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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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und kennt jetzt meine Beziehung zu Bina.
    »Ich lasse ihn herein«, sagte Sekari entschlossen.
    »Nein, bitte nicht. Das geht nur mich etwas an.«
    Der Vorgesetzte von Iker wirkte ernst und verschlossen.
    »Du hast ein schönes Haus, Iker. Aber du scheinst müde zu sein.«
    »Ich hatte einen harten Tag.«
    »Wärst du bereit, mit mir zu kommen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen?«

»Habe ich denn überhaupt eine andere Wahl?«
    »Selbstverständlich. Entweder du bleibst hier und ruhst dich aus, oder du lässt dich auf ein Abenteuer ein.«
    Ein Abenteuer… Das ist aber ein seltsamer Ausdruck für Gefängnis, dachte Iker.
    Der Gedanke an Flucht war vollkommen abwegig. Und wahrscheinlich hätte Heremsaf das allergrößte Vergnügen, dabei zuzusehen, wie der junge Schreiber zu Boden geworfen und von den Wachleuten verprügelt werden würde! Nachdem sein Weg hier offensichtlich zu Ende war, wollte er sich wenigstens würdevoll benehmen.
    »Ich komme mit Euch.«
    »Ich bin mir sicher, du wirst es nicht bereuen.«
    Iker zeigte keine Reaktion auf diese beißende Ironie. Der Mann, der ihn besiegte, sollte kein Zeichen der Schwäche erkennen.
    Zunächst konnte er nirgends Sicherheitsleute entdecken; dann stellte er erstaunt fest, dass Heremsaf ihn nicht aus der Stadt brachte, sondern mit ihm auf die südliche Stadtmauer zusteuerte.
    »Wohin gehen wir?«
    »Zum Anubis-Tempel.«
    »Was habt Ihr mir vorzuwerfen? Habe ich schlechte Arbeit geleistet? Ist die Bibliothek nicht in Ordnung?«
    »Nein, Iker, ganz im Gegenteil! Du hast deine Sache so gut gemacht, dass dich die Anubis-Priester sehen möchten.«
    »Jetzt?«
    »Ja, das kennst du doch, diesen Leuten ist es vollkommen gleichgültig, wie spät es ist. Aber es steht dir natürlich frei, ihrem Wunsch nicht zu entsprechen.«
    Welchen Hinterhalt hatte Heremsaf sich da nur ausgedacht?
    Beinahe ebenso neugierig wie verunsichert, ging ihm Iker weiter nach.
    Am Tempeleingang stand ein Ritualist mit kahlem Schädel, der eine Fackel trug. Einer seiner Mitbrüder stellte sich mit einer Papyrusrolle neben ihn.
    Er verneigte sich vor Heremsaf, der sich an den Schreiber wandte.
    »Ich frage dich, Iker, ob du Anubis-Priester werden willst?«
    Weil diese Frage ihn völlig unvorbereitet erreichte, antwortete der junge Mann ohne zu zögern: »Ja, das möchte ich sehr gern!«
    Und in diesen wenigen Worten steckte die ganze Glut einer aussichtslosen Hoffnung, die jetzt vielleicht auf einmal Wirklichkeit werden sollte.
    »Bist du in die Geheimnisse der heiligen Schrift eingeweiht worden?«, fragte ihn der Träger der Papyrusrolle.
    »Ich kenne die wichtigsten Schriftzeichen und Thots Worte.«
    »Dann lies bitte dieses Schriftstück. Danach sollst du Sprüche der Erkenntnis nach guter alter Schreibersitte
    niederschreiben.«
    Iker bestand diese Aufnahmeprüfung, indem er Grundsätze wiedergab, in denen Maat – Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit –
    an erster Stelle stand.
    »Lasst uns das Gericht zusammenrufen«, empfahl der Fackelträger,
    »und herausfinden, welch herausragende
    Eigenschaften unser Anwärter noch vorzuweisen hat. Ist unser Herr bereit, das Gericht zu leiten?«
    Heremsaf nickte zustimmend.
    Iker war wie vor den Kopf gestoßen. Heremsaf, dieser Würdenträger, den er zu kennen geglaubt hatte, war in die Geheimnisse von Anubis eingeweiht!
    Die beiden Priester nahmen Iker in die Mitte und führten ihn in den ersten Saal des Tempels.
    An den Wänden standen steinerne Bänke, auf denen die ständigen Priester saßen, die die täglichen Riten feierten und für die Pflege des heiligen Ortes sorgten.
    Heremsaf setzte sich an die Ostseite und stellte die erste Frage.
    »Was weißt du über Anubis, Iker?«
    »Er ist der Fährmann zwischen den beiden Welten und hütet die Geheimnisse der Auferstehung. In Gestalt eines Schakals befreit er die Wüste vom Aas und verwandelt es in Lebenskraft.«
    Fünfzig weitere Fragen folgten Schlag auf Schlag. Iker versuchte, sie so gut wie möglich zu beantworten, ohne seine Wissenslücken durch unnötiges Geschwätz zu vertuschen. Während sich die Priester berieten, musste der Anwärter allein in einem spärlich beleuchteten Raum mit nackten Wänden warten. Für Iker schien die Zeit stehen zu bleiben, und er versank in tröstlichen Gedanken.
    Ein Ritualist kam und reichte ihm ein langes Leinengewand, das Iker anzog.
    »Lege deine Amulette ab«, forderte er ihn auf. »Da, wo du hingehst, nützen sie dir nichts. Anubis, und sonst niemand, wird dein

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