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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Waldweg mündete. Dort drehte er sich noch einmal um.
    »Und merk dir wohl, hierüber kein Wort zu niemandem.«
    Garsende schaute den beiden hinterher, bis der Wald sie verschluckt hatte, dann kehrte sie in ihre Hütte zurück und machte die Tür hinter sich zu. Erschöpft lehnte sie sich an das raue Holz, schloss die Augen und bekreuzigte sich. »Sü ßer Jesus, was für ein Elend.«
     
    Er dürfe nicht zimperlich sein und müsse herausfinden, was Schnorr am Tag seines Todes gemacht hatte und wo er gewesen war, hatte der Burggraf gesagt. Prosperius verzog das Gesicht. Sein Herr hatte gut reden! Stellte der Burggraf sich vor, sein Schreiber könne die Wahrheit aus dem Fischerwirt herausprügeln? Argwöhnisch spähte Prosperius um
die Ecke und in die schmale Lauergasse hinein, wo die fensterlosen Hütten dicht an dicht standen und die engen, un übersichtlichen Durchlässe dunklen Löchern glichen. Die Gegend zwischen Rheintor und dem Bezirk der Juden galt unter den Bürgern von Worms als verrufenes Viertel. Prosperius holte tief Atem, als er vor der schäbigen Holztür der Fischerschänke angekommen war. Das ehemals bunte Schild über der Tür zeigte eine Reuse und einen Kübel mit abgeschlagenen Fischköpfen und quietschte beim leisesten Windhauch.
    Prosperius stieß den Verschlag auf und wurde vom Qualm der Feuerstelle und dem Gestank von ranzigem Fett und Fisch empfangen. Dem Stroh, das den Boden bedeckte, entströmte ein modriger Geruch. Ein paar Männer mit wetterharten Gesichtern hockten am Tisch, der die Spuren aller Mahlzeiten aufzuweisen schien, die hier seit Ostern verzehrt worden waren. Als der Schreiber des Burggrafen den Ausschank betrat, verstummten die Gespräche. Die Männer musterten ihn mit Argwohn.
    Prosperius schluckte und setzte sich neben einen bulligen Mann mit schütterem Haar auf die Bank. Der Wirt – ein dünner, kleiner Mann, dessen fuchsartiges Gesicht mit eitrigen Pusteln übersät war – schlenderte herbei. »Was willst du?«, schnarrte er unfreundlich.
    Prosperius holte seinen Holzbecher hervor, äugte dabei skeptisch in Richtung des Kessels, der über der Feuerstelle hing, und schnupperte. »Was hast du in deinem Topf?«
    »Dinkel, Weißfisch und Zwiebeln.«
    Prosperius dachte wehmütig an Filibertas Suppen, aber sein Magen knurrte, und so nickte er. »Und bring mir dazu noch Bier.«
    Er zückte seinen Löffel, und die Schankmagd – ein junges, mageres Mädchen und ebenso fuchsgesichtig wie der Wirt – brachte ihm helles Brot und eine gefüllte Schüssel.
Prosperius löffelte den undefinierbaren Inhalt aus und kaute das trockene Brot, das verdächtig zwischen seinen Zähnen knirschte. Dabei vermied er sorgfältig, seinen stämmigen Nachbarn anzuschauen, der ihn unablässig schweigend und finster anstarrte, und zerbrach sich den Kopf, wie zur Hölle er die Männer zum Reden bringen sollte. Sein erster Besuch hier war ebenso verlaufen, und er war unverrichteter Dinge zum Burggrafen zurückgekehrt.
    Er stopfte sich das letzte Stück Brot in den Mund, kaute und schrie auf. Er hatte auf etwas Hartes gebissen. »Bei allen Heiligen! Wirt, da ist Kreide und Hirschhornsalz in deinem Brot«, rief er unüberlegt.
    Die Männer lachten, und der Bulle neben ihm klopfte ihm auf die Schulter. »Das sagen wir ihm auch immer, aber er hört nicht auf uns. Was meinst du, Schreiber, willst du das nicht dem Burggrafen berichten?«
    Der Wirt war so puterrot geworden wie Prosperius selbst und schrie: »Da ist nichts als feiner Weizen in meinem Brot.«
    »Weizen? Wohl eher hast du Dreck auf der Gasse aufgelesen«, konterte Prosperius‘Nachbar.
    »Niemand hat dich geheißen, mein Brot zu essen«, gab der Wirt unwirsch zurück.
    Der kleine Disput hatte offenbar die Stimmung aufgelockert, und der Lärmpegel stieg wieder. Prosperius überlegte, wie er sich das zunutze machen konnte, als ein Mann vom anderen Ende des Tisches aufstand und sich zwischen ihm und seinem bulligen Nachbarn auf die Bank zwängte. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht voller Runzeln, sein Kittel war mit braunen Flecken übersät, und er roch nach Rheinwasser und Fisch.
    »Ich bin Relef, Schreiber, und der Dicke da ist Olfert. Wir sind Fischer. Und weil du nun schon einmal da bist, kannst du uns auch von Nutzen sein.«

    »Wegen des Wirts?«, erkundigte sich Prosperius.
    Relef lachte schallend. »Er glaubt, ich rege mich über schlechtes Brot auf«, erklärte er Olfert. Prosperius setzte sich gerade. Relef machte sich offenbar über

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