Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Wissen konfrontierte und entweder durch Drohungen oder Überredung dazu brachte, ihm mitzuteilen, was er ermittelt hatte. Um Pitts willen musste er unbedingt feststellen, welche Beziehung zwischen dieser Sache und Adinett bestand, wie auch um der Sache aller willen, sofern Remus tatsächlich wusste, wer der entsetzlichste Mörder war, der London je heimgesucht hatte – wenn er nicht sogar der entsetzlichste war, der je existiert hatte. Verglichen mit Jack the Ripper verblasste jeder andere Schrecken erregende Name.
    Mit gesenktem Kopf ging Tellman rasch davon und sah weder nach rechts noch nach links, um niemandem aufzufallen, der ihn kannte. Wo würde sich Remus um diese Stunde aufhalten? Es war kurz nach neun. Vielleicht war er noch zu Hause? Spät genug war er am Vortag zurückgekommen.
    Um Zeit zu sparen, nahm Tellman eine Droschke und nannte dem Kutscher Remus’ Anschrift.
    Angenommen, er war nicht zu Hause, wo konnte er sich dann aufhalten? Wohin würde er sich an diesem Morgen wenden? Was wusste er bereits, und welche Bestandteile des Puzzles musste er noch finden?
    Die Geschichte, der Remus auf der Spur war, hatte etwas mit einem gewissen Nickley zu tun, der allem Anschein nach mit der Kutsche seines Herrn auf der Suche nach den fünf bewussten Frauen durch Whitechapel gefahren war. Irgendjemand hatte sie auf unvorstellbar widerwärtige Weise zugerichtet,
nachdem dieser Nickley sie gefunden hatte. Warum gerade diese Frauen und nicht andere? Warum hatte der Mörder aufgehört, als es fünf waren? Es waren ganz gewöhnliche Frauen gewesen, die sich auf die eine oder andere Weise prostituierten. Es gab zehntausende wie sie. Doch wenn er Gracie richtig verstanden hatte, hatte sich jemand, wer auch immer das sein mochte, zumindest nach einer mit ihrem Namen erkundigt!
    Das Rütteln der Droschke vermochte nicht, ihn aus seiner Konzentration zu reißen. Offenbar war es nicht einfach so, dass ein Geistesgestörter blindwütig mordete. Es gab einen Plan. Warum hatte man Annie Crook aus dem Tabakladen in der Cleveland Street verschleppt, was steckte dahinter, dass sie plötzlich im Guy’s Hospital gelandet war? Dort hatte sich der Leibchirurg der Königin persönlich um sie gekümmert! Was war der Grund dafür? Wer war für die Kosten aufgekommen? Falls sie verrückt war, war sie wohl kaum ein Fall für einen Chirurgen.
    Und wer war der junge Mann, den man zur selben Zeit trotz heftiger Gegenwehr aus der Cleveland Street entführt hatte?
    Vor Remus’ Haus angekommen, entlohnte Tellman den Kutscher, forderte ihn aber auf, noch fünf Minuten zu warten. Dann ging er zur Tür und klopfte an. Die Haushälterin teilte ihm mit, Remus habe das Haus vor zehn Minuten verlassen, doch wisse sie nicht, wohin er gegangen sei.
    Tellman dankte ihr und ließ sich vom Droschkenkutscher zum nächstgelegenen Bahnhof bringen. Er wollte mit der Untergrundbahn nach Whitechapel fahren und von dort die wenigen hundert Meter bis zur Cleveland Street gehen.
    Auf dem Weg dorthin wälzte er immer wieder die Fragen in seinem Kopf hin und her. Sofern Remus nicht in der Cleveland Street war oder er ihn nicht finden konnte, würde er selbst herumfragen müssen. Einen günstigeren Ort, um damit anzufangen, schien es nicht zu geben. Es sah ganz so aus, als hätte die geheimnisvolle Geschichte mit Annie Crook hier ihren Anfang genommen. Es gab noch mehrere bisher unverbundene Einzelheiten, wie zum Beispiel die Frage, warum es wichtig war, dass es sich bei Annie Crook um eine Katholikin handelte.
    Vermutlich war der junge Mann nicht katholisch gewesen, und entweder seine oder ihre Familie hatte Einwände erhoben. Und ihr Vater, William Crook, war im Krankenhaus von St. Pancras gestorben.
    Wer war die kleine Alice, die ein Kutscher hatte überfahren wollen, und zwar nicht einmal, sondern gleich zweimal? Und was war der Grund? Was für ein Mann war das, der sich vornahm, ein siebenjähriges Kind aus dem Weg zu räumen?
    Ganz offensichtlich gab es noch viel zu erfahren. Wenn Remus Antworten auf diese Fragen hatte, musste Tellman sie auf die eine oder andere Weise aus ihm herausholen.
    Wer war der Mann, mit dem Remus im Regent’s Park zusammengetroffen war und der ihm allem Anschein nach Ratschläge erteilt und Anweisungen gegeben hatte? Und wer war der Mann, mit dem er sich im Hyde Park gestritten hatte? So wie ihn Gracie beschrieben hatte, war das nicht der Mann aus dem Regent’s Park!
    Er stieg am Bahnhof Whitechapel aus und ging rasch zur Cleveland

Weitere Kostenlose Bücher