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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nächtlichen Planscherei im Whirlpool -, um den Typ zu bewegen, auf zwei Drittel seines Nettovermögens zu verzichten. Zwei nackte Mädchen, die jung genug aussahen, um sich demnächst zu überlegen, was sie auf der Abschlußfete ihrer Schule anziehen sollten, tollten in dem sprudelnden Wasser mit einem Typ herum, der alt genug war, um es besser zu wissen. Sein Treiben würde bei den sittenstrengen Aktienbesitzern seiner schönen kleinen Hightech-Firma wahrscheinlich nicht allzu gut ankommen.
    Lees eigenes Leben folgte einem Ablauf, der an zwanghafte Monotonie grenzte, wie er es genannt hatte. Er stand früh auf und trainierte hart, arbeitete am Sandsack, machte Situps und stemmte Gewichte, bis er den Eindruck hatte, sein Körper würde die weiße Flagge hissen und sich mit krankhafter Arterienerweiterung rächen. Dann ging er an die Arbeit und machte ohne Pause durch, bis er es gerade eben noch zum Nachtschalter des McDonald’s-Drive-Through in der Nähe seiner Wohnung schaffte. Anschließend fuhr er - allein - nach Hause und versuchte zu schlafen, stellte aber stets fest, daß es ihm einfach nicht gelingen wollte, einen Zustand völliger Bewußtlosigkeit zu erreichen. Also tigerte er durch die Wohnung, schaute aus dem Fenster und dachte über sehr viele Dinge nach, an denen er nichts ändern konnte. Das »Was-wäre-wenn«-Buch seines Lebens war proppenvoll. Er mußte sich unbedingt ein neues kaufen.
    Es hatte ein paar positive Entwicklungen gegeben. Brooke Reynolds hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihm soviel Arbeit wie möglich zuzuschanzen, und es waren anständige, gut bezahlte Aufträge gewesen. Sie hatte auch dafür gesorgt, daß einige ehemaliger Kollegen vom FBI, die nun für Sicherheitsdienste arbeiteten, Lee angerufen und ihm anständig bezahlte Jobs angeboten hatten - natürlich mit Altersversorgung. Lee hatte sämtliche Offerten abgelehnt. Er wisse die Geste zu schätzen, hatte er Brooke Reynolds gesagt, aber er arbeite lieber allein. Er warf sich nicht gern in Anzüge. Er nahm nicht gern an Mittagessen teil, bei denen Tafelsilber benutzt wurde. Die Elemente des traditionellen Erfolgsbegriffs stellten zweifellos eine Gefährdung für Lees Gesundheit dar.
    Er hatte Renee oft gesehen, und bei jedem Treffen hatten sie sich besser verstanden. Nachdem alles vorbei gewesen war, war Lee etwa einen Monat lang nicht von ihrer Seite gewichen, um dafür zu sorgen, daß Robert Thornhill und Konsorten ihr nichts antun konnten. Nach Thornhills Tod hatte seine Besorgnis sich ein wenig gelegt, doch er hatte Renee eingeschärft, stets wachsam zu bleiben. In den Semesterferien würde sie ihn ein paar Tage besuchen. Vielleicht schickte er Trish und Eddie dann eine Postkarte und schrieb ihnen, was für einen tollen Job sie bei Renees Erziehung geleistet hatten. Oder auch nicht.
    Das Leben ist schön, sagte er sich immer wieder. Die Geschäfte laufen prima, du bist bei guter Gesundheit, und du hast wieder Kontakt mit deiner Tochter. Er lag nicht zwei Meter unter der Erde als Dünger, damit das Gras grüner wuchs. Und er hatte seinem Land gedient. Das alles war doch einfach toll. Was ihn zu der Frage brachte, warum er so unglücklich war. Warum es ihm so durch und durch beschissen ging. Natürlich wußte er es, aber er konnte absolut nichts dagegen tun. War das nicht wunderbar? Die Geschichte seines Lebens. Du weißt, wieso du den Moralischen hast, kannst aber nichts daran ändern.
    Das Scheinwerferlicht eines Wagens blitzte im Seitenspiegel auf. Lees Blick glitt sofort zu dem Fahrzeug, das soeben hinter ihm am Bordstein gehalten hatte. Es war kein Cop, der sich fragte, wieso Lee bereits seit ein paar Stunden hier parkte. Er runzelte die Stirn und schaute zu dem prachtvollen Haus hinüber. Hatte der geile Hightech-Mogul ihn entdeckt und ein paar Schläger herbestellt, um dem neugierigen Privatschnüffler die Fresse polieren zu lassen? Lee hoffte, daß dem so war. Auf dem Beifahrersitz lag eine Brechstange. Oh, Mann, das würde ihm Spaß machen. Ein paar Fieslingen so richtig was auf die Rübe zu geben, war vielleicht genau das Antidepressivum, das er brauchte; es würde die Ausschüttung der Glückshormone wieder in Schwung bringen. Vielleicht half es ihm wenigstens durch die Nacht.
    Erstaunt sah er, daß nur eine Person auf der Beifahrerseite ausstieg und zu seinem Wagen kam. Es war eine kleine, schlanke Gestalt, die einen knöchellangen Mantel mit Kapuze trug, nicht gerade die empfehlenswerteste Kleidung bei über

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