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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Aufrichtigkeit gewahrt wurde, entspringt der Erde Licht, und er ersteht auf. Eine neue Sonne geht auf, und überall entsteht neues Leben. Wie viele Menschen ahnen wohl dieses Mysterium, wenn sie das kleine Insekt beobachten, das der Ahnungslose so leicht mit seinen Füßen zertritt? Wenn du diese Botschaft verstehen willst, kostet dich das noch viele Stunden der Arbeit und des Forschens. Bist du bereit, eine neue Schwelle zu übertreten?«
    »Das ist mein allergrößter Wunsch, Majestät.«
    »Bist du dir auch der Gefahren bewusst?«
    »Ich habe schon so viele Reichtümer gefunden, dass man damit ein ganzes Leben ausfüllen könnte. Aber wegen einer möglichen Gefahr zu verzichten, wäre eine unverzeihliche Feigheit.«
    »Dann folge mir.«
    Sesostris betrat die siebenhundert Meter lange Rampe, die von seinem Tempel bis zu seiner ewigen Ruhestätte führte, die ebenfalls gerade fertig geworden war. Sie stand am Rande der Wüste, nicht weit weg von der Nekropole der Pharaonen aus der ersten Dynastie, und war durch eine Mauer und einen Vortempel geschützt.
    »Wir betreten jetzt einen besonderen Bereich«, teilte ihr der Pharao mit. »Osiris, der Schöpfer der Riten und der Tempelregeln, belebt sich dort ständig neu. Doch nun trifft ihn ein großes Unglück. Das Universum versinkt in Verbrechen und Tod, die Nacht wird finster, der Tag verschwindet, unsere Erde bebt. Willst du diese Prüfung wagen, koste es, was es wolle?«
    Die junge Priesterin nickte.
    »Ich habe dich gewarnt: Der Weg ist voller Gefahren, und es herrscht finstere Nacht – ein schwaches Herz kann das nicht aushalten. Bleibst du trotzdem dabei?«
    »Ja, Majestät.«
    Im Hof befanden sich zwei Schächte. Der eine führte senkrecht nach unten, der andere in einigermaßen sanftem Gefalle zu einem Gang, über den man zu einem Saal mit kalksteinverkleideten Wänden und einer Decke aus täuschend echt nachgemachten Rundhölzern gelangte. Offenbar endete das Grab hier.
    Der Pharao begab sich zu einem Teil des Saals, in dem Quarzit, Sandstein und Granit vorherrschten. In der Decke fehlten einige Steinblöcke. Der Pharao und die Priesterin zwängten sich durch diese Öffnung, die noch verschlossen werden sollte, in einen schmalen, sechs Meter hohen Raum.
    »Wir wechseln jetzt die Ebenen von Zeit und Raum«, erklärte der Herrscher. »Was geschlossen und zu Ende schien, war es nicht. Indem wir nach oben gelangen, hin zum grenzenlosen Geist, öffnen wir die Tür zum verborgenen Licht.«
    Sie hielten sich an einem Seil fest, um zu einem Quergang zu gelangen, der in einen ähnlichen Saal wie den mündete, den sie gerade verlassen hatten. Als sie sich mit Hilfe eines anderen Seils an der Wand herunterließen, berührten sie wieder festen Boden.
    Der Blick der jungen Frau hatte sich verändert. Jetzt sah sie die Helligkeit im Inneren des Steins.
    »Wir sind auf die gleiche Ebene zurückgekehrt«, sagte der König, »aber jetzt ist sie anders. Wer hier eintritt, betrachtet die andere Seite des Lebens. Hier endet die menschliche Wahrnehmung. Deshalb wird dieser vierzig Tonnen schwere Granitblock, den du da gerade betrachtest, unter Kalkstein versteckt und mit einem zweiten Block gedoppelt. Wenn ich dich schonen wollte, dürften wir jetzt nicht weiter gehen. Aber hat man dir nicht prophezeit, dass du schreckliche Prüfungen bestehen musst? Wenn du diese Grenze nicht überschreitest, kannst du dein Schicksal noch ändern.«
    »Ich will das Unsichtbare kennen lernen.«
    »Der Preis dafür ist sehr hoch, die erforderlichen Anstrengungen sind fast übermenschlicher Natur.«
    »Ist das nicht immer so? Bitte geleitet mich weiter.«
    Sie liefen durch einen etwa zwanzig Meter langen Gang, bis sie den Auferstehungsraum vor sich sahen, der ganz mit Quarzit ausgekleidet und in sanftes Licht getaucht war – in seiner Mitte standen ein Sarkophag aus Granit und ein Kanopenkasten.
    »Der Sarkophag ist die Barke des Osiris«, erklärte Sesostris.
    »Sein Deckel verbirgt ihn vor den Augen der Menschen und den zerstörerischen Geistern, und mit ihr wird er in Frieden in den Himmel fahren. Den vier Söhnen des Horus entsprechend, die das Werk ihres Vaters Osiris fortsetzen sollen, werden die vier Kanopengefäße in den Mauern dieser Kammer versteckt. Osiris stammt von Re ab und hat das Licht erschaffen, indem er seine Mutter, den Himmel, verließ. Aus seinem Körper wurde die Schöpfung geboren. Und so wohnt er in allen Provinzen und in jedem Heiligtum. Ihn zu lieben, bedeutet Glück,

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