirchhof ein grünes Bürschchen ausgenommen hätte. Darauf hat Schnorr aber nur gegackert und gemeint, der Kirchhof böte noch andere Möglichkeiten. Er schrie nach mehr Bier, aber Lupold wollte ihm nicht nachschenken, bevor er seine Ausstände beglichen hätte. Da grölte Schnorr, er könne bald den ganzen Ausschank haben, wenn er
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