Die Verschwörung
als »zweitrangig« eingestuft wurden und wahrscheinlich nicht in der Lage wären, sich zu retten, denen aber ein höheres Maß an Schutz zugestanden wurde als dem Normalbürger. Selbst bei der völligen Vernichtung mußte politisch alles seine Ordnung haben.
Der Bunker war zu einer Zeit erbaut worden, als die Leute es noch für möglich hielten, einen direkten atomaren Treffer zu überleben, sofern sie sich tief unter der Erdoberfläche in einen stählernen Kokon einschlossen. Nachdem der atomare Holocaust den Rest des Landes vernichtet hatte, würden die politisch Verantwortlichen sich aus den Trümmern wühlen, auch wenn es dann nichts mehr gab, für das man noch politische Verantwortung hätte übernehmen können - es sei denn, für verdampfte Materie.
Das ursprüngliche oberirdische Gebäude war längst abgerissen worden, doch der Bunkerraum existierte noch immer. Er befand sich nun unter dem Gebäude eines seit Jahren leerstehenden Supermarkts. Vergessen von der Welt, diente der Bunker inzwischen bestimmten Personen, die für den größten Geheimdienst der USA arbeiteten, als Besprechungsraum. Die Sache war nicht ungefährlich, weil diese Konferenzen nichts mit den offiziellen Pflichten der Teilnehmer zu tun hatten und die Angelegenheiten, die bei den Treffen diskutiert wurden, ungesetzlich waren. An diesem Abend ging es um Mord, so daß man zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte.
Die superdicken Stahlwände waren mit einem Kupfermantel verstärkt. Dieser Mantel sowie Tonnen schallisolierender lockerer Erde zwischen dem Bunker und der Oberfläche boten Schutz vor neugierigen elektronischen Ohren, die im All oder sonstwo lauschen mochten. Niemand kam besonders gern in den unterirdischen Raum; er war unbequem und wirkte ironischerweise sogar auf Männer, die bekanntermaßen Sympathie für Heimlichtuerei empfanden, viel zu übertrieben. Doch die Erde wurde inzwischen von so vielen technisch hochgerüsteten Überwachungssatelliten umkreist, daß kaum ein Gespräch, das an der Oberfläche geführt wurde, vor Lauschern sicher war. Man mußte sich schon in der Erde vergraben, um vor seinen Feinden in Sicherheit zu sein. Und wenn es einen Ort gab, an dem Personen sich im begründeten Vertrauen darauf versammeln konnten, daß ihre Gespräche in einer Welt ausgeklügeltster Beobachtungs- und Abhörtechnologie nicht verfolgt werden konnten, dann war es dieser Bunker.
Die Männer, die sich an diesem Tag zu einem ihrer Treffen versammelt hatten, waren ausnahmslos grauhaarige Herren weißer Hautfarbe, von denen die meisten auf die Sechzig zugingen, das bei ihren Arbeitgebern übliche Rentenalter. Unauffällig und sachlich gekleidet, hätten sie Ärzte, Anwälte oder Anlageberater sein können. Es waren durchweg Männer von der Sorte, die man einen Tag, nachdem man ihnen das erste Mal begegnet war, schon wieder vergessen hatte. Anonymität war ihr Handwerkszeug. Bei Menschen wie ihnen hing das Leben - oder ein gewaltsamer Tod - von solchen Feinheiten ab.
Die Mitglieder dieser Clique kannten Tausende von Geheimnissen, die der Öffentlichkeit nie zugänglich gemacht werden konnten, weil sie mit einem Sturm der Empörung auf die Taten reagiert hätte, die für das Entstehen dieser Geheimnisse verantwortlich waren. Doch Amerika verlangte oft nach bestimmten Ergebnissen wirtschaftlicher, politischer, gesellschaftlicher oder anderer Natur, die nur zu erreichen waren, wenn man bestimmte Teile der Welt blutig schlug. Die Aufgabe dieser Männer bestand darin, Mittel und Wege zu finden, wie man so etwas in aller Heimlichkeit anstellte, damit kein schlechtes Licht auf die Vereinigten Staaten fiel und das Land vor den verfluchten internationalen Terroristen und anderen Ausländern geschützt blieb, denen es nicht paßte, wenn Amerika die Muskeln spielen ließ.
An diesem Abend hatte man sich im Bunker versammelt, um über die Planung des Mordes an Faith Lockhart zu diskutieren. Technisch gesehen war es der CIA aufgrund einer vom Präsidenten erlassenen Durchführungsverordnung zwar verboten, sich an Mordverschwörungen zu beteiligen, doch diese Männer, die ausnahmslos der CIA angehörten, waren heute abend nicht als Vertreter des Geheimdienstes anwesend. Es war eine eher private Zusammenkunft, und man war sich nahezu einig darüber, daß die Frau sterben mußte, und zwar bald. Ihr Tod war unerläßlich für das Wohlergehen der Vereinigten Staaten. Mochte es nicht einmal der Präsident wissen - die Anwesenden wußten
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