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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Stärken und Schwächen?«
    »Wenn das so ist, müssen wir Letztere beseitigen!«
    »Wir haben nicht genug Männer.«
    »Dann sollen auch Frauen und Kinder an der Verteidigung unseres Landes mitwirken.«
    »Das ist bereits veranlasst.«
    Chnum-Hoteps Blick verdüsterte sich. »Du hältst also einen Sieg für unmöglich, Techat?«, fragte er sie.
    »Vielleicht können wir den Angreifer mit unserem Mut zurückschlagen.«
    »Bist du dafür, dass wir aufgeben?«
    »Nein, Herr, auf keinen Fall! Aber Ihr müsst doch verstehen, dass diese schreckliche Auseinandersetzung unsere Provinz ausbluten wird – egal, wie es ausgeht. Und ich habe Angst. Ich habe Angst, alles zerstört zu sehen, was wir so sehr lieben.«
    Chnum-Hotep suchte keine tröstenden Worte. Was hätte er auch seiner hellsichtigen Beraterin vormachen sollen?
    »Gestattet, dass ich mich zurückziehe, Herr. Ich weigere mich, dieses Gemetzel mit anzusehen. Falls sie uns besiegen, werden sie mich jedenfalls nicht lebendig kriegen.«
    Chnum-Hotep versank noch tiefer in seinem Sessel. Hier und nirgendwo anders wollte er von Sesostris’ Angriff erfahren. Und dann würde er die Führung seiner Truppen übernehmen, die bis zum Ende ihrer Kräfte kämpfen würden.
    Schnelle Schritte näherten sich.
    »Der Pharao ist da, Herr!«, sagte sein Palastdiener mit zitternder Stimme.
    »Wo hat er angegriffen?«
    »Er hat überhaupt nicht angegriffen, aber er ist hier.«
    Chnum-Hotep sah ihn fragend an.
    »Hier?… Was soll das heißen?«
    »Er steht vor Eurer Tür, Herr.«
    »Also wurden meine Truppen vernichtet – und das erfahre ich erst jetzt!«
    »Nein, nein, Herr! Niemand wurde getötet.«
    »Bist du vielleicht verrückt geworden?«
    »Der Pharao ist allein gekommen – oder so gut wie allein. Nur der Träger des Königlichen Siegels begleitet ihn.«
    Ungläubig erhob sich Chnum-Hotep und eilte mit großen Schritten zum Palasteingang.
    Da stand der Hüne, der die blaue Krone und einen erstaunlichen, mit Hieroglyphen bedeckten Lendenschurz trug, der an die eigentliche Aufgabe dieses heiligen Kleidungsstücks erinnern sollte: Er sollte den König in lebendiges Licht verwandeln, ihn siegreich gegen das Böse und die Schöpfung in ihrer Ganzheit sichtbar machen.
    »Wie ist es möglich, dass keiner Euch daran gehindert hat, bis zu mir vorzudringen?«
    »Wer würde es wagen, die Hand gegen den König von Ober-und Unterägypten zu erheben?«
    »Meine Provinz ist unabhängig!«, knurrte Chnum-Hotep, ehe er zu einer langen Erörterung anhob, in dem er die Geschichte seiner Familie ausgeschmückt mit zahllosen Einzelheiten erzählte.
    Er fing mit seinen persönlichen Leistungen als Herrscher an, wobei er nichts ausließ, um anschließend die großen Verdienste seiner Verwaltung zu rühmen.
    Sesostris rührte sich nicht von der Stelle und hörte dem Redefluss ohne das geringste Anzeichen von Ungeduld bis zum Ende zu. Dann wartete er eine ganze Weile ab, ehe er selbst das Wort ergriff.
    »Ein weitschweifiger Redner, der so zum Volk spricht, ist ein gefährlicher Mann, ein Schwätzer ist ein Unruhestifter. Wer die Masse aufwiegelt, erzeugt nur Zerstörung. Wer herrschen will, muss zunächst ein Wortkünstler werden.«
    Die Würdenträger, die diesem Angriff beigewohnt hatten, waren überzeugt, Chnum-Hotep würde jetzt nach dieser unglaublichen Beleidigung die sofortige Festnahme des unvorsichtigen Königs anordnen.
    Aber der Herr über den Gazellengau war wie vom Blitz getroffen und zu keiner Reaktion fähig.
    »Als Gesprächspartner der Götter schließt der Pharao ein Bündnis mit ihnen und wirkt nicht etwa für sich selbst«, fuhr Sesostris fort. »Die schöpferische Kraft, über die er verfügt, ist für sein Volk bestimmt. Der Einklang des Landes entsteht aus der Gemeinschaft der Lebewesen, die nicht ihre Rechte einfordern, sondern ihre gegenseitigen Pflichten erfüllen. Das Denken der Menschen möge mit dem Geist der Gottheiten vereint sein, der Königliche Rat möge einig sein, die Regierung möge auf der Fähigkeit jedes einzelnen Menschen zur Einheit bestehen, nicht auf der zu Widerspruch und Absonderung. Und so sollen sich auch alle Provinzen vereinigen, um die Opfergaben zum Tempel zu bringen und Ägypten zu einem großen himmelsgleichen Körper zu machen. Der Pharao redet nicht nur, er handelt. Was mein Herz will, lasse ich beharrlich und mit Nachdruck wirklich werden. Wenn du ein pflichtbewusster, ein verantwortlicher Mensch bist, verdamme den Gazellengau nicht zur

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