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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Tempelbrüder, die im Heiligen Land, aus dem er gerade erst zurückgekehrt war, in verlustreiche Gefechte verwickelt waren. Und an die Juden, die aus Frankreich von dem König mit haarsträubenden Beschuldigungen, mit seiner und seiner Tempelbrüder Hilfe gar, vertrieben worden waren. Aber Alma und Theophil holten ihn mit ihrer Aufgeräumtheit schnell wieder in die Gegenwart zurück. Die Häuser von Speyer schienen zu lachen, die fernen Berge diesseits und jenseits des Rheins leuchteten in der Sonne. Selbst noch im engen Handwerkerviertel und dem angrenzenden Bürgerviertel staunte Henri über die ungezwungene Fröhlichkeit der Menschen.
    Er genoss alles, und das Gefühl, genau am richtigen Ort zu sein, hatte er schon lange nicht mehr verspürt.
    Im Geschäftszentrum von Speyer, das als breite Straße auf die gewaltigen Portale des Doms zulief, befand sich ein Kaufmannsladen neben dem anderen, in den Erdgeschossen der Häuser gab es keine Fenster, sondern offene Bogentüren, man konnte hineinschauen und die ausgestellten Waren betrachten. Italiener boten Gewürze und Stoffe feil, Luxemburger Mützen und Mieder, Flamen Armspangen und Halsbänder, einheimische Vogelhändler Singvögel – und alle feilschten mit Kunden, rechneten mit den Fingern, wurden von hoch bepackten Markthelfern unterbrochen, die herumliefen, und setzten ihre laut vorgetragenen Gespräche dann umso nachdrücklicher fort.
    Henri war begeistert von den bunten, hübschen Bildern, die nicht die Schwere des Pariser Stadtlebens besaßen. Sie standen in einem schönen Gegensatz zum disziplinierten Einerlei seines bisherigen Alltags im Tempel.
    Sie mussten würdevollen Altbürgern im Samtrock mit goldener Halskette ausweichen, die jedoch Theophil respektvoll grüßten. Speyer konnte nur dann das neue Jerusalem sein, hatte ihnen ihr Bischof erklärt, wenn Juden hier ungezwungen leben konnten. Schmutzige Jungens, die Obst stahlen, waren ebenso zu sehen wie Männer in gelbledernen Wamsen, mit klirrenden Pfundsporen an den Stiefeln, junge Stutzer unter gefiederten Baretten, mit klingelnden Schnabelschuhen und seidenen Kleidern von geteilter Farbe, kichernde Mädchen mit hoch gebundenen Zöpfen und zupackende Arbeiter mit riesigen, schwieligen Händen. Und dazwischen bemühten sich kläffende Hunde aller Rassen, ihrer Freude auf ihre Art und Weise Ausdruck zu verleihen.
    Henri schickte ein Dankgebet zum Himmel. Es war ein Morgen vor der Schwere des Osterfestes, den er in seiner lebensbejahenden Selbstverständlichkeit als Geschenk empfand, vor allem nach den Gefährdungen der vergangenen Zeit im Heiligen Land und der drohenden Verfolgung seines Ordens in Frankreich, der er sich entziehen wollte.
    Seine entspannte Stimmung wurde aber hinweggefegt, als er die kirchlich lang gezogenen Töne einer herannahenden Prozession hörte. Er hatte beinahe vergessen, dass Speyer eine Stadt der Christen war, wenn auch mit einer großen Judengemeinde. Und schon näherte sich ein trauriger Zug von kahlköpfigen und trotz der Kälte barfüßigen Mönchen, die vom gewaltigen Dom herkamen, der einst von den salischen Kaisern gegründet worden war.
    Alma und Theophil zogen ihn fort. »Im Heiligen Römischen Reich ist es eben nicht anders als in anderen christlichen Ländern«, erklärte Alma. »Die Umzüge sind schön, und ich liebe die Lieder, aber sie sind auch provokant. Denn hinter allem steckt immer der Vorwurf an die Juden, den Herrn Jesu umgebracht zu haben. So ist das schöne christliche Osterfest auch ein Fest der besonderen Gefahren für die Juden.«
    Während sie den Platz verließen, drehte Henri sich noch einmal um. Die Mönche trugen brennende Wachslichter und Fahnen mit Heiligenbildern und am Ende des Zuges große, silberne Kruzifixe. An ihrer Spitze gingen rot berockte Jungen mit dampfenden Weihrauchkesseln. In der Mitte des Zuges unter einem prächtigen Baldachin erblickte Henri Geistliche in weißen Chorhemden, einer von ihnen trug in der Hand ein sonnenartig goldenes Gefäß, und während er lateinisch sang, klingelten an dem Gefäß Glöckchen, und die zuschauende Menge fiel auf die Knie.
    »Alma hat Recht«, sagte Henri, »unsere christlichen Bräuche sind schön, aber sie wirken oft wie ein Angriff auf die Juden.«
    »Deshalb hat mich der Herr Bischof, der Schutzherr der Juden, zu seinem Freund gemacht«, erklärte Theophil.
    »Und das ist nötig, denn wenn der christliche Pöbel etwas zu viel getrunken hat, und das tut er beinahe unentwegt, dann steigt sein

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