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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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das Leute von der Einwanderungsbehörde, ja, aber ich habe nach der Beschreibung das Gefühl, dass sie zu teure Kleidung anhatten. Ich glaube nicht, dass das Beamte waren.«
    »Que?« fragte Senora Mercedes Sherree. »Que dicen?«
    Sherree weigerte sich, den Blick von den Puppen zu heben, die sie in die Tacqueria mitgenommen hatte.
    »Die Frau meint, dass das keine Beamten waren, sondern eher Leute, die Nicola und ihrer Familie nichts Gutes wollten«, sagte Morrell auf spanisch.
    Mehr erfuhren wir nicht. Senora Mercedes hatte in den Jahren, die Nicola für die Baladines gearbeitet hatte, vielleicht viermal beobachtet, wie Senor Baladine Nicola nach Hause gefahren hatte, aber er war immer im Auto geblieben, so dass sie sein Gesicht nicht erkennen würde. Falls er an dem Tag vor Nicolas Tod bei ihr zu Hause gewesen war, hatte sie das nicht mitbekommen.
    Wir verließen die Tacqueria, nachdem wir uns bei Senora Mercedes bedankt hatten, Morrell kaufte Sherree an einem der Stände, an denen wir auf dem Nachhauseweg vorbeikamen, eine gefrorene Mango am Stil. In der Hochbahn gingen Morrell und ich das Gespräch noch einmal durch, das wir soeben geführt hatten, entdeckten aber keine neuen Aspekte.
    Auch die Geschichte mit Nicolas Leiche blieb ein Rätsel. Morrell sagte mir, er habe mit Vishnikov gesprochen, der sie nicht hatte finden können. Außerdem hatte Vishnikov inzwischen den Obduktionsbericht im Fall Frenada fertig: Der Mann war ertrunken, das bewies das Wasser in seinen Lungen.
    »Frenada war in der Nacht vor seinem Tod draußen bei den Baladines«, sagte ich. »Robbie Baladine hat ihn dort gesehen. Mich würde wirklich sehr interessieren, ob das Wasser in seiner Lunge aus einem Swimmingpool oder aus dem Lake Michigan stammt.«
    Morrell stieß einen lautlosen Pfiff aus. »Ich werde Vishnikov fragen. Allerdings weiß ich nicht, ob er mir auf diese Frage noch eine Antwort geben kann - die Leiche ist bereits gestern nachmittag freigegeben worden. Nun etwas ganz anderes: Ich habe gut mit Ihnen zusammengearbeitet, Sie zu Senora Mercedes gebracht und herausgefunden, welche Neuigkeiten es im Hinblick auf Lucian Frenada gibt. Würden Sie mir jetzt auch einen Gefallen tun?«
    »Wenn ich kann, sicher.«
    »Dann machen Sie morgen mit mir ein Picknick zum Vierten Juli. Ich besorge das Essen. Wir könnten an den Privatstrand gar nicht weit von meiner Wohnung gehen - ich kenne eine der Familien, die dort wohnt.«
    Ich musste lachen. »Nun, ich habe das Gefühl, dass ich das ohne weiteres kann. Danke. «
    Ich lächelte immer noch, als ich zu Hause ankam und Lemour in die Arme lief. Es sollte ziemlich lange dauern, bis ich wieder so locker und unbefangen lächeln konnte.

Ein Picknick am 4. Juli
    Freitag nacht verbrachte ich im Rogers-Park-Revier. Als wir dort ankamen, wurden meine Fingerabdrücke genommen, und man durchsuchte mich. Die Beamten machten eine Leibesvisitation, und Lemour sah mit glänzenden Augen dabei zu. Das einzige, was ich tun konnte, war, mich von der Situation zu distanzieren, genau so, wie es alle Gefängnisinsassen machen. Und im Verlauf der nächsten Wochen sollte ich in dieser Hinsicht noch eine Menge dazulernen.
    Die Polizei hat Vorschriften für die Befragung von Festgenommenen, aber wenn sie sich nicht daran hält, kann man kaum etwas dagegen machen - besonders an einem Freitagabend, vor einem Feiertag, wenn der Anwalt weiß Gott wo steckt. Ich versuchte, auf meinem Recht auf telefonische Beratung zu bestehen, aber Lemour und der Beamte im Revier schenkten mir keine Beachtung.
    Ich wurde in ein Vernehmungszimmer gebracht, in dem ich stundenlang ohne Wasser saß, während Lemour mich mit sinnlosen Fragen traktierte. Wann würde ich endlich zugeben, Kokain in meinem Besitz zu haben? Wie war ich an Robbie Baladine herangekommen? Immer wieder Fragen und Schläge im Wechsel. In unregelmäßigen Zeitabständen verließ er den Raum, und ein Uniformierter kam herein und sagte: »Sagen Sie ihm, was er wissen will; es wird sonst nur noch schlimmer.«
    Anfangs wiederholte ich immer wieder, dass ich Fragen nur im Beisein meines Anwalts beantworten würde. Ich betete, dass Freeman endlich auftauchte. Hatte Mr. Contreras meine Bitte, ihn anzurufen, verstanden?
    Nach einer Weile hörte ich ganz auf zu sprechen. Das machte Lemour nur noch wütender, und irgendwann versetzte er mir einen so heftigen Schlag, dass ich zu Boden fiel. Ich weiß nicht so genau, was als nächstes passierte - der Sergeant vom Revier schob

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