Die Verschwörung des Bösen
lassen.
Schließlich glaubte sie, gefunden zu haben, wonach sie suchte.
Nachdem sie ihre Vermutung mit Hilfe der
Auferstehungsformeln der Pyramidenschriften überprüft hatte, besprach sie sich mit dem Kahlen.
»Ich finde deine Überlegungen und Belege überzeugend«, sagte er schließlich. »Gleich morgen nimmst du das Schiff nach Memphis und teilst Seiner Majestät mit, was du herausgefunden hast.«
12
In eine Wolke aus viel zu schweren Düften und ein langes, goldstrotzendes Gewand gehüllt, das seine Rundungen kaschieren sollte, wirkte der Libanese wie das, was er immer gewesen war: ein wohlhabender, geschwätziger Kaufmann, für den jedes Geschäft von Belang war, an dem er sich nach Kräften bereichern und seinen Partner noch glauben machen konnte, er hätte gut daran verdient.
Seit sich der Libanese in Memphis in einer großen Villa niedergelassen hatte, die nicht protzig wirkte, aber auch einem Würdenträger angemessen gewesen wäre, hätte er eigentlich zufrieden sein können. Seine Geschäfte, die rechtmäßigen wie die unrechtmäßigen, gediehen prächtig.
Trotzdem machten ihm zwei Dinge zu schaffen: zum einen die bevorstehende Lieferung einer großen Ladung kostbarer Hölzer aus dem Libanon – und zwar gewissermaßen unmittelbar vor den Augen der ägyptischen Zöllner; zum anderen schreckliche Zahnschmerzen, die er unbedingt loswerden wollte, um in dieser schwierigen Lage, in der er seinen ganzen Scharfsinn beweisen musste, voll einsatzfähig zu sein.
»Der Zahnarzt, Herr«, meldete sein Türhüter.
Dank seiner guten Beziehungen war es ihm gelungen, sehr schnell einen der besten Zahnärzte der Stadt kommen zu lassen.
Als er dann aber sah, wie klein und schmächtig dieser Mann war, traute er ihm zunächst nicht sehr viel zu.
»Wo tut es uns denn weh?«
»Oh, eigentlich überall… Besonders oben links, aber auch rechts unten. Ist der Eingriff sehr schmerzhaft?«
»Wenn Ihr davor Angst habt, kann ich Euch betäuben.«
»Und wenn ich nicht wieder aufwache?«
»Das kommt äußerst selten vor. Setzt Euch.«
Mit Hilfe eines Spiegels untersuchte der Zahnarzt dann die Mundhöhle des Kaufmanns eingehend.
»Noch habt Ihr keine Löcher«, sagte er schließlich. »Aber wenn Ihr weiter so viel Süßigkeiten esst, wird es nicht mehr lange dauern. Die Zähne sind äußerst schlecht gereinigt, das Zahnfleisch ist stark entzündet. Noch ein paar Jahre mit dieser Ernährung und ohne Zahnpflege, und die Zähne fallen Euch reihenweise aus. Zu Eurem Glück vermag ich
Elfenbeinprothesen und Goldfüllungen herzustellen. Außerdem kann ich mit dem Bohrer genauso gut umgehen wie mit der Lanzette zum Ausbrennen.«
»Damit eilt es mir gar nicht«, versuchte der Libanese zu beschwichtigen. »Gibt es denn keine vorbeugenden Maßnahmen?«
»Doch, Ihr müsst euch mindestens zweimal pro Tag Zähne und Zahnfleisch mit einer meersalzhaltigen Paste putzen. Außerdem solltet Ihr hin und wieder den Mund mit einer Lösung aus Anis, Koloquinten und einigen klein geschnittenen Perseabeeren spülen. Das schmeckt scheußlich, ist aber sehr wirkungsvoll.«
»Was bin ich Euch schuldig?«
»Zwei Krüge Wein, ein Stück Leinen und ein Paar bester Sandalen.«
Dieser Zahnarzt war zwar der teuerste in der ganzen Stadt, aber seine Einschätzung beruhigte den Libanesen. Sofort schickte er einen Hausdiener, die verlangte Vergütung zu holen. Anschließend sollte er noch die Heilmittel besorgen, die man ihm verordnet hatte.
Blieb die Holzlieferung. Dank der Zusammenarbeit mit Medes war das erste Geschäft dieser Art ein voller Erfolg gewesen. Ohne ihn hätte er niemals die Kontrollen umgehen und die Schmuggelware entladen können. Nach erbitterten Auseinandersetzungen hatten sich die beiden Männer darauf geeinigt, den Gewinn halbe-halbe zu teilen. Der Libanese musste die Ware liefern, Medes räumte behördliche Hindernisse aus dem Weg und übergab eine Liste mit zahlungsfähigen Kunden an seinen Kumpan, der dann das Geschäft abwickelte, ohne dass der Ägypter dabei irgendwie in Erscheinung trat.
Diesmal hatte das schwere Handelsschiff Zedern-und Ebenholz sowie verschiedene Arten von Pinienholz geladen. Daraus ließen sich jede Menge Möbel anfertigen, mit denen eine anspruchsvolle Kundschaft bedient werden konnte, die begeistert war, wenn sie keine Abgaben zahlen musste. Ein wunderbares Geschäft… Vorausgesetzt, Medes spielte mit.
»Jemand will Euch sprechen, Herr.«
Der Libanese ging ins Erdgeschoss hinunter.
Endlich,
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