Die Verschwörung des Bösen
Was ging hier vor? Jeder Ankömmling wurde gründlich untersucht, jedes eintreffende Schiff von oben bis unten durchkämmt!
Diese Regeln galten ausnahmslos – auch für Gergu. Als er einen Offizier und vier mit Knüppeln bewaffnete Wachleute auf sich zukommen sah, brach ihm der Angstschweiß aus. Sicher wollten sie ihn gefangen nehmen, ins Gefängnis werfen und verhören!
»Die Ausweise!«, verlangte der Offizier.
»Hier.«
Mit zittrigen Fingern reichte er ihm einen Papyrus, der aufmerksam gelesen wurde.
»Aha, Speicheraufseher Gergu, hier in amtlichem Auftrag mit einer Schiffsladung verderblicher Lebensmittel… Mal sehen, ob das auch stimmt.« Er sah Gergu fragend an.
»Irgendwie macht Ihr den Eindruck, als würde es Euch nicht besonders gut gehen.«
»Ich glaube, ich habe etwas Schlechtes gegessen.«
»Wir haben einen Arzt, der hier am Wachposten im Dienst ist. Falls sich Euer Zustand verschlechtert, solltet Ihr ihn unbedingt aufsuchen. Meine Männer untersuchen jetzt die Ladung, und ich nehme Euch mit in mein Arbeitszimmer.«
»Warum denn das?«
»Weil ich besondere Anweisungen bekommen habe, was Euch betrifft.«
Gergu spürte, wie seine Beine unter ihm nachgeben wollten, blieb aber irgendwie stehen. Sein Schicksal war also besiegelt. Und angesichts der zahllosen Soldaten war an Flucht nicht zu denken. Schicksalsergeben folgte er dem Offizier bis zu einem großen Saal, in dem zehn Schreiber saßen und arbeiteten. Der Offizier nahm eine Holztafel aus einem Regal und reichte sie Gergu.
»Angesichts der Tatsache, dass ihr Abydos recht häufig besucht, hier Eure Beglaubigung als zeitweiliger Besucher, ausgestellt von dem Beamten, der für die Verbindungen nach außen verantwortlich ist. Dies Schriftstück müsst Ihr immer bei Euch haben, wenn Ihr Euch auf dem Gelände bewegt. Es erlaubt Euch allerdings nicht, Weltlichen verbotenes Gebiet zu betreten und erspart Euch auch keine Überprüfung. Doch so ein Ausweis erleichtert das Verfahren erheblich.«
Nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen, begnügte sich Gergu mit einem dümmlichen Lächeln.
»Ihr werdet jetzt zu Eurer Besprechung gebracht.«
Gergu war noch immer wie vor den Kopf gestoßen und froh darüber, am gewohnten Ort eine Weile warten zu müssen. Das gab ihm Gelegenheit, seine sieben Sinne zu sammeln, ehe es zu dem entscheidenden Treffen mit dem ständigen Priester kam, der offenbar zum Verrat bereit war.
Erneut überkamen ihn heftige Zweifel.
Was, wenn nun ein anderer Ritualist kam und ihn der versuchten Bestechung eines Priesters aus der strengsten Bruderschaft von ganz Ägypten anklagte?
Mit vor Angst zugeschnürter Kehle erstickte Gergu beinahe an einem Schluck Wasser, den er trinken wollte. Da erschien der Mann.
Es war tatsächlich wieder derselbe Priester und immer noch genauso streng und unwirsch!
Verbittert ob der Tatsache, dass man ihn nicht zum Obersten Herrn der ständigen Priester von Abydos ernannt hatte, wollte sich Bega an dem rächen, der vor allen anderen an dem stockenden Verlauf seiner Laufbahn schuld war – an Pharao Sesostris. Wenn ihm das gelingen sollte, brauchte er Verbündete. Wie aber sollte er welche finden, wenn er das Reich des Osiris doch nicht verlassen konnte?
Gergus Besuch war ihm deshalb wie ein wahres Wunder vorgekommen. Trotz des armseligen Charakters dieses Mannes mutmaßte Bega, dass er als Handlanger einer wichtigen Persönlichkeit auftrat, die es darauf angelegt hatte, Abydos seine Geheimnisse zu entreißen. Diese Person hatte Gergu damit beauftragt herauszufinden, ob es eine Lücke gab, durch die man sich zwängen könnte.
Und diese Lücke war er, Bega.
Er würde Gergus Dienste in Anspruch nehmen und sich persönlich bereichern, während er gleichzeitig die ihm zustehende Rache nahm.
»Eure Stellung als zeitweiliger Besucher erleichtert uns die Sache sehr«, sagte er zu Gergu. »Aber ich fertige Euch natürlich weiterhin Listen von Lebensmitteln an, die Ihr mir bringen sollt, und Ihr müsst Euch weiterhin pflichtschuldigst um diese Aufgabe kümmern.«
»Ja, natürlich«, bekräftigte Gergu.
»Ehe wir unsere Zusammenarbeit vertiefen, hätte ich gern noch Gewissheit: Seid Ihr wirklich in der Lage, die Verbindungen herzustellen, die erforderlich sind, um meine Ware absetzen zu können?«
»Egal, was Ihr verkaufen wollt – das bereitet überhaupt keine Schwierigkeiten.«
»Dann müsst Ihr aber ein sehr einflussreicher Würdenträger sein, Gergu?«
»Ich bin nur ein Mittelsmann, aber mein
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