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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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hören kann, wenn ich still und aufmerksam bin.
    »Ich bin dir sehr dankbar für dein Angebot«, erwidere ich und nehme seine Hand. Sehe die weiße Linie, einen schwungvollen Haken zwischen Daumen und Zeigefinger – möglicherweise seine ganz persönliche Erinnerung an seinen Gang durch die Dornenhecke. »Aber ich kann mich besser konzentrieren, wenn ich allein bin.« Zuneigung in Stimme und Augen legen. Das fällt mir nicht schwer, ich mag Bojan.
    Wie ich gehofft habe, versteht er meine Antwort nicht als Zurückweisung, sondern lächelt und drückt meine Hand, bevor er sie loslässt. »Das kenne ich. Es ist nur so, dass du niemanden rufen kannst, wenn du Hilfe brauchst, und hinauf in die Halle sollst du ja nicht …«
    »Ich komme zurecht.« Ich greife nach dem letzten Buch, das ich in Arbeit hatte – Meerestiere im Aquarium  –, und lege es auf den Stapel der gut erhaltenen, aber nutzlosen Werke.
    »Wenn du mir einen Gefallen tun willst, könntest du am Abend wiederkommen und mich zurück ins Gewölbe begleiten. Ich habe nämlich kein Licht.«
    Bojan strahlt und verspricht es. Ich sehe ihm nach, als er geht, und überprüfe in Gedanken die Signale, die ich ausgesendet habe. Vielleicht hätte ich seine Hand nicht nehmen sollen. In den Sphären ist das eine sehr verbreitete und rein freundschaftliche Geste, aber hier draußen könnte sie mehr bedeuten. Obwohl Bojan weiß, dass Aureljo und ich ein Paar sind, macht er sich eindeutige Hoffnungen. Das hätte ich auch erkannt, wenn ich nicht jahrelang die Nuancen menschlicher Regungen studiert hätte.
    Ich nehme das nächste Buch zur Hand. Von der Einsamkeit des Menschen . Der Rücken ist gebrochen und vom Buchdeckel fehlt eine Ecke, sonst ist es in gutem Zustand. Trotzdem brauche ich lange, um es einem der Stapel zuzuordnen.
    Vielleicht sollte ich Bojan bitten, sich um Tomma zu kümmern.

2
    Es dauert zwei Tage, bis ich endlich wieder einen Streifen Himmel sehe, einen dämmrigen roten Himmel durch eins der Fenster in Quirins Säulenhalle. Das Glas ist intakt, was vermutlich den Metallstreben zu verdanken ist, die es in Quadrate unterteilen, in stabile, transparente Vierecke.
    Ich hatte mich auf den Anblick von Sonnenlicht gefreut, aber kaum hatte Bojan sich mit uns zur Halle hinaufgeschlichen, musste er uns auch schon in einem der Nebenräume verstecken.
    »Es gibt ein Neugeborenes«, erklärte er strahlend. »Und das bringen sie Quirin zur Aufnahme.«
    Auf mein Nachfragen hin erläuterte Bojan, dass der Clan Schwarzdorn seine Kinder schon in den ersten Tagen ihres Lebens mit der Härte der Wildnis bekannt macht. Symbolisch natürlich – ein winziger Stich mit einem Dorn, an eine Stelle, wo es nicht wehtut. »Dafür sind die Bewahrer auch zuständig.«
    Wir zucken zusammen, als draußen das Baby zu schreien beginnt.
    »Oje.« Bojan zieht eine Grimasse. »Da beschwert sich jemand.«
    Der Brauch erinnert mich an religiöse Rituale von früher. Taufen, Beschneidungen. Faszinierend, wie sie sich bei den Clans in Naturrituale gewandelt haben.
    Als man uns endlich holt, hat sich der Himmel bereits rot und dunkelblau verfärbt. Während ich den Blick keine Sekunde lang von den Farben wenden kann, den Wolken, den Lichtstreifen, vertiefen sich hinter mir Quirin, Aureljo und Dantorian in ein Gespräch, bei dem es um die Frage geht, ob Aureljo sich mit einem Grenzgänger treffen soll.
    Quirin ist skeptisch, er traut diesen Außenseitern nicht, die zwischen Sphären und Clans pendeln, ohne sich irgendwo dazugehörig zu fühlen. »Sie leben davon, Informationen zu verkaufen, und glaub mir, der Sphärenbund würde es sich einiges kosten lassen, zu erfahren, wo ihr seid und was ihr vorhabt. Das ist eine Versuchung, der keiner der Grenzgänger, die ich kenne, widerstehen könnte.«
    »Ich würde mich natürlich als Clanmitglied ausgeben, das mehr über die Sphäre wissen will, über die Sicherheitsvorkehrungen, die Anzahl der Außenwachen und die Arbeitsbereiche. Wenn Vienna 2 zum Beispiel eine Recyclingstation hat, gibt es dafür ein spezielles Belüftungssystem, mit einem eigenen Schacht, über den man unbemerkt in die Sphäre eindringen kann, wenn man weiß, wie.«
    Sie verlieren sich in technischen Details und ich höre nicht länger zu. Es wird jetzt schneller dunkel. Der Himmel ist blutrot, lila, schwarz und ich möchte hinaus, um den Wind zu spüren, der nun einsetzt.
    Mit diesem Wind schwebt ein Vogel heran, segelt in weiten Kreisen herab und landet auf dem höchsten

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