Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
wusste, wer Jack war, und er kannte die Hintergründe!«
    »Natürlich … er weiß es auch heute noch, und ich wage zu behaupten, dass er das Geheimnis mit ins Grab nehmen wird.«
    »Warum wollte er das Kind überfahren – noch dazu gleich zweimal?«
    Remus lächelte breit. »Ich hab vorhin schon gesagt, Sie haben keine Ahnung.«
    Tellman war verzweifelt. Der Gedanke daran, dass man Pitt von seinem Posten abgelöst hatte, weil er bei der Wahrheit geblieben war, machte ihn wütend. Charlotte saß mit den Kindern allein zu Hause, sorgte und ängstigte sich, und Gracie war eisern entschlossen, ihm ungeachtet aller Gefahren zu helfen. Die Vorstellung, welch eine entsetzliche Ungerechtigkeit man da begangen hatte, war unerträglich.
    »Ich habe Zutritt zu einer ganzen Reihe hochrangiger Polizeibeamter«, sagte er ganz ruhig. »Nicht nur Abberline oder Warren, sondern auch noch eine Reihe anderer, und wenn es sein muss, bis ganz nach oben. Die beiden sind pensioniert, aber andere nicht!«
    Mit aschfahlem Gesicht und wilden Augen stieß Remus hervor: »Das … das würden Sie doch nicht tun! Würden Sie die wirklich auf mich ansetzen, obwohl Sie wissen, was die auf dem Kerbholz haben? Obwohl Sie wissen, was die decken?«
    »Solange Sie mir nichts sagen, weiß ich nichts darüber«, gab Tellman kalt zurück.
    Remus schluckte und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Seine Augen flackerten vor Angst. »Kommen Sie mit. Wir brauchen schließlich nicht hier im Regen herumzustehen. Wir können uns da drüben setzen.« Er wies auf ein Gasthaus gegenüber.
    Auch wenn der Regen ihn nicht weiter störte, war das Tellman nur allzu recht. Er war schon ein ziemliches Stück zu Fuß gegangen, und sein Mund war wie ausgedörrt.
    Ein gezackter Blitz fuhr über den Himmel, gefolgt von einem scharfen Donnerschlag, der klang, als werde etwas zerrissen.
    Zehn Minuten später saßen sie, beide bis auf die Haut nass, in einer ruhigen Ecke, ein Glas Bier vor sich, eingehüllt vom Geruch nach Sägespänen und nassen Kleidungsstücken.
    »Schön«, sagte Tellman. »Mit wem haben Sie sich im Regent’s Park getroffen? Und kommen Sie ja nicht auf den
Gedanken, mich zu belügen, denn wenn ich dahinter komme, kriegen Sie Ärger.«
    »Ich weiß nicht, wer er ist«, sagte Remus mit gequältem Gesicht. »Der Mann hat mich auf diese Geschichte gebracht. Ich würde Ihnen nicht sagen, wer er ist, wenn ich es wüsste – aber ich weiß es nicht einmal. Das ist die reine Wahrheit, Gott ist mein Zeuge.«
    »Kein guter Anfang, Mr. Remus«, gab ihm Tellman zu verstehen.
    »Ich weiß es wirklich nicht!«, begehrte Remus auf. In seiner Stimme lag Verzweiflung.
    »Und der Mann im Hyde Park, mit dem Sie sich gestritten und dem Sie vorgeworfen haben, dass er eine Verschwörung deckt? Gehört der auch zu Ihren geheimnisvollen Informanten?«
    »Nein, das war Abberline.«
    Tellman wusste, dass Abberline mit der Aufklärung der Morde von Whitechapel beauftragt gewesen war. Hatte er Beweismaterial unterdrückt, womöglich gar gewusst, wer der Ripper war, und es nicht gesagt? In dem Fall konnte sich Tellman keine Erklärung denken, die ein so unvorstellbares Verhalten hätte rechtfertigen können.
    Remus sah ihn aufmerksam an.
    »Warum sollte Abberline das decken?«, fragte Tellman wieder und stieß dann mit der Frage nach, die ihn nicht losließ: »Was hatte Adinett damit zu tun? Wusste er etwa auch Bescheid?«
    »Ich glaube schon.« Remus nickte. »Auf jeden Fall war er hinter etwas Bestimmtem her. Er hat sich in der Cleveland Street im Tabakladen und auch in Sickerts Wohnung erkundigt.«
    Tellman war verwirrt. »Wer ist Sickert?«
    »Der Maler Walter Sickert. In seinem Atelier haben sich die beiden getroffen. Er hatte vor vier Jahren eins in der Cleveland Street«, antwortete Remus.
    Tellman riet. »Etwa das Liebespaar? Die katholische Annie Crook und der junge Mann?«
    Remus verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wie zurückhaltend Sie das formulieren! Ja, da haben sie sich getroffen.«
    Diesen Worten entnahm Tellman, dass es um mehr als ein
bloßes Zusammentreffen ging, verstand aber nach wie vor nicht, was dahinter steckte. Was hatte all das mit einem Geistesgestörten zu tun, der fünf Frauen ermordet und verstümmelt hatte?
    »Was Sie sagen, ergibt keinen Sinn.« Er beugte sich ein wenig über den Tisch zu Remus hinüber. »Wer auch immer dieser ›Jack‹ war – oder ist –, er hatte es auf bestimmte Frauen abgesehen. Er hat namentlich nach ihnen

Weitere Kostenlose Bücher