Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
von Osiris zu verhindern. Vermutlich müssen wir uns aber noch einer weiteren Gefahr stellen: Wegen dem Mord an Roudi, den Kanaaniter begangen haben, befürchtet Sobek den baldigen Ausbruch eines neuen Aufstands. Demnach sind wir gezwungen, im Land Kanaan und im gesamten syrisch-palästinensischen Gebiet mit äußerster Härte vorzugehen. Gestern war das noch unmöglich. Heute sind wir dazu in der Lage, wenn wir mit den Truppen aus den Provinzen, die in den Schoß Ägyptens zurückgekehrt sind, eine neue große Armee bilden. Das Oberkommando über diese Landesarmee wird General Nesmontu übernehmen, der die Umbildung so schnell wie möglich vornehmen soll. Möge diese Streitmacht nicht Mittel blinder Wut werden, sondern dem gerechten Kampf gegen Chaos und Aufruhr dienen.«
    Der Einzige, der sich nichts aus dem Ruhm machte, der mit seiner Ernennung einherging, war Nesmontu. Dem alten General waren Ehrungen und Orden gleichgültig, er kümmerte sich lieber um die Auswahl seines Stabes, den er mit geländekundigen, gut geschulten und mutigen Männern besetzte, von denen einige aus den Truppen der ehemals unabhängigen Provinzen kamen. Jedes Regiment bestand aus vierzig Bogenschützen und vierzig Speerwerfern unter dem Kommando eines Offiziers, den ein Standartenträger, ein Schreiber und ein Kartenzeichner unterstützten. Bogen, Wurfspieße, Keulen, Knüppel, Äxte, Dolche, Brustschilder und Lederbänder wurden in großen Mengen in den
    Werkstätten von Memphis angefertigt und stellten die Grundausrüstung dar. Und Nesmontu prüfte höchstpersönlich jedes einzelne Kriegsschiff, wobei er unter anderem auf die Dienstjahre der Kapitäne achtete.
    So schnell, wie der General arbeitete, konnte es nicht mehr lange dauern, bis die ägyptische Armee einsatzbereit war und den Kanaanitern begreiflich machen würde, dass jeder weitere Gedanke an einen Aufstand zum Scheitern verurteilt war. Kaum war der königliche Erlass über die neuen militärischen Maßnahmen verfasst, erteilte Medes auch schon den Boten den Befehl, eine Abschrift davon in alle Städte des Königreichs zu bringen. Dieser Auftrag würde wie immer wortgetreu ausgeführt werden, und Sesostris dürfte keinen Grund haben, den Sekretär des Königlichen Rats zu tadeln.
    Als Mann in den besten Jahren, Liebhaber von gutem Fleisch und schwerem Wein, mit den schwarzen Haaren, die auf seinem runden Schädel klebten, seinem Mondgesicht, dem massigen Körper, seinen kurzen Beinen und dicken Füßen gehörte Medes am Hofe inzwischen zu den hochrangigen Persönlichkeiten, die besondere Aufmerksamkeit genossen. Als Besitzer einer herrlichen Villa in Memphis und Gatte einer feisten und schwachsinnigen Frau, die ihre Zeit mit ständig neuen vergeblichen Versuchen verbrachte, wieder eine Schönheit aus sich zu machen, war er das beste Beispiel für einen Mann, dem alles gelang.
    Trotzdem blieb Medes unzufrieden und von Ängsten geplagt. Fasziniert von Macht und Reichtum, fühlte er sich nicht angemessen gewürdigt. Zudem wollte er sich das Gold aus dem sagenhaften Land Punt holen, das er für mehr als wirklich hielt. Obwohl er schon die Entführung eines jungen Schreibers in die Wege geleitet hatte, den er dem gefährlichen Meer opfern wollte, war Gefährte des Windes, das Schiff, das er auf seine Kosten angeheuert hatte, in einem gewaltigen Sturm untergegangen. Und auch wenn er über seine neue Aufgabe an äußerst wichtige Hinweise gelangte, konnte er wegen ihr zunächst kein neues Schiff losschicken, weil er damit zu viel Aufsehen erregt hätte.
    Seit es Sesostris zur allseitigen Überraschung gelungen war, Ägypten wieder zu vereinigen, schlief der königliche Sekretär schlecht. Noch vor wenigen Monaten hatte er darauf gehofft, den Pharao entmachten und beseitigen zu können. Auch wenn er dieses Ziel nicht aus den Augen verlor, musste er jetzt doch äußerst vorsichtig sein.
    Und dann war da noch das, was Medes am allermeisten beschäftigte: Er wollte die Geheimnisse des geschlossenen Tempels herausfinden. Trotz einiger geschickter Bestechungsversuche und wiederholter Einschmeicheleien hatte er bisher von keinem hohen Priester die Erlaubnis bekommen können, das Innerste eines Heiligtums zu betreten. Dabei wusste er, dass der Pharao dort – und das vor allem in Abydos – neue Kraft schöpfte. Und genau dort wollte auch Medes früher oder später Kraft schöpfen.
    Doch zurzeit schienen alle Türen verschlossen. Die Ernennung von Nesmontu als Oberbefehlshaber der neuen

Weitere Kostenlose Bücher