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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Schildkröten-Auge und Messerklinge waren als Seeleute verzeichnet, die mit der Handelsflotte des Pharaos fuhren! Dann war es also doch Sesostris gewesen, der Ikers Ermordung befohlen hatte.

    »Wo versteckst du dich denn, Bina?«, fragte Iker und suchte sie in dem baufälligen Haus, in dem sie sich immer trafen.
    »Hinter dir. Aber ich komme erst heraus, wenn du mir sagst, wie du dich entschieden hast.«
    »Jetzt ist mein Entschluss unumstößlich.«
    »Du willst das Ungeheuer schlagen?«
    »Ich werde ihn töten.«
    »Gut, dann kann ich mich zeigen.«
    Als er sie sah, hätte er sie beinahe nicht erkannt. Vor ihm stand eine andere Frau, die sorgfältig geschminkt war und ihre Augen mit khôl umrandet hatte, einer Mixtur aus Bleiglanz, Manganoxyd, braunem Ocker, Bleikarbonat, Eisenund Kupferoxyd, Malachit, Antimon und Berggrün, mit der man seine Augen sehr gut vor Insekten und Verletzungen schützen konnte. Eine große Perücke verdeckte fast ihr ganzes Gesicht.
    »Bist das wirklich du, Bina?«
    »Ich habe gewusst, dass du zustimmen würdest. Deshalb habe ich vor, dich zu unseren Freunden zu bringen, wobei mich niemand erkennen darf. Wo ist deine Waffe?«
    »Ich habe sie bei mir.«
    »Ich gehe voraus, du folgst mir in gehörigem Abstand. Wenn ich eine Werkstatt betrete, geh mir nach.«

    Wenige Lampen beleuchteten spärlich die Werkstatt, in der Messer und Dolche hergestellt wurden – die einen für den häuslichen Gebrauch, die anderen für die Sicherheitskräfte. Im Halbdunkel hockten die Handwerker und sahen ihn feindselig an.
    »Hab keine Angst«, beruhigte ihn Bina, »das sind unsere Verbündeten. Sie zweigen einen Teil ihrer Ware für die Befreier ab. Bald werden wir sehr viele sein. Kahun ist uns sicher, Iker! Doch nichts ist möglich, solange der Gewaltherrscher an der Macht ist. Zeig uns die Waffe, mit der du für Gerechtigkeit sorgen willst.«
    Der Schreiber zeigte seinen Dolch.
    Bina nahm ihm die Waffe ab und reichte sie dem Meister.
    »Schärfe sie gründlich, damit ihre Klinge todbringend ist.«
    Obwohl die Aufgabe, mit der man den neuen Stadtrat betraut hatte, schier unlösbar schien, zeigte sich ihr Iker gewachsen. Gemeinsam mit einer Mannschaft aus Schreibern, Fachleuten und eigens für diese besondere Arbeit verdingten Handwerkern ließ er die Dämme der Kanäle mit Erdaufschüttungen erhöhen. Jeder Deich wurde verstärkt und jedes Auffangbecken abgedichtet. Immer wieder rechnete Iker nach, wie viel Baumaterial erforderlich war und wie viel Erdreich bewegt und angebracht werden mussten, damit die gesamte Anlage wasserdicht wurde. Selbst wenn die Nil-Flut riesig werden sollte – die menschlichen Behausungen lagen nun außerhalb ihrer Reichweite. Der Schreiber hatte sich auch um das Futter für die Tiere gekümmert, die in sicherem Abstand vom Wasser zusammengetrieben worden waren. Schließlich hatte er auch nicht vergessen, die vielen kleinen Boote zu überprüfen, mit denen sich die Bevölkerung bei Hochwasser fortbewegen konnte.
    Jeder staunte über die außergewöhnliche Arbeit, die der junge Mann leistete. Obwohl er nun wirklich kein Riese war, wirkte er doch so, als wäre seine Leistungskraft unerschöpflich. Am liebsten kümmerte er sich selbst um alles. Ganz offensichtlich hatte ihm der Stadtvorsteher viel zu viel Verantwortung übertragen, aber Iker gab nicht auf. Und wenn ihn doch einmal Erschöpfung und Entmutigung überkamen, dachte er einfach an die junge Priesterin, die ihm nicht aus dem Kopf wollte. Dann blitzte es aus dem wolkenverhangenen Himmel, neue Energie durchströmte ihn, und er stürzte sich wieder in die Arbeit.
    Der Ausgang seiner Mühen blieb allerdings ungewiss. Als dann die fünf Tage »über dem Jahr« nahten, die Epagomenen genannten fünf Ergänzungstage am Schluss des ägyptischen Jahres, die das Ende der dreihundertsechzig vorhergehenden Tage bedeuten und den neuen Kreislauf einläuten, hielten alle den Atem an. In den großen Tempeln im ganzen Land sprachen die Ritualisten die
    Besänftigungsformeln, damit Sechmet, die Schrecken erregende Löwin, nicht ihre Boten und bösen Geister gegen das ägyptische Volk aussandte, die Unheil und Krankheit verbreiteten.
    Am ersten der fünf gefürchteten Tage wurde die Geburt von Osiris gefeiert. War die Nilschwemme etwa nicht Symbol seiner Wiederauferstehung? Der zweite Tag war seinem Sohn Horus gewidmet, dem Beschützer des Königtums. Der dritte aber konnte Katastrophen und Chaos mit sich bringen, weil er an die Geburt von

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