Die Verschwörung des Bösen
unterstützen und mit ihnen den Nachthimmel zu beobachten – und Iker gehorchte auch hier anstandslos. Diese besondere Stellung hatte einen großen Vorteil: Vom Dach des Tempels konnte man den königlichen Palast sehen. Iker schrieb also nicht nur die Stellung der Sterne auf, sondern auch das Kommen und Gehen der Wachen in der Hoffnung, eine Schwachstelle zu entdecken.
Fehlanzeige.
Nachts wurden genauso viele Wachen wie tagsüber aufgeboten, und der Wechsel wurde so schnell und genau durchgeführt, dass sich kein Mensch hätte durchmogeln können. Sobek und seine Leute verstanden eben wirklich etwas von ihrer Arbeit.
Eine Zeit lang überlegte Iker, ob er den Priester, der für die Sicherheit des Ptah-Tempels zuständig war, nach Einzelheiten über die Bewacher des Königs ausfragen sollte, kam jedoch wieder davon ab, weil das bestimmt keinen guten Eindruck gemacht hätte. Wie aber sollte er dann an Hinweise über das Innere des Palastes gelangen und herausfinden, wo genau der Pharao wohnte?
Offenbar war es unmöglich, in das Gebäude zu gelangen. Dann blieb ihm eigentlich nur noch, den Gewaltherrscher außerhalb seines Palastes zu erdolchen. Dazu hätte er aber wissen müssen, wann und wo sich der Pharao aufhielt. Und wie sollte er das herausfinden?
Als Gergu das Bierhaus verließ, in dem sich eine syrische Liebesdienerin sehr entgegenkommend gezeigt hatte, konnte er nicht mehr gerade gehen. Immerhin fand er noch den Weg zu Medes’ Haus, wo ihn der Türhüter warten ließ. Schwankend erreichte er schließlich das Arbeitszimmer seines Herrn. »Es ist wohl besser, du setzt dich«, meinte Medes.
»Ich habe Durst.«
»Dann trink Wasser.«
»Ich soll zur Feier unseres Erfolgs Wasser trinken? Für das, was ich Euch zu berichten habe, verdiene ich Wein, und zwar Wein vom Feinsten!«
Medes gab nach. Gergus Fassungsvermögen gewährte ihm noch etwas Spielraum. Außerdem wollte er ihm nicht seine gute Laune verderben.
»Es läuft bestens«, sagte Gergu, nachdem er ein Glas geleert hatte. »Das Gerücht verbreitet sich rasend schnell und ernährt sich von seinem eigenen Klatsch! Ich hab’s ja nicht geglaubt, aber Ihr hattet Recht damit, Sobek so anzugreifen.«
»Hast du die falschen Ordnungskräfte, die für den Ärger in der Nilschifffahrt gesorgt haben, angemessen bezahlt?«
»Das hab ich über Mittelsmänner gemacht, alle sind sehr zufrieden. Kein Mensch wird uns hinter der Sache vermuten. Aber Ihr könnt da jetzt nicht weitermachen, weil Sobek harte Gegenmaßnahmen ergriffen hat. Ab sofort wird jedes Handelsschiff von Wachleuten begleitet, und die Untersuchungen werden verstärkt.«
»Das spielt keine große Rolle, unser Hauptziel haben wir erreicht: Den guten Ruf von Sobek zu beschädigen. Sogar der Wesir zweifelt inzwischen an seinen Fähigkeiten beziehungsweise an seiner Anständigkeit.«
»Ich kann mir seine Wutausbrüche gut vorstellen!
Ausgerechnet er, der sich immer für unfehlbar hielt – jetzt hat er bestimmt Albträume.«
»Dann beginnen wir nun mit dem zweiten Schritt«, beschloss Medes.
»Ist das nicht zu gefährlich?«
»Wozu waren unsere ganzen Anstrengungen gut, wenn wir jetzt aufhören? Es reicht nicht, wenn wir Sobek schwächen, wir müssen ihn beseitigen.«
Jetzt war Gergu die Lust auf Wein gründlich vergangen.
»Warten wir’s doch ab, vielleicht entlässt ihn der Wesir ja.«
»Dafür hat er nicht mehr genug gegen ihn in der Hand, und Sobek bleibt in der Nähe des Königs. Es ist an uns, Beweise für seine Ehrlosigkeit zu liefern.«
»Ich wüsste nicht, wie das gehen soll!«
»Verfügst du über ein paar Handlanger, die zuverlässig lügen können?«
»Ja, natürlich.«
»Dann werden wir Sobek endgültig los – wir geben ihm den Todesstoß, indem wir die Vermutungen des Wesirs in Gewissheiten verwandeln.«
Jedes Mal, wenn der Libanese dem Propheten begegnete, verlor er vorübergehend die Lust am Essen, weil sich sein Magen so zusammenkrampfte. Dieser unnahbare Mann erschreckte und begeisterte ihn gleichermaßen. Seit der Falken-Mann ihn beinahe getötet hätte und dabei eine ewige Narbe in seinem Fleisch hinterlassen hatte, wusste der Kaufmann, dass er immer für ihn arbeiten und ihm nie mehr entkommen würde. Er fügte sich in sein Schicksal und machte das Beste daraus, sah zu, dass er möglichst gut dabei wegkam und trieb keine falschen Spiele mit seinem Furcht einflößenden Herrn. Sobald er etwas Neues auftat, unterrichtete er ihn darüber. Der Prophet gestattete ihm
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