Die Verschwörung des Bösen
ihr wisst, und ich bringe euch außer Landes.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
»Na gut – mein Bruder und ich, wir kommen aus Sichern in Kanaan. Wir wurden von einem Landsmann nach Memphis eingeladen, der sich hier letztes Jahr niedergelassen hat. Er versprach uns Arbeit und Unterkunft. Dabei wollte er uns eigentlich zu Verbrechern machen!«
»Wie das?«
»Er hatte vor, eines der Lagerhäuser im Hafen auszurauben, und hätte auch nicht davor zurückgeschreckt, die Wachen aus dem Weg zu räumen. Das kam für uns nicht in Frage! Deshalb sind wir sehr glücklich, wenn wir zurück nach Hause dürfen. Jetzt wisst Ihr alles.«
»Eine Kleinigkeit fehlt noch: Wo wohnt dieser Kanaaniter?«
»In einem bewachten Haus hinter dem Ptah-Tempel, mit drei Palmen gegenüber. Aber der Mann ist äußerst misstrauisch.«
»Gibt es ein Passwort?«
»Ja, Rache.«
»Du und dein Bruder, ihr verlasst Ägypten noch heute.«
Roudi hätte eigentlich seinen Vorgesetzten, Sobek, von der Sache unterrichten müssen, zog es aber vor, diese harmlose kleine Geschichte allein über die Bühne zu bringen. Er wollte diesen Kanaaniter verhören, um von ihm die Namen seiner Mittelsmänner in Erfahrung zu bringen. Seiner Meinung nach musste er den Oberbefehlshaber der Sicherheitskräfte nicht belästigen, nur um eine Bande kleiner Gauner unschädlich zu machen.
Roudi war allerdings vorsichtig genug, fünf seiner Sicherheitsleute mitzunehmen. Die Kanaaniter galten nämlich als Meister in der Kunst, sich überall herauszuwinden, und er wollte ihrem Anführer keine Gelegenheit zur Flucht geben. Das Haus war nicht schwer zu finden. Roudi verteilte seine Männer und ging dann auf den Türhüter zu, der auf der Schwelle hockte und schlief.
Roudi klopfte ihm auf die Schulter und weckte ihn.
»Ist dein Herr zu Hause?«
»Kann schon sein. Wen soll ich melden?«
»Rache.«
»Ich geh mal nachsehen.«
Der Diener erhob sich schleppenden Schrittes, öffnete die Tür, betrat das Haus über einen kleinen sandigen Gang und blieb eine Weile drin, um dann im gleichen Tempo wieder an der Tür zu erscheinen.
»Er erwartet Euch.«
Nun ging Roudi durch diesen Gang. Einer der beiden bartlosen Kanaaniter, die der Prophet am Abend zuvor hierher hatte kommen lassen – kurz bevor er zwei andere Männer in die Nähe des Ptah-Tempels geschickt hatte –, kam ihm zur Begrüßung entgegen. Deren Verhalten hatte bald die Aufmerksamkeit der Ordnungshüter erregt, Roudi verhörte sie, und dank der Auskünfte, die sie ihm gaben, griff der Oberaufseher nun höchstpersönlich ein.
Die Falle klappte ausgezeichnet.
»Könnt Ihr das Passwort noch einmal wiederholen?«, fragte ihn der Kanaaniter.
»Rache.«
»Richtig – und diese Rache gilt dir!«
Der Türhüter packte Roudi von hinten, dann fielen die übrigen Getreuen des Propheten über ihn her und schlugen mit ihren Fäusten auf den Ägypter ein. Bereits am Boden, hatte er gerade noch die Kraft, um Hilfe zu rufen, woraufhin seine Leute sofort herbeieilten.
Es kam zu einem schrecklichen Kampf, den nur ein einziger von Roudis Leuten schwer verletzt überlebte. Er schleppte sich aus dem Haus, bat einen Mann, der zufällig vorbeikam, um Hilfe und verlor das Bewusstsein.
Wie als geheimes Zeichen verabredet, klopfte Shab der Krumme an die Tür des baufälligen Hauses. Einer der beiden bärtigen Kanaaniter, die das Haus nicht verlassen hatten, öffnete. Gefolgt vom Propheten trat der Krumme ein.
»Hatten unsere Leute Erfolg?«, wollte der zweite Bärtige wissen, der auf dem Boden hockte und Milch trank. »Roudi wurde getötet.«
»Und sind sie bereits auf dem Weg nach Sichern?«
»Nein, das Ziel ihrer Reise ist viel weiter weg.« Der Bärtige erhob sich. »Was soll das heißen…«
»Sie haben ihr Leben für unsere Sache gegeben. Gott wird sie wie Helden empfangen, und sie werden endlich glücklich sein.«
»Und was ist mit uns… Wann können wir Memphis endlich verlassen?«
»Wollt ihr beide etwa keine Helden werden?«
Schon war Shab der Krumme dabei, den ersten der beiden Bärtigen mit einer Lederschlinge zu erdrosseln. Der zweite versuchte noch zu fliehen, aber da griff die Hand des Propheten schon nach seiner Brust.
Der Kanaaniter stieß einen schrecklichen Schrei aus. Die Klaue eines Falken bohrte sich in sein Fleisch und riss ihm das Herz aus dem Leib.
»Was sollen wir mit den Leichen machen?«, fragte Shab.
»Wir lassen sie einfach so liegen und schließen auch die Tür nicht hinter uns.
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