Die Verschwörung des Bösen
brummend davonging, bedeckte Djehuti seinen Kopf mit einer Perücke aus weißen Haaren.
»Das Alter rückt näher«, gab er zu, »aber ich halte es noch auf Abstand. Der gute Gua droht mir schon seit Jahren mit meinem baldigen Tod, aber seine Behandlungen halten mich am Leben.«
»Hast du Neuigkeiten von General Sepi?«
»Seine Forschungsfahrt erweist sich als langwierig und schwierig. Wenn es überhaupt Karten gibt, sind sie nicht genau. Und er muss die besten Fachkräfte und Wüstenkenner für diese Suche finden.«
»Würdest du trotz der Anweisungen deines Arztes eine neue Aufgabe übernehmen, die mir äußerst wichtig ist, Djehuti?«
Djehutis Miene wurde ernst. »Majestät, ich bin Euer ergebener Diener. Bis zu meinem letzten Atemzug will ich für die Größe Ägyptens arbeiten.«
»Dann ernenne ich dich hiermit zum Vorsteher der Pyramidenstadt, die ich in Dahschur gründen will. Der Große Schatzmeister Senânkh wird die notwendigen Mittel für die Bezahlung des Baus aufbringen.«
Im wohltuenden Schatten von Snofrus mächtigen Bauten sah Sesostris im Geist den Plan für sein eigenes Bauwerk, dessen wichtigste Merkmale er Djehuti eben darlegte.
»Wenn ein Pharao ein Heiligtum erbaut, schafft er Ägypten neu«, erinnerte der Träger des Königlichen Siegels, Sehotep.
»Beim Bauen verlängert er die Erschaffung des ersten Morgens. Möge dieser lebendige Stein eine der Grundlagen Eurer Herrschaft werden.«
Die junge Priesterin goss Wasser auf einen unbehauenen Stein, den die letzten Strahlen der untergehenden Sonne golden färbten. Das Wasser hatte sie aus dem heiligen See des PtahTempels geschöpft.
»Dies Land hier soll ›erfrischendes Himmelswasser‹ heißen«, verkündete Sesostris. »Nach Djosers Vorbild in Sakkara werden wir es mit Wehranlagen und Pfeilschanzen umgeben. Weil die Pyramide so schnell wie möglich ka ausstrahlen soll, graben wir bis zum Felsen und setzen darauf einen Kern aus ungebrannten Ziegeln, die anschließend mit poliertem Kalkstein aus Tura bedeckt werden. Im Inneren der Pyramide, das Hotep heißen soll, ›der Schlafende, der Friede, die Fülle‹, wird die Seelenwanderung bis zum ›Lebensspender‹
nachgezeichnet, dem Sarkophag, dem Ort der Wiedergeburt des lichten Körpers.«
Während der Herrscher seine Vorstellungen beschrieb, zeichnete sie Djehuti so gut er konnte auf Papyrus.
»Im Norden der Pyramide bauen wir die ewige Ruhestätte für den Wesir Chnum-Hotep«, fuhr der Pharao fort. »Die Grabstätten für die übrigen Mitglieder des Hofes sollen bescheidener ausfallen und denen des Alten Reichs nachempfunden sein. Im Inneren sollen Schriften hinterlassen werden, die in diesem goldenen Zeitalter entstanden sind.«
In Abydos hatte die junge Priesterin erfahren, warum der Bau von ewigen Ruhestätten notwendig war. Nur diese symbolträchtigen, geheimnisvoll beseelten Bauwerke konnten die Initiierten in akh verwandeln, dieses erleuchtete Wesen, das mit allen Energien in Kontakt treten kann, die durch das Universum fließen. Über seinen körperlichen Tod hinaus würde der zu neuem Leben Erweckte hier unten weiter handeln und das strahlende Licht versenden, in dem er sein neues Leben lebte.
Um die Pyramide des Pharaos herum würden seine getreuen Diener eine übernatürliche Umfriedung bilden, um ihn zu schützen und seine Wohltaten weiterzureichen.
»Die Häuser für die Pyramidenbauer werden so schnell wie möglich fertig gestellt«, berichtete Djehuti. »Schon morgen beginnen sie mit der Vorbereitung des Bodens. Was das Herbeischaffen der Baustoffe angeht, rechne ich auf Senânkh.«
Als Medes den Erlass über den Bau der neuen
Pyramidenanlage in Dahschur geschrieben hatte, war er von dem Umfang des Vorhabens und den gewaltigen
Anstrengungen verblüfft, die unternommen werden sollten, um den Bau so schnell wie möglich voranzutreiben. Damit ergänzte Sesostris seine Herrscherpflichten durch ein spirituelles Werk, das seinen Ruhm nur mehren konnte. War es denn überhaupt möglich, einen Gegner dieser Größenordnung zu besiegen? Medes hob sich diese Überlegungen für einen späteren Zeitpunkt auf und unterrichtete sich erst einmal über die junge Frau, die um eine Unterredung beim König gebeten hatte. Verschiedenen Hinweisen zufolge war sie eine Priesterin, die mit einer vertraulichen Botschaft aus Abydos hierher gekommen war. Also offensichtlich eine Untergebene ohne Bedeutung. Aber warum hatte sie ihr Vorgesetzter nach Memphis geschickt?
Vielleicht konnte
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