Die Verschwörung des Bösen
von Sobek konnten Licht ins Dunkel bringen.«
»Es ist entsetzlich!«, sagte Senânkh. »Dieses Ungeheuer webt ein Netz, aber wir können nicht sehen, mit welchen Fäden. Erkennen wir sie schließlich doch, ist es dann nicht schon zu spät?«
»Ist es denn nicht bereits jetzt zu spät?«, fragte der Kahle besorgt.
»Auf keinen Fall«, widersprach Sesostris. »Es ist zwar nicht viel, aber immerhin konnten ihn unsere Ritualhandlungen stören. Osiris’ Akazie lebt, und wir werden die erforderliche Energie aufbringen, ihr Sterben zu verhindern.«
»Das weiß der Feind aber«, sagte Sehotep. »Wird er nicht einen neuen Angriff beginnen, um unsere letzten Mittel zur Verteidigung zu zerstören?«
»Die Baustelle an der Pyramide wird mit größter Sorgfalt bewacht«, versicherte der König, »und die
Sicherheitsmaßnahmen in Abydos wurden verstärkt.«
»Außerdem werden wir nicht für immer in
Verteidigungshaltung verharren«, prophezeite die Königin.
»Das Schmieden wirkungsvoller Waffen im Kampf gegen einen so starken Feind braucht Zeit, aber der Goldene Kreis wird die Hoffnung niemals aufgeben. Da er allein imstande ist, die spirituelle Quelle unseres Landes zu retten, muss sein ganzes Denken einzig und allein darauf ausgerichtet sein.«
Nussknacker fuhr hoch.
Er war gerade dabei gewesen einzunicken, als ihn das Geräusch von Schritten unsanft aus dem Dämmerzustand riss. Das war jetzt bereits die zehnte Nacht in Folge, in der er sich an einer Straßenecke versteckte und den kleinen Seiteneingang zum Neith-Tempel in Memphis beobachtete. Während der Umbauarbeiten wurde der Haupteingang nur bei feierlichen Anlässen geöffnet.
Nussknacker mochte die Dunkelheit, kannte jede finstere Ecke in der Hauptstadt und hatte schon mehr als einen ahnungslosen Fremden ausgeraubt. Und bereits zweimal hatte er seinen Dolch einem Opfer in den Bauch gerammt, das versucht hatte, sich zu wehren. So leicht würden ihn die Ordnungshüter aber nicht kriegen, schon gar nicht seit er für einen mächtigen Beschützer arbeitete, einen so genannten Gergu, der ihn gut bezahlte.
Dank dieses besonderen Auftrags, bei dem er beobachten musste, ob jemand nachts irgendetwas in den Neith-Tempel brachte, würde Nussknacker eine ordentliche Belohnung bekommen. Dann könnte er sich zwei oder drei erstklassige Huren im schönsten Bierhaus von Memphis gönnen. Er hatte schon so lange gewacht, dass er schließlich glaubte, es würde sich gar nichts mehr ereignen.
Jetzt aber hörte er Schritte und Geflüster und konnte sogar ein paar Satzfetzen verstehen: »Vorsicht, sehr wertvoll…
Keiner zu sehen? Verstecken wir ihn im Allerheiligsten… Wir trennen uns jetzt, und es wird nicht geredet…«
Was die vier Männer da schleppten, schien schwer zu sein. Hätte Nussknacker sein Versteck verlassen, hätte ihn der Fünfte im Bunde entdeckt, der seinen Genossen in einigem Abstand und gut getarnt folgte.
Die Sache war schnell erledigt, die kleine Tür wurde mit einem großen Schlüssel wieder abgesperrt, und die fünf Männer gingen getrennter Wege weiter.
Nussknacker wartete noch eine Weile, ehe er seinen Beobachtungsposten verließ. Er nahm einen umständlichen Schleichweg, der meist unbewacht war, und ging zu dem verabredeten Treffpunkt, wo er Gergu in allen Einzelheiten von den nächtlichen Vorgängen berichtete.
»Der Schatz ist eingetroffen«, teilte Gergu Medes mit. »Eine schwere Truhe, die vier kräftige Kerle tragen mussten.«
»Diese kleine Olivia hat wirklich ganze Arbeit geleistet!
Wenn ein hoher Würdenträger wie Sehotep zu viel plaudert, begeht er einen unverzeihlichen Fehler. Hast du dich schon erkundigt, ob mehr Wachleute um den Neith-Tempel aufgeboten werden?«
»Die Wachen gehen nachts zweimal öfter vorbei, sonst nichts.«
»Wie sind die Träger denn in den Tempel gekommen?«
»Durch eine Seitentür. Einer hatte den Schlüssel.« Gergu lächelte. »Nussknacker hat einen Tonabdruck gemacht. Noch heute Abend haben wir einen Schlüssel zu der Tür.«
»Kannst du diesem Lump überhaupt trauen?«
»Er ist ein guter Bandit.«
»Hat er schon jemanden getötet?«
»Nein, aber zwei seiner Opfer hat er schwer verletzt.«
»Olivia zu töten, würde ihm also keine Schwierigkeiten machen?«
»Gegen eine entsprechende Bezahlung mit Sicherheit nicht.«
»Die Leiche dieser Hure soll er dort einfach liegen lassen, um Sehotep in die Sache zu verwickeln. Bei der Untersuchung wird sich dann die Unvorsichtigkeit und Schuld des
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